Federleicht durch den November-Blues
St Wendel · Im Gymnasium Wendalinum fand die Erstaufführung von „Seelenflieger“, eines musikalischen Märchens aus der Feder Jürgen Brills, statt. Brill ist Initiator und langjähriger Leiter der Mini-Big-Band Teenie-Tus.
Zusammen mit einer winzigen Feder, die man als Eintrittskarte erhielt, führte eine sehr feinfühlig-nachdenklich vorgetragene Titelmelodie, eingebettet in einen archaisch-groovenden Trommelklangteppich, durch den Abend. "Seelenflieger" - allein schon dieses Lied gab Anstoß zu vielen Assoziationen, ist würdig, noch weiter nachgedacht und fortgesponnen zu werden: "Wir können unsere Träume kriegen, wenn wir schneller als die Träume fliegen. . ." Das mit etwa 50 Spielern und Sängern zahlenmäßig am stärksten besetzte Ensemble der Musikschule im Landkreis St. Wendel bot wieder Vieles zum Mitsummen, Schmunzeln, Sich-Wiedererkennen ("ich habe Laaangeweile!") oder auch Gänsehautfühlen.
Inhaltlich geht es um den Jungen Willi, der durch eine Einladung zum Opa überraschend aus der Ferien-Langeweile (dem Ferien-Blues) gerettet wird. Er lernt einen ganz besonderen Indianerstamm kennen, übt, manches aus deren Perspektive neu zu sehen, entdeckt eigene Fähigkeiten und geht satt an Eindrücken und fern jeglicher Langeweile verändert in seinen Alltag zurück. Jürgen Brill lässt auch die Erwachsenen anteilnehmen, auch sie finden sich wieder bei Anspielungen beispielsweise an den Western (12-Uhr-Mittags-Trott), Balu den Bären oder wenn ein Lieblingstier "Ringo" genannt wird.
Feine Streicher- und auch Bläserklänge zeichneten den sehr jungen Klangkörper aus. Sogar ein E-Gitarren-Solo von Häuptling "Der mit 50 Kindern tanzt" persönlich fehlte nicht. Geschickt war auch die Auswahl der Solo-Stimmen zu jedem Lied. Souverän standen die Kinder hinter dem Mikro und sangen sich in die Herzen hinein - je länger das Lied, desto mutiger und geschmeidiger wurde jede Stimme des Tönebringerstammes. Eine schwer bewaffnete aber zugleich entwaffnende Trommel-Percussion-Gruppe unterstützte das Orchester.
So ganz nebenbei ist dieses atmosphärisch sehr dicht gestaltete Märchen auch ein Beitrag zur Entschleunigung unseres Denkens. Denn erst dann hat Willi, haben wir Muße, unsere Sinne bewusster wahrzunehmen. Kinder im Alter zwischen sieben und 16 Jahren gaben sich gegenseitig auf der großen Bühne ein Forum, um im großen Ganzen ungefesselt mitzumusizieren, zu lernen, Spaß am Mitbestimmen und Zuhören zu erleben. Anerkennend bestätigte eine Mutter, wie gut die Atmosphäre in den beiden Bands sei, wofür Leiter und Komponist all der schönen Melodien, Jürgen Brill, maßgeblich mitverantwortlich sei.
Am Samstag, 7. Dezember, um 18 Uhr wird das musikalische Märchen "Seelenflieger" der Mini-Big-Band in der Aula der Gemeinschaftsschule Marpingen wiederholt.