Merzig verliert das Kreisheimatmuseum Fellenbergmuseum steckt in der Krise

Merzig · Merzig verliert das Kreisheimatmuseum. Ist das eine Beerdigung auf Raten für das Schloss Fellenberg?

 Das Museum Schloss Fellenberg in Merzig soll kulturelles Zentrum bleiben. Doch die Mittel wurden reduziert. Foto: Doris Moll/Museum

Das Museum Schloss Fellenberg in Merzig soll kulturelles Zentrum bleiben. Doch die Mittel wurden reduziert. Foto: Doris Moll/Museum

Foto: Doris Moll/Museum

Als sich Jürgen Schreier 2007 als Kultusminister verabschiedete, war er stolz wie Oskar, insbesondere als Kreisvorsitzender der CDU Merzig-Wadern: "Es ist mir gelungen, Merzig mit dem Museum Schloss Fellenberg in den Kreis der saarlandweit interessanten Museen zu bringen", sagte er damals in einem Bilanzinterview. Tatsächlich hatte sich der Standort überregional als kleine, feine Ausstellungs-Adresse etabliert, dazu trugen vorrangig die Landeskunstausstellungen bei, aber auch der von Museums-chefin Ingrid Jakobs initiierte Monika-von-Boch-Fotografiepreis. Auch bei der aktuellen "SaarArt" gehört das Museum Schloss Fellenberg wie selbstverständlich dazu. Doch ob das Haus bei der nächsten Ausgabe noch mitmachen wird, ist fraglich. Dunkle Wolken hängen über dem Museum, das keine reine Kunst-Adresse ist, sondern in den oberen Etagen zusätzlich Kreisheimatmuseum und Kreisarchiv beherbergt. Hinzu kommen Lesungen, Talkrunden und Kammerkonzerte - man fährt also ein Mischkonzept. Eigentümer und Betreiberin des schmucken historischen Anwesens ist die Kulturstiftung des Landkreises Merzig-Wadern, die zu gleichen Teilen vom Landkreis selbst wie auch von der Sparkasse Merzig-Wadern getragen wird.

Kürzlich nun kursierten Schließungsgerüchte. Die sind falsch, wie SZ-Recherchen ergaben. Aber die Fellenberg-Chefin sagt: "Wir liegen auf der Palliativstation". Fest steht: Das Haus wird in der jetzigen Struktur nicht fortgeführt. Die Schließung des Heimatmuseums ist bereits beschlossen. Was ist los?

Vordergründig ließe sich alles unter dem Stichwort Finanzkrise abhandeln. Einer der Hauptgeldgeber der Einrichtung, die Sparkasse Merzig-Wadern, hat die Sponsorengelder für Veranstaltungen um 70 Prozent zurückgefahren, von 18 000 Euro auf 5500 Euro in diesem Jahr. Außerdem hat die Kulturstiftung an weiteren Haushalts-Stellschrauben gedreht, so dass im gesamten Sachkostenbereich im Vergleich zu 2014 etwa 50 000 Euro weniger zur Verfügung stehen. Die Öffnungszeiten wurden reduziert, Eintrittsgelder eingeführt, die Museums chefin zur Einnahmen-Optimierung verpflichtet. Was Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU) etwa wie folgt begründet: Die Landkreise stünden im Zuge der Verwaltungsreform-Debatte stärker unter Beobachtung. Kultur zähle nicht zu den Kernaufgaben. Die Sparkasse wiederum beruft sich auf den gestiegenen Kostendruck bei den Kreditinstituten. Man achte bei Unterstützungsleistungen stärker auf Kosten-Nutzen-Aspekte, so Vorstand Frank Jakobs gegenüber der SZ.

Für die Museumschefin wirkt das so: "Wir werden ausgehungert. Je weniger Veranstaltungen wir anbieten, desto weniger Besucher und Einnahmen haben wir. Man kann das Haus dann irgendwann mit dem Hinweis auf mangelnde Akzeptanz schließen." Irgendwann? 2019 wäre eine passende Zäsur. Dann nämlich geht Ingrid Jakobs (63) in Rente. Sie ist hauptberuflich Gymnasiallehrerin, hat eine halbe Stelle, der Landkreis bezahlt sie als Halbtagskraft, jedoch darf sie sechs Lehramts-Deputatsstunden pro Woche für ihre Museumsaufgabe einsetzen. Insofern ist auch das Land Mitfinanzier des Fellenbergmuseums, und würde dies auch bleiben, so eine SZ-Nachfrage im Kultusministerium. Allerdings müsse ein tragfähiges Konzept vorliegen, heißt es. Genau daran könnte es scheitern.

Denn auf Landkreis-Ebene ist längst entschieden, die Halbtagsstelle von Jakobs zu streichen - ohne das Haus ganz zu schließen. Ein Museum ohne Leitung? Klar ist für die Kulturstiftung nur, dass das Haus Kulturort bleiben soll, jedoch reduziert wird auf die untere Etage. Das Heimat-Thema will man zukünftig durch temporäre Ausstellungen aufbereiten, das Obergeschoss soll vermietet werden. "Wir werden uns konzeptionell neu aufstellen", verspricht Schlegel-Friedrich.

Die Basis dafür liefert ein kulturtouristisches Gutachten, das für Fellenberg traurig ausfiel: geringe Besucherzahlen (10 000 jährlich), minimale Eigeneinnahme-Quote, unklares Profil, mangelnde Wahrnehmung. "Ein überregionaler Anspruch ist mit diesem kleinen Haus nicht zu erfüllen", steht für Landrätin Schlegel-Friedrich fest. Für Museumschefin Jakobs keineswegs. Sie kritisiert, dass man gar nicht erst versuche, das Haus gesund zu machen, stattdessen "zerrütte" man die mühsam aufgebaute Reputation.

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