Festungs-Baukunst tritt zutage

Saarlouis. Beim Ausschachten der Grube für die luxuriöse Wohnanlage "Contregarde Vauban" mit 61 Wohnungen in einer Top-Wohnlage hart am Rand der City von Saarlouis sind wie erwartet Fundamente der Westecke der Wasserfestung zutage getreten, die der französische Militärarchitekt S&;bastien Le Prestre de Vauban ab 1680 gebaut hat

 Westliches Eck der Wasserfestung Saarlouis: Hauptgraben (rechts), Ravelin-Graben mit Wehr ("Batardeau") und Pulvermagazin (vorne). Foto: Thomas Seeber

Westliches Eck der Wasserfestung Saarlouis: Hauptgraben (rechts), Ravelin-Graben mit Wehr ("Batardeau") und Pulvermagazin (vorne). Foto: Thomas Seeber

Saarlouis. Beim Ausschachten der Grube für die luxuriöse Wohnanlage "Contregarde Vauban" mit 61 Wohnungen in einer Top-Wohnlage hart am Rand der City von Saarlouis sind wie erwartet Fundamente der Westecke der Wasserfestung zutage getreten, die der französische Militärarchitekt S&;bastien Le Prestre de Vauban ab 1680 gebaut hat. Unerwartet aber hat sich im Boden viel mehr erhalten, als nach der Entfestigung Ende des 19. Jahrhunderts und der Bebauung mit einem Schlachthof erwartet worden war. Derzeit lässt sich die Funktion der Wasserfestung, die nie einem Feind standhalten musste, studieren wie seit hundert Jahren nicht. Aus der Höhe ist der 40 Meter breite Hauptgraben zu erkennen, der Wasser aus der Saar zuführte (heute Saaralt-arm). Ein so genannter Ravelin-Graben zweigt davon ab. Die mit Widerlagern verstärkten Mauern sind gut zu erkennen. Das Wasser in diesem Graben sperrte ein so genanntes Batardeau ("Grabenbär") ab. Daran entlang in preußischer Zeit gebaut Pfeiler einer Brücke für einen Fußweg. Unbekannt bisher war ein unterirdisches Lager wohl für Pulver-Komponenten. Saarlouis wächst derzeit nach dem Muster, das Ende des 19. Jahrhunderts angelegt wurde. Entlang der Hauptgräben und der Mauern entstand urbane Bebauung. Jüngst eröffnet, platziert sich der neue Platz "Kleiner Markt" außerhalb der alten Festungs-Proportionen - holt aber eine Geschäftsstraße, die nach 1900 gebaut wurde, endgültig in die Stadt herein. Auch das "Contregarde Vauban" der städtischen "Gemeinnützigen Bau und Siedlungs GmbH" (GBS) wird Teil eines neuen Stadt-Portals. An der Straße entstehen weitere neue Bauten, zuletzt ein Ärztehaus. Die Stadt sieht Wohnraum-Bedarf für ein betuchtes Publikum. Einige hundert Meter vom "Contregarde" entfernt entstehen drei "Parkvillen" mit rund 35 hochwertigen Wohnungen. Ein Stück weiter plant ein Investor den "Park Herpin". In einem Schlosspark sollen 14 Einfamilien-Häuser entstehen. Die Entdeckungen an der Westecke sorgten für viel grummelnde Diskussion in Saarlouis, öffentlicher Widerstand gegen das Abtragen etwa der Häfte der alten Substanz aber formierte sich kaum. Das Landesdenkmalamt hatte einen Kompromiss erreicht, der Stadtrat dem Projekt fast komplett zugestimmt. Die Abwägung zwischen Denkmal und Wohnbau, so die GBS, "fiel zu Gunsten beider". Einige Mauern und das Batardeau werden als Teil der Wohnanlage öffentlich zugänglich gemacht.

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