Film übers Nauwieser Viertel ist Facebook-Hit

Saarbrücken. Das plötzliche Interesse an seinem Film "Vierviertel" überraschte den jungen Saarbrücker Filmemacher Philipp Majer (29). "Der Film ist ja nicht gerade neu, sondern von 2009." Über Facebook hatte sich vergangene Woche der kurze Dokumentarfilm übers Nauwieser Viertel in Windeseile verbreitet. "Und das ganz ohne mein Zutun", erklärt Majer

Saarbrücken. Das plötzliche Interesse an seinem Film "Vierviertel" überraschte den jungen Saarbrücker Filmemacher Philipp Majer (29). "Der Film ist ja nicht gerade neu, sondern von 2009." Über Facebook hatte sich vergangene Woche der kurze Dokumentarfilm übers Nauwieser Viertel in Windeseile verbreitet. "Und das ganz ohne mein Zutun", erklärt Majer. "Irgendjemand hat den Film wohl auf meiner Internetseite entdeckt."Erfahren hat Majer es erst, als sein Webmaster ihn anrief und sagte: "Du hattest heute über 3000 Klicks auf deiner Homepage." Nicht nur die Kommentare auf Facebook freuen ihn, sondern auch die vielen Mails, die er seitdem erhalten hat. "Mir wird ganz warm ums Herz", schreibt eine Nutzerin, die den Film auf ihrem Profil teilt.

Andere kommentieren "schöner Film", "toll eingefangen" und "man muss das Nauwieser Viertel einfach lieben".

Seit 2010 hat sich Majer mit seiner Firma "Bunkhouse Filmmakers" selbstständig gemacht. "Eigentlich ist es ein Ein-Mann-Betrieb. Von Script bis Schnitt mache ich alles. Aber manche Projekte realisiere ich mit anderen Filmschaffenden, und häufig brauche ich die Manpower meiner Freunde. Deshalb heißt es 'Filmmakers'." "Vierviertel" hat er allerdings allein gemacht, "weil der Film die Abschlussarbeit meiner dreijährigen Ausbildung zum 'Mediengestalter Bild und Ton' war", sagt er und schmunzelt. Ein Film stehe und falle mit seinen Darstellern, findet Majer. Die vier Protagonisten seines Viertel-Films sind bekannte Gesichter des Stadtteils. Ungeschminkt, ehrlich, sympathisch und in ihrer vertrauten Umgebung erzählen eine Putzfrau, ein Theker, der auch Musiker und Autor ist, ein Plattenladen-Besitzer und ein Kebabverkäufer über ihr Leben.

Start mit Musikvideos

Majer gelingt ein atmosphärisches Porträtstück, nicht nur der Menschen, sondern auch des Viertels. "Vier Viertel ergeben dann ein Ganzes", erklärt er das Wortspiel im Titel.

Aber "Vierviertel" ist auch ein Musiktakt und Majer spricht häufig vom "Rhythmus", von "Gefühl für Längen" und "richtigem Tempo" , wenn er seine Arbeit beschreibt.

"Ich bin eigentlich über Musikvideos zum Film gekommen", erinnert er sich. In seinem Portfolio sind nicht nur Musikvideos und kurze Filme, sondern auch viele Werbespots für namhafte Kunden wie Dekra, Bosch, Villeroy & Boch oder das Bundesministerium für Arbeit. "Davon", sagt er, "bezahle ich meine Miete und die Brötchen." Seit ein paar Monaten muss der Filmemacher auch die Miete seines Schnittstudios in der Stengelstraße 8 bezahlen. Bei der Werbeagentur 310Design hat er sich ein 20 Quadratmeter großes Zimmer gemietet. "Ich bekomme von den '310ern' auch Aufträge und kann hier Leute empfangen. Es war schon komisch, wenn ich beispielsweise einen Regisseur vom SR bei mir in der Küche sitzen hatte."

Auch für andere Sender hat er schon gearbeitet. "Im Moment bin ich sehr zufrieden, wie sich das alles entwickelt. Ich kann interessante Sachen für Kunden machen und habe noch genug Zeit, um mich kreativ auszutoben und eigene Projekte zu realisieren."

Letztes Jahr lief beim Filmfestival Max Ophüls Preis der szenische Kurzfilm "Selbstmord für Anfänger", den er mit seinem Freund und freien Regisseur Marc A. Misman (37) realisiert hat. "Gewonnen haben wir zwar nicht, aber die Leute haben sehr gelacht."

Ob er als junger Filmemacher in Saarbrücken richtig aufgehoben ist, wird er oft gefragt. Manchmal fragt er sich das sogar selbst. Aber die Provinz erlebt er als Chance. "In einer Stadt wie Berlin sitzt an jeder Ecke ein Filmemacher. Hier nicht. Außerdem habe ich hier meine Freunde."

bunkhouse.de

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