Feierlich bis alltäglich: Autorennachwuchs liebt die kurzen Formen

Saarbrücken. Tradition hat die Veranstaltung "Heldentod auf Seite 3" im Saarländischen Künstlerhaus (Karlstraße 1) in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Schriftstellerverband (VS Saar), bei der Klaus Behringer von ihm ausgesuchte Nachwuchsautoren vorstellt. Am Montag gab es im Künstlerhaus vor voll besetzten Stuhlreihen die fünfte Ausgabe

 Junge Autoren ohne Buch im Saarländischen Künstlerhaus: (von links) Fabian Heisel, Moritz Klein, Moderator Klaus Behringer und Ralf Peter. Foto: Iris Maurer

Junge Autoren ohne Buch im Saarländischen Künstlerhaus: (von links) Fabian Heisel, Moritz Klein, Moderator Klaus Behringer und Ralf Peter. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Tradition hat die Veranstaltung "Heldentod auf Seite 3" im Saarländischen Künstlerhaus (Karlstraße 1) in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Schriftstellerverband (VS Saar), bei der Klaus Behringer von ihm ausgesuchte Nachwuchsautoren vorstellt. Am Montag gab es im Künstlerhaus vor voll besetzten Stuhlreihen die fünfte Ausgabe. Entwickelt hat sich die Reihe 2007 aus den legendären Poetry-Slam-Abenden des VS heraus, die sich, so Behringer, aber irgendwie überlebt hatten. Um das junge Publikum auch weiter an die hiesige Literaturszene zu binden, hatte er die Idee, Nachwuchsautoren, die noch kein Buch veröffentlicht haben, zu Lesungen ins Künstlerhaus einzuladen. Der Titel der Reihe "Heldentod auf Seite 3" ist eine Anspielung auf eine Aussage von Günter Grass, der, so Behringer, als junger Schriftsteller bereits nach wenigen Seiten sein Pulver verschossen hatte. Was Günter Grass damals fehlte, fehlt auch den meisten jungen Autoren am Anfang ihrer schriftstellerischen Karriere: der lange Atem, beispielsweise für einen Roman. Darum, so Behringer, stellen die meisten Nachwuchsautoren Lyrik oder Kurzprosa vor.

Der 1968 in Schiffweiler geborene Ralf Peter hat sich den alten literarischen Formen verschrieben: der Elegie (Klagegedicht), der Ode (feierliches Gedicht) und dem Sonett, dem sogenannten "kleinen Tonstück". Letzteres hat Peter bereits vor Jahren in einen "Sonettkranz" verwoben - eine faszinierende Assoziationskette von Gedanken, Empfindungen, Sehnsüchten, Impressionen und Ängsten. Mag sein, dass diese Gedichtform Ralf Peter, der sich unter anderem als Countertenor und Opernsänger seine Brötchen verdient, besonders liegt. Nicht minder spannend waren die Texte des 1981 in Trier geborenen Fabian Heisel, der in seinen Gedichten mit unerhörter Aufmerksamkeit alltägliche Szenerien ins Bewusstsein trägt. Sei es, dass er die "Aussortierten" an Berlins Prenzlauer Berg minutiös beschreibt, sei es, dass er in "Burbach-Baby" Saarbrückens Stadtteil mit dem Schmuddel-Image neuen Glanz verleiht. Als letzten stellte Klaus Behringer, der wie gewohnt humorvoll und unterhaltsam den Abend moderierte, den erst 25 Jahre alten Nachwuchsautor Moritz Klein aus Spiesen vor, der unter anderem Literaturwissenschaften studiert und sich selbst als "pausierenden Lyriker" bezeichnet. Sein Protokoll einiger Stunden seines Lebens - er unternimmt einen Waldspaziergang, macht das Haus der Eltern dicht und sich dann auf den Weg nach Hause - besticht durch die sorgsame Beschreibung jeder Handlung, jedes Erlebnisses und verleiht dem "banalen" Leben eine geistreiche Bedeutung, ganz im Sinne eines gelungenen Essays. kjs

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