Farb-Energie statt Tunnelblick

Saarbrücken. Farbe und Energie - das sind die Schlüsselworte ihrer Malerei. Leuchtende Töne, etwa von farbiger Tusche oder Sprühlack, die je nach Jahreszeit wechseln, schlagen das Auge in ihren Bann; es dominieren Flächen, Landschaften, architektonische Elemente

 Gisela Zimmermann in ihrem Saarbrücker Atelier vor einem ihrer farbstarken Bilder. Foto: Oliver Dietze

Gisela Zimmermann in ihrem Saarbrücker Atelier vor einem ihrer farbstarken Bilder. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Farbe und Energie - das sind die Schlüsselworte ihrer Malerei. Leuchtende Töne, etwa von farbiger Tusche oder Sprühlack, die je nach Jahreszeit wechseln, schlagen das Auge in ihren Bann; es dominieren Flächen, Landschaften, architektonische Elemente. Wucht und Dynamik gehen von ihren Arbeiten aus; oft darf sich reichlich aufgetragene Farbe, nur mühsam von Klebