Flatternde Neubürger im Garten

Wallerfangen · Auch zum Ende des Sommers können noch spannende Begegnungen mit Insekten gelingen. So flattern beispielsweise noch viele Karstweißlinge herum, die sich als Neubürger im Saarland etabliert haben.

 Früher war der Karstweißling nur im Mittelmeerraum zuhause. 2008 wurde er erstmals nördlich der Alpen gesichtet. Nun ist er auch bei uns sehr verbreitet. Foto: Hannes Petrischak

Früher war der Karstweißling nur im Mittelmeerraum zuhause. 2008 wurde er erstmals nördlich der Alpen gesichtet. Nun ist er auch bei uns sehr verbreitet. Foto: Hannes Petrischak

Foto: Hannes Petrischak

Bis weit in den Herbst hinein kann man etwa auf Efeublüten, die gern von Fliegen besucht werden, eine schlanke, gelb-schwarz gemusterte Wespe beobachten. Gerät eine Fliege in ihr Gesichtsfeld, richtet sie hoch konzentriert ihre Augen und Fühler auf sie aus und schleicht sich mit langsamen Bewegungen wie eine Raubkatze an ihre Beute heran. Ist sie nah genug, springt sie blitzschnell ab und packt zu. Nicht selten kann die Fliege entkommen - falls die Wespe aber zugreifen kann, krümmt sie den Hinterleib herum und sticht der Fliege sofort in die Nähe der Beinansätze. Innerhalb von Sekundenbruchteilen ist das Opfer gelähmt, wird auf den Rücken gedreht und am Rüssel gepackt.

Nun fliegt diese Grabwespe, die den wenig schmeichelhaften Namen "Kotwespe" trägt, mit ihrer Beute zu ihrem Bau, den sie, vor allem im sandigen Boden, in der Erde angelegt hat. Die letzten Zentimeter zum Eingang legt sie zu Fuß zurück. Ein kleiner Erdhügel umgibt den offenen Nesteingang. Ein mindestens 30 Zentimeter langer Gang führt in die Tiefe. An seinem Ende liegen eine oder mehrere Nistzellen. Zu den hier eingetragenen Fliegen legt die Kotwespe schließlich ein Ei und verschließt die Zelle. Die bald schlüpfende Larve ist mit Nahrung versorgt.

Unter den weißen Schmetterlingen, die jetzt noch zahlreich durch Vorgärten fliegen, finden sich längst nicht mehr nur "normale" Kohlweißlinge. Seit 2013 ist im Saarland der Karstweißling nachgewiesen, der mittlerweile fast überall sehr häufig ist. Er ist im weiteren Mittelmeerraum in trockenen, felsigen Landschaften verbreitet. In der Schweiz und im Freiburger Raum zeigte er sich im Jahr 2008 erstmals nördlich der Alpen. Er profitiert von den in Gärten häufig gepflanzten, weiß blühenden Schleifenblumen, die seine Raupen bei uns als Nahrungspflanze nutzen. Man muss genau hinschauen, um den Karstweißling zu identifizieren: Große, eckige Flecken in der Flügelmitte, die beim sehr ähnlichen Kleinen Kohlweißling rund sind, kennzeichnen die Weibchen. Außerdem reicht beim Karstweißling der schwarze Fleck der Flügelspitze am Rand weiter herab. Das sicherste Merkmal liefern die jungen Raupen, deren Kopf in den ersten beiden Entwicklungsstadien schwarz ist - beim Kleinen Kohlweißling grün.

Die Expansion des Karstweißlings durch Deutschland in Richtung Nordosten schreitet übrigens weiter voran.

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Auf einen Blick Von Sonntag an bis zum 3. Oktober stellt Hannes Petrischak im Haus Saargau in Wallerfangen-Gisingen (Zum Scheidberg 11) 48 großformatige Makrofotos von Insekten aus dem Saar-Mosel-Raum aus, darunter Aufnahmen von seltenen Schmetterlingen aus dem Bliesgau, dem Hunsrück oder von den Weinbergen an der Mosel, aber auch von Wildbienen und Wespen , die sich im eigenen Garten beobachten lassen. Die Eröffnung mit Kurzvortrag ist am Sonntag, 11. September, 11 Uhr. Geöffnet: Mo bis Mi, sonntags und am Feiertag 14-17 Uhr; Do und Fr jeweils von 10-12 Uhr. Der Eintritt ist frei. Hannes Petrischak ist Geschäftsführer der Stiftung Forum für Verantwortung in Saarbrücken und im Vorstand der Delattinia, der Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes, tätig. In Kürze wechselt er allerdings zur Heinz Sielmann Stiftung nach Brandenburg und wird dort für Naturschutz zuständig sein. red

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