Farbtanz mit dunklen Seiten

Homburg · Um Licht, aber auch um die Schattenseiten des Lebens geht es in der Ausstellung mit Arbeiten von Margarita Ott in der Saalbau-Galerie. Heute wird sie eröffnet.

 Margarita Ott zeigt ihre Ausstellung „Ein Sommer lang“ in der Saalbau-Galerie. Dazu gehören auch Bilder, die eigentlich in der Natur hängen und die Spuren der Zeit annehmen sollen – wie der Tukan, den sie hier betrachtet. Fotos: SZ-Redaktion/Stumm

Margarita Ott zeigt ihre Ausstellung „Ein Sommer lang“ in der Saalbau-Galerie. Dazu gehören auch Bilder, die eigentlich in der Natur hängen und die Spuren der Zeit annehmen sollen – wie der Tukan, den sie hier betrachtet. Fotos: SZ-Redaktion/Stumm

Natürlich sind es zunächst einmal die Farben, die den Raum und auch den ersten Blick des Betrachters beherrschen. Ein Tanz aus rot, blau, grün, gelb - bunt. Doch es steckt mehr in den Bildern von Margarita Ott, die ab Montag, 17. Juni, unter dem Titel "Ein Sommer lang" in der Homburger Saalbau-Galerie zu sehen sind (siehe Infobox). Was zunächst abstrakt wirkt, birgt Gegenständliches, das sich erst nach und nach erschließt. Dabei arbeitet die Künstlerin, die in Caracas in Venezuela als Tochter einer Deutschen und eines Niederländers geboren wurde und dort auch aufwuchs, eigentlich genau umgekehrt. Als Ausgangspunkt dienen ihr nämlich reale, gegenständliche Bilder, die dann so verändert werden, dass sie für die meisten Betrachter nicht gleich zu entschlüsseln sind. Ausgehend vom Gegenständlichen gehe der Abstraktionsprozess los, erläutert Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier beim gemeinsamen Vorab-Rundgang durch die Ausstellung. Und da entstehen eben aus einer chaotisch anmutenden Farbexplosion plötzlich Favelas, die Armensiedlungen, oder es taucht der typische Lockenkopf des Dirigenten Gustavo Dudamel auf, wohl einer der bekanntesten Venezolaner, der in seinem Jugendorchester, mittellosen Kindern durch Musik eine Chance gibt. Ott, erläutert Mathis-Sandmaier, brauche immer einen Anlass zum Malen. Das könne etwas Gegenständliches sein, ein Motiv aus der Natur oder eigene Erinnerungen und Erlebnisse. So kommt auch ihre alte Heimat Venezuela immer wieder zum Tragen, obwohl sie diese 1966 verließ, um zunächst ein Jahr in Deutschland zu verbringen. Sie ist geblieben zum Studieren und später aus Liebe zu ihrem Mann, mit dem sie dann letztlich auch nach Homburg kam, wo sie seit vielen Jahren lebt.

Obwohl sie es nur noch selten nach Südamerika ziehe, die Heimat ist in ihr geblieben: durch die Farben, durch Blumen-, Vogel- und Fischmotive, die in ihren Bildern immer wieder auftauchen. Zum Beispiel in den auf Kunststoff gemalten, hängenden Arbeiten, im Saalbau an einer Bambuskonstruktion befestigt, letztlich aber dafür gedacht, in der Natur zu schweben, sich hier durch Licht und die Zeit zu verändern. Wer hindurchschreitet sieht tropisch Buntes, Tiere wie den Vogel Tukan, zarte an Seerosen erinnernde Farbwolken. Südamerika steckt aber auch durch Sozialkritisches wie die Thematisierung der Armenviertel in Margarita Otts Bildern.

Ohnehin kommen ihre Farben und deren Leuchtkraft nicht ohne Dunkelheit aus. Licht- und Schattenseiten spiegeln sich in so gut wie allen ihren Arbeiten. Mal durch den Tod, der zum Leben gehört, mal durch gespenstische Gesichter.

