„Desolate Personalsituation“ Dann „wäre das Saarland aufgeschmissen“ – Gewerkschaft der Polizei übt massive Kritik nach FCS-Spiel

Saarbrücken · Das Derby zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Waldhof Mannheim sorgte am Samstag für einen riesigen Einsatz der Polizei im Saarland. Unterstützung kam aus vier anderen Bundesländern. Wie kritisch die Situation bei der Saar-Polizei ist, prangert die Gewerkschaft jetzt erneut an.

 Die Polizei war im Großeinsatz anlässlich der Fußballbegegnung zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem SV Waldhof Mannheim am Samstag, 23. September.

Die Polizei war im Großeinsatz anlässlich der Fußballbegegnung zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem SV Waldhof Mannheim am Samstag, 23. September.

Foto: IMAGO/Fussball-News Saarland/IMAGO/Fabian Kleer

Nach dem Spiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem SV Waldhof Mannheim am Samstag, 23. September, kritisiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Personalsituation der Polizei im Saarland.

Das Spiel sei ein „Paradebeispiel für die desolate Personalsituation bei der saarländischen Polizei“, schreibt die GdP in einer Pressemitteilung. Man könne solche Fußballspiele nicht mehr selbst bewältigen. Am Samstag waren mehrere Hundert Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz zur Unterstützung vor Ort.

Großeinsatz beim Derby zwischen FCS und Waldhof

Für das Spiel sei alles Personal mobilisiert worden, dass „gerade so noch laufen“ könne, kritisiert die GdP. Darunter Teile des Polizeimusikkorps sowie Einsatztrainer der Fachhochschule, Mitarbeiter aus Geschäftszimmern der Polizeiinspektionen oder auch Polizisten, die seit vielen Jahren keine Einsätze mehr bei Fußballspielen gehabt hätten. Darüber hinaus seien vielen der betroffenen Einsatzkräfte freie Wochenenden und Urlaubstage gestrichen worden, um den Einsatz möglich zu machen. „All dies ganz kurzfristig, mit nur wenigen Tagen, stellenweise sogar nur 24 Stunden Vorlaufzeit – obwohl das anstehende Risikospiel seit Monaten bekannt war“, schreibt die GdP.

Fotos vom Südwest-Derby im Ludwigsparkstadion
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Der Landesvorsitzende der GdP, Andreas Rinnert, fasste die Probleme in der Pressemitteilung zusammen: „Wir sind nach vielen Gesprächen mit den eingesetzten Kolleginnen und Kollegen im Rahmen unserer Einsatzbetreuung vor Ort wirklich betroffen von der aktuellen Situation. Gerade die Kurzfristigkeit, mit der die Kolleginnen und Kollegen hier einmal mehr konfrontiert werden, ist in einem „familienfreundlichen Unternehmen“, wie sich die saarländische Polizei selbst bezeichnet, nicht vermittelbar. Ohne die bemühten Führungskräfte und Einsatzplaner, die Fremdkräfte und die Kollegialität unserer Polizistinnen und Polizisten, die sich trotz dieser Widrigkeiten ein ums andere Mal in den Einsatz schleppen, wäre das Saarland aufgeschmissen. Wir sehen uns leider in unserer Kritik von Anfang August bestätigt: unsere Einsatzkräfte kommen nicht mehr aus den Stiefeln, wir haben zu wenig Personal für zu viel Einsatzbelastung. Wir sind hier nicht am, sondern bereits deutlich überm Limit!“.

GdP fordert Sofort-Maßnahmen für Polizei im Saarland

Die GdP fordert daher erneut Maßnahmen, die die Situation sofort verbessern sollen. Aktuelle Einstellungszahlen seien unerheblich, weil sie die aktuelle Situation nicht verbessern würden, sondern erst in knapp fünf Jahren helfen. Neben einer „Flexibilitäts-Zulage“ für Kräfte, die oft kurzfristige Einsätze bewältigen müssen, fordert die GdP auch Zusatzurlaub für vermehrte Wochenend-Dienste. Darüber hinaus fordert die GdP:

  • Einstellung von zusätzlichen Tarifbeschäftigten zur sofortigen Entlastung des Vollzugsbereichs.
  • Anpassung der „Ausbildungs- und Prüfungsordnung Polizei“ zur Verkürzung des Zeitabstandes zwischen schriftlichem und mündlichem Examen.
  • Sofortige Einstellung von fertig ausgebildeten Polizeivollzugsbeamt-/innen aus anderen Bundesländern durch „externe Stellenausschreibungen“ wie bereits 1999.
  • Ehrliche Überprüfung von (Polizei-) vollzugsfremden Aufgaben, wie z.B. der Verkehrsunfallaufnahme bei Bagatellschäden („Parkplatzrempler“).

„Diese massiven Dauerbelastungen gehen an die Substanz und machen meine Kolleginnen und Kollegen krank. All dies in Verbindung mit z.B. der bundesweit schlechtesten Besoldung erklären auch, warum sich trotz aller Bemühungen Jahr für Jahr immer weniger Menschen bei der saarländischen Polizei bewerben. Die Politik muss die Zeichen der Zeit endlich erkennen und Abhilfe schaffen – jetzt“, fordert Rinnert abschließend.

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