FDP will wieder Wohnungen verkaufen

Saarbrücken. Die Saarbrücker FDP hat die Debatte um den Verkauf von Siedlungswohnungen neu eröffnet. Der FDP-Kreisverband "regt den Verkauf der sanierungsbedürftigen Wohnungen bei der Saarbrücker Siedlungsgesellschaft an", sagt FDP-Kreisgeschäftsführer Rüdiger Linsler (Foto: SZ)

Saarbrücken. Die Saarbrücker FDP hat die Debatte um den Verkauf von Siedlungswohnungen neu eröffnet. Der FDP-Kreisverband "regt den Verkauf der sanierungsbedürftigen Wohnungen bei der Saarbrücker Siedlungsgesellschaft an", sagt FDP-Kreisgeschäftsführer Rüdiger Linsler (Foto: SZ). "Die sanierungsbedürftigen Wohnungen sollten den darin lebenden Mietern zur Eigenheimschaffung auf Mietkauf-Basis angeboten werden", fordert er. Leerstehende und sanierungsbedürftige Wohnungen soll die Siedlungsgesellschaft "an Familien zur Eigenheimschaffung verkaufen".Dadurch, dass die städtische Siedlungsgesellschaft "nicht mehr die Sanierungsverantwortung und die Sanierungskosten" tragen müsse, könne "einiges an Geld" gespart werden, glaubt Linsler. Den Mietern könne über ein Mietkaufmodell "die Möglichkeit gegeben werden, Wohneigentum zu erwerben, wozu sie meist aufgrund ihrer Einkommenssituation nicht in der Lage wären", sagt er. Linsler: "Die Sanierung ihrer Wohnung könnten die neuen Eigentümer nach eigenem Ermessen und eigener Leistungsfähigkeit gestalten und vorantreiben.""Die Saarbrücker Siedlungsgesellschaft spart damit die hohen Kosten für eine Sanierung ihrer Wohnungen. Man sollte nicht vergessen, dass die Saarbrücker Siedlungsgesellschaft eine 100-prozentige Tochter der Stadt Saarbrücken ist, das heißt Einsparungen in Millionenhöhe, welche die Siedlung erzielen würde, könnten somit in die marode Kasse der Stadt Saarbrücken gespült werden und sinnvoll für wichtige Investitionen und Projekte, auch im sozialen Bereich, verwendet werden", argumentiert Linsler.Der Geschäftsführer der städtischen Immobiliengruppe, Manfred Dörr (Foto: SZ), hält diese Argumentation für weltfremd. Die Siedlung habe vor fünf Jahren 1700 Wohnungen zum Verkauf angeboten. 1200 gingen im Block an die Firma Mondura. 500 sollten einzeln verkauft werden - auch an Mieter. Das sei auf dem Rastpfuhl und auf der Hohen Wacht gut gegangen. "Insgesamt haben aber weniger als 25 Prozent der Mieter von dem Angebot Gebrauch gemacht", sagt Dörr. In dieser Zahl sei schon eingerechnet, dass einige Mieter ganze Häuser gekauft haben. In Dudweiler habe die Siedlung seit längerer Zeit 48 Wohnungen im Angebot. Eine einzige sei verkauft worden, sagt Dörr. Das Problem sei, dass die meisten Mieter kein Geld haben, um eine Wohnung zu kaufen. Auch der Mietkauf nach der neuen gesetzlichen Regelung helfe nicht weiter. Die Käufer müssten in Miete und Tilgung des Kredits investieren, für Sanierung bleibe denen dann kein Geld mehr. Im Klartext: Die Mietkäufer zahlen für ihre Wohnung, werden aber im Gegensatz zu Mietern von der Sanierung ausgeschlossen. Die Siedlung hat in Saarbrücken 6698 Wohnungen in 828 Häusern. Wenn ein Mieter kaufen wolle, sei die Immobiliengruppe gesprächsbereit, sagt Dörr. Aber: "Wer glaubt, dass man im großen Stil an Mieter verkaufen kann, hat von der Materie keine Ahnung." Meinung

Erst denken, dann reden

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen Natürlich müssen Politiker in einer Stadt wie Saarbrücken, die mit über einer halben Milliarde Euro verschuldet ist, darüber nachdenken, wie Geld in die Kasse kommt. Dass die FDP und Finanzdezernent Frank Oran (CDU) ein- bis zweimal pro Jahr fordern, Siedlungswohnungen zu verkaufen, nervt allerdings. Nicht, weil der Verkauf städtischer Wohnungen generell ein Tabu sein sollte, sondern weil die Vorschläge, die dazu bisher gemacht wurden, von wenig Sachkenntnis zeugen. Sie bringen kein Geld in die Kasse, sie verunsichern nur die Mieter.

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