Flimmern, flanieren - frische Kunst am St. Johanner Markt

Saarbrücken. Wer diese Art von Kunst sehen will, muss sich warm anziehen. Aber Patricia Raven hat zur Sicherheit heißen Tee dabei. Es ist Samstagabend kurz nach acht, ziemlich kalt, und etwa drei Dutzend Menschen haben sich vor Ravens Yaa-Yaa-Laden am St. Johanner Markt versammelt, um sich Videofilme anzuschauen

 Warm angezogen für die Kunst: Beim Eröffnungs-Rundgang am Samstag musste man innere Wärme mitbringen. Fotos: Volker Schütz

Warm angezogen für die Kunst: Beim Eröffnungs-Rundgang am Samstag musste man innere Wärme mitbringen. Fotos: Volker Schütz

Saarbrücken. Wer diese Art von Kunst sehen will, muss sich warm anziehen. Aber Patricia Raven hat zur Sicherheit heißen Tee dabei. Es ist Samstagabend kurz nach acht, ziemlich kalt, und etwa drei Dutzend Menschen haben sich vor Ravens Yaa-Yaa-Laden am St. Johanner Markt versammelt, um sich Videofilme anzuschauen. Raven gehört zum kleinen Team, dass die Kunst in zwölf Schaufenster am Markt gebracht hat. Bei der St. Arnualer Pattonstiftung in der Saargemünder Straße und bei der Initiative Kunstraum Brebach in der Saarbrücker Straße sind ebenfalls Videos zu sehen. Loopingstar nennt sich das Ganze.Loopingstar ist ein grenzüberschreitendes Videokunstfestival. Auch in der Saargemünder Innenstadt gibt es in Schaufenstern Videos. Aber erst ab diesem Montag. Zum Wochenende habe es leider nicht geklappt, da habe es technische Probleme gegeben, erklärt Raven. Wie an der dritten Station des Saarbrücker Rundgangs. "Eben hat es noch funktioniert", sagt jemand. Aber jetzt ist der Bildschirm des Fernsehers im Schaufenster des Kawumm in der Kronenstraße schwarz. "Da hat wohl die automatische Zeitschaltuhr des Geschäfts den Strom abgeschaltet", vermutet jemand.

Auch wenn das Video erst wieder zu sehen sein wird, wenn der Laden geöffnet ist. Das Kawumm-Schaufenster zeigt etwas, das Loopingstar-Mitorganisator Frank Krämer als Teil des Konzepts versteht: Die Ladeninhaber nehmen durch die Dekoration des Bildschirmumfelds Einfluss aufs Videokunstwerk. Würde der Fernseher funktionieren, dann liefe da ein Video, in dem ein Mann Müll in einen dieser orangenen öffentlichen Abfallbehälter wirft. Der Boden des Behälters öffnet sich, und ein ganzer Haufen Müll landet auf der Straße. Die Kawumm-Leute haben diese Videokunst durch leere Getränkedosen ergänzt, die sie auf den Fernseher gestellt haben. Im Schaufenster einer Papeterie in der Obertorstraße hat Krämer selbst eine getrocknete Rose auf den Fernseher gelegt, auf dessen Bildschirm Ann-Marie Stoehrs "Foto-Lovestory" flimmert.

Aus etwa 80 eingereichten Videos haben die Loopingstar-Macher die ausgewählt, die noch bis zum 24. Januar zu sehen sind. In Saargemünd wird es am letzten Tag zum Abschluss des Festivals um 20.30 Uhr einen Rundgang geben. Treffpunkt ist die Brasserie Terminus in der Nähe des Bahnhofs.

In Saarbrücken zeigen die Loopingstar-Organisatoren die Kunst mal auf dem Bildschirm eines wuchtigen Fernsehers, mal auf der flachen Projektionsfläche eines in einem Bilderrahmen platzierten iPad. Mal sind es Geschichten, die in wenigen Sekunden erzählt werden, mal dauert es etwas länger - etwa im Fenster des Eiscafé De Lorenzo. Dort lassen Mona Jas und Holger Friese acht Jahre eines Lebens Revue passieren anhand der Dinge, die ein Mensch in dieser Zeit beim Internetauktionshaus eBay ver- und ersteigert hat. Man könnte dort ewig stehenbleiben und zuschauen, wie auch vor der Buchhandlung St. Johann in der Kronenstraße, wo Véronique Verdet schwarze und weiße Kügelchen auseinandertriften und wieder zusammenfinden lässt. Man muss nur warm angezogen sein.

 In der Papeterie . . .

In der Papeterie . . .

 . . . im Yaa-Yaa . . .

. . . im Yaa-Yaa . . .

 . . . im Buchladen: Überall am Markt lockt die Kunst.

. . . im Buchladen: Überall am Markt lockt die Kunst.

loopingstar.de

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