Feuer im Hörsaal, Begeisterung pur

Saarbrücken. Im Großen Hörsaal der Biochemie-Fakultät an der Uni in Saarbrücken riecht es nach Glühwein, auf den Tischen der Studenten liegen Plätzchen, an der Tafel hängt eine Lichterkette. Der Hörsaal ist voll, geradezu überlaufen, wie am ersten Vorlesungstag der Erstsemester

 Weihnachtlich-explosives Team: Chemie-Professor Guido Kickelbick (rechts) und Vorlesungsassistent Andreas Adolf. Foto: Steve Welter

Weihnachtlich-explosives Team: Chemie-Professor Guido Kickelbick (rechts) und Vorlesungsassistent Andreas Adolf. Foto: Steve Welter

Saarbrücken. Im Großen Hörsaal der Biochemie-Fakultät an der Uni in Saarbrücken riecht es nach Glühwein, auf den Tischen der Studenten liegen Plätzchen, an der Tafel hängt eine Lichterkette. Der Hörsaal ist voll, geradezu überlaufen, wie am ersten Vorlesungstag der Erstsemester.

Chemieprofessor Guido Kickelbick spuckt Feuer, sein Vorlesungsassistent Andreas Adolf lässt Flammen auf einen Schneeball lodern, Hörsaalbänke hüllen sich in Rauchschwaden und lassen die Studenten reihenweise husten und niesen. Spätestens wenn Gummibärchen in einem Riesen-Reagenzglas umhüllt von weißen Rauchsäulen auf und niedertanzen, wird klar: Das ist kein normaler Unterricht, sondern publikumsnahe Weihnachtsvorlesung. Kickelbick, Professor für Anorganische Festkörperchemie, und sein dreiköpfiges Team bringen die Studenten mit 31 Experimenten rund um das Thema "Feuer und Eis im Chemielabor" in feierliche Ferienstimmung. Dabei versteht es Kickelbick, die Studenten in die Vorlesung einzubinden, während sein Team ein unter das Pult gefallenes Stück Phosphor sucht, sagt er gelassen: "Wenn Sie hier vorne in der ersten Reihe etwas brennen sehen, bitte Bescheid sagen." Die Studenten brechen in spontanen Applaus und Gelächter aus, als der Professor seine Alternative zur verbotenen Glühbirne vorführen lässt: eine Saure-Gurken-Lampe. Die Gurke leuchtet unter Strom tatsächlich gelb. "Weil ihr Salz den Lichtbogen weiterleitet", wird Adolf später erklären. Diese Saure-Gurken-Lampe ist aber nicht der einzige Beitrag zum Thema Energiegewinnung aus natürlichen Stoffen. Auch Seifenschaum kann Vorlesungsassistent Andreas Adolf brennen lassen. Professor Kickelbicks Rat an die saarländischen Politiker: "Wenn sie überlegen, wie sie mehr Energie gewinnen, müssen sie mehr Schaum schlagen."

Als ein Weihnachtsbaum in Flammen aufgeht, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt, ein Feuerwerk schließt die Vorlesung und hinterlässt Brandflecken auf der Tafel. Auf besorgte Blicke des Professors zuckt Assistent Adolf nur lässig mit den Achseln.

Und was nehmen wir außer den Ideen zur alternativen Energiegewinnung aus dieser Vorlesung mit? Kickelbick knüpft die Experimente an Bibelgeschichten und deckt so auf, dass es in der Hölle vielleicht heiß hergeht, aber nicht rot ist. Denn Schwefel verbrennt unter blauer Flamme.

Die Weihnachtsvorlesung der Chemie ist mittlerweile Tradition, eingeführt hatte sie vor 26 Jahren der inzwischen pensionierte Professor Michael Veith. Als Veiths Nachfolger hat Kickelbick die Vorlesung zum ersten Mal gehalten. "Das sind große Fußstapfen, in die er treten musste, aber Kickelbick hat es gut gemacht", sagt Chemiestudent Frederick Walte.

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