Die ausgestellten Bilder stammen aus durchaus unterschiedlichen Schaffensphasen, Aktuelles steht da neben ihrer Diplomarbeit aus dem Jahr 1973, in der sie wie für ein Bilderbuch die Geschichte des Indianerjungen Mayta malt und beschreibt. Er reist mit zwei deutschen Kindern ins peruanische Cuzco, um seinen Freunden diese andere Kultur zu zeigen. "Nicht mit Sensation, sondern ganz ruhig", sagt Ott. Eine andere Arbeit, eine Anordnung von Batiken, zeigt die Welt aus Sicht ihrer damals noch kleinen Söhne. Da schweben Spinnen über Schlafenden, da geht es ums Wettpinkeln und die Furcht vor Waldameisen. Kleine Texte sind in die Stoffe eingearbeitet, andere werden dazu ausliegen, eine weitere, eher poetische Textvariante von Johannes Rebmann ebenfalls. Ansonsten ist der Text nicht so Margarita Otts Sache. Die wenigstens Bilder haben ursprünglich Titel, manche werden nun einen bekommen - zurückhaltend bleiben diese.

"Hommage" nennt sie zum Beispiel das Gemälde einer Madonnen gleichen Frau, deren Gesicht schemenhaft und blass bleibt. Ebenso vage wie die Titel bleiben ihre Interpretationen. Sie nimmt bewusst in Kauf, dass Betrachter nicht alle realen Bilder in der Verfremdung erkennen - und manchmal auch etwas hineinsehen, dass sie so nicht bewusst darstellen wollte. Sie schätzt diesen besonderen Kontakt, der dadurch entsteht. Wer ihn aufnehmen möchte, der sollte sich etwas Zeit nehmen für die Farbtänze mit Schattenseiten.

 Schlicht „Hommage“ nennt die Künstlerin das Bild mit schemenhaftem Gesicht

Schlicht „Hommage“ nennt die Künstlerin das Bild mit schemenhaftem Gesicht

 Titel sind nicht wirklich etwas für Margarita Ott. Deswegen haben viele ihrer Arbeit keine. Dieses kleinformatige Bild mit zwei Kindern, das im Saalbau zu sehen ist, bleibt ohne Namen.

Titel sind nicht wirklich etwas für Margarita Ott. Deswegen haben viele ihrer Arbeit keine. Dieses kleinformatige Bild mit zwei Kindern, das im Saalbau zu sehen ist, bleibt ohne Namen.

 Caribe heißt dieses musikalisch inspirierte Bild.

Caribe heißt dieses musikalisch inspirierte Bild.

 Auch eine Spinne über Schlafenden findet sich in dem Zyklus „La Vida“, Beobachtungen aus dem Leben der Söhne von Margarita Ott – damals im Kindergarten- und Grundschulalter.

Auch eine Spinne über Schlafenden findet sich in dem Zyklus „La Vida“, Beobachtungen aus dem Leben der Söhne von Margarita Ott – damals im Kindergarten- und Grundschulalter.

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Hintergrund"Ein Sommer lang" heißt die Ausstellung von Margarita Ott, die einen Ausschnitt aus ihrem Leben zeigt. Zu sehen ist sie ab 17. Juni und bis zum 12. Juli in der Galerie des Homburger Saalbaus. Die Künstlerin wurde in Caracas in Venezuela geboren. 1962 reiste sie erstmals nach Deutschland. 1966 kam sie erneut - eigentlich für ein Jahr, geblieben ist sie bis heute. Sie studierte in Pforzheim und Würzburg. Seit 1974 lebt und arbeitet sie in Homburg, wo sie die Kindermalschule und die kleine Galerie leitet. Eröffnet wird die Schau am Montag, 17. Juni, um 18.30 Uhr. Kuratorin Françoise Mathis-Sandmaier führt in die Arbeiten ein, Beigeordneter Raimund Konrad spricht ein Grußwort. Musik gibt es von Guido Allgaier (Gitarre). Zum Begleitprogramm gehört eine Lesung von Wolfgang Ohler am Mittwoch, 10. Juli, 19 Uhr, aus "Laputa oder die mörderische Kunst". Musikalisch umrahmt wird diese von L'Orange bleu. Karten dafür: sechs Euro an der Abendkasse. Geöffnet ist die Ausstellung Mittwoch bis Freitag von 11 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen für Schulklassen sowie Einzelgruppen können vereinbart werden. Info: Tel. (0 68 41) 10 11 69. red margaritaott.de

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