Filmwissenschaftler warf kritischen Blick auf die Ostzeit

Saarbrücken. Trotz gleichzeitiger Ophüls-Eröffnung waren am Montag einige Besucher ins Saarländische Künstlerhaus gekommen, um sich die Texte des 1951 in Halle geborenen Autors, Filmwissenschaftlers und Filmemachers Thomas Knauf über die DDR und die Wendezeit anzuhören

Saarbrücken. Trotz gleichzeitiger Ophüls-Eröffnung waren am Montag einige Besucher ins Saarländische Künstlerhaus gekommen, um sich die Texte des 1951 in Halle geborenen Autors, Filmwissenschaftlers und Filmemachers Thomas Knauf über die DDR und die Wendezeit anzuhören. "Rückwärts in die Zukunft" sind sie überschrieben und werfen einen kritischen Blick auf die Ostzeit, genau wie die gleichzeitig auf die Wand projizierten Fotos Eindrücke von über 20 Jahren DDR verschaffen. Er stamme zwar aus der DDR, erzählt Knauf, aber seine Mutter sei eine gebürtige Saarländerin aus Dirmingen. Die Texte zu den Bildern seien nach diesen, um 1989/90, entstanden. Darunter "Chemie und Liebe" über das "abscheuliche, dreckige Halle". Während zahlreiche Schwarz-Weiß-Aufnahmen von beschmierten Fliesenwänden, leeren Lagerhallen, monumentalen Kastenbauten und spießigen Zimmern über die Wand flimmern, liest Knauf leise, manchmal stockend vom Kommuneleben, von Bulldozern, die alles plattwalzen, und vom wegsanierten letzten Stückchen Altstadt.Autowracks in Hinterhöfen, Fabriken in Berlin-Ost, Gebäudetrümmer hinter Zäunen, Knaufs Bilder zeugen von großer Leere und wütender Trostlosigkeit. Genau das spiegeln auch seine Texte, fein gesetzte Sentenzen gehen zu leichtem Zynismus und bitteren Sarkasmus über, bemühen sich um genaue Analyse, wenn sie auch, wie beim im "Lettre" erschienen "Tagebuch des Teufels" über den "rasanten Ausverkauf der Ex-DDR nach der Wende", etwas zu plakative Argumentationen über die Kirche des Kapitals nicht immer umgehen. Sie machen den kalten Wind der Einheit spürbar, die für manche mehr Rolle rückwärts denn vorwärts war. rr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort