Astronaut Matthias Maurer Fliegt ein Saarländer mit den Chinesen ins All?

Oberthal-Gronig/Köln · Der aus Oberthal-Gronig stammende Matthias Maurer könnte der nächste Deutsche im Weltraum sein. Dafür lernt er auch Chinesisch.

 Matthias Maurer hat im September seine Astronauten-Grundausbildung bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) beendet. Jetzt trainiert der 47-Jährige für kommende Missionen.

Matthias Maurer hat im September seine Astronauten-Grundausbildung bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) beendet. Jetzt trainiert der 47-Jährige für kommende Missionen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Fast 200 Tage hat Alexander Gerst – Spitzname: Astro-Alex – im vergangenen Jahr im Weltraum verbracht; und dabei weltweit für Furore gesorgt, unter anderem mit seinen spektakulären Fotos aus dem All, die er in den sozialen Netzwerken verbreitete. Doch auch für einen Kollegen aus dem Saarland war 2018 ein ganz besonderes Jahr: Matthias Maurer hat im September seine Astronauten-Grundausbildung bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) abgeschlossen. Derzeit trainiert der 47-Jährige aus Oberthal-Gronig für kommende Missionen.

Maurer könnte nach Gerst der nächste Deutsche sein, der ins All fliegt. Als einer von drei Esa-Astronauten lernt er Chinesisch – einer von ihnen könnte 2023 als erster Ausländer zur geplanten chinesischen Raumstation fliegen. Das Überleben und die Rettung nach einer Notlandung im Meer hat Maurer in China schon trainiert.

„Es wäre eine große Ehre, daran teilzunehmen. Und ein Traum, den ich als Erwachsener habe“, sagt Maurer, der sei Juli 2015 Mitglied des Europäischen Astronautenkorps in Köln ist. Aber ob er tatsächlich mit den Chinesen ins All fliegen wird, ist noch nicht entschieden.

Maurer verfolgt das Weltraumprogramm der Chinesen ganz genau. Die Landung der Sonde „Chang’e 4“ und den Start des Mond-Rovers „Jadehase 2“ hält er für große wissenschaftliche Erfolge. „Spannend dürfte es auch werden, wenn bei der Mission Chang’e 5 noch dieses Jahr Gesteinsproben vom Mond auf die Erde gebracht werden sollen“, sagt er. „Wir planen eine vergleichbare, jedoch deutlich komplexere Mission zum Mars, die im Jahr 2026 starten könnte.“ Voraussetzung sei allerdings, dass die Esa-Ministerratssitzung der Finanzierung im November 2019 zustimme.

Für Maurer selbst könnte es vorher noch zur Internationalen Raumstation ISS gehen – und zwar im Jahr 2021. „Aber auch das ist noch nicht entschieden, denn wir sind sieben Astronauten im Astronautenteam und jedes Jahr darf nur einer von uns zur ISS fliegen“, erklärt Maurer. „Die Entscheidung darüber, wer fliegt, fällt der Generaldirektor der Esa in Rücksprache mit den Mitgliedsländern. Aber dass ich zur ISS fliege, ist die wahrscheinlichste Option. Ich trainiere, bin optimistisch und lasse das auf mich zukommen.“

Die Raumstation leistet nach seiner Ansicht auch einen Beitrag zur internationalen Kooperation. „Das ist ein positiver politischer Beitrag. Der lässt sich nicht ohne weiteres messen“, sagt Maurer. „Aber klar ist: Politischer Streit spielt auf der ISS keine Rolle.“ Zwischen Besatzungsmitgliedern – egal ob Amerikaner, Russen oder Europäer – herrsche Vertrauen. Das müsse auch so sein. Anders gehe es nicht.

Darüber hinaus ist für den Saarländer der Mond ein spannendes Thema. Maurer hält den Mond für ein wichtiges Ziel der Raumfahrt. Auf dem Erdtrabanten lasse sich erlernen, wie man Ressourcen auf dem Mars für Aufenthalte dort nutzen kann. „Insofern ist der Mond so etwas wie ein Sprungbrett zum Mars.“ Es gehe etwa darum, Sauerstoff und Trinkwasser aus dem Mondboden zu gewinnen und dort vorhandene Materialien mit einem 3D-Drucker zu formen.

Der Mond bleibe daher auch ein halbes Jahrhundert nach der ersten bemannten Landung dort interessant, findet Maurer. Die damalige „Apollo 11“-Mission sei für ihn ein Symbol für Forscherdrang. „Es war wohl das bisher aufregendste Abenteuer in der Geschichte der Menschheit“, sagt der Astronaut. „Heute hätte man gar nicht mehr das Budget, um einen solchen Wettlauf zu gewinnen.“ Der Rechtfertigungsdruck gegenüber der Öffentlichkeit sei für Raumfahrtorganisationen inzwischen viel größer.

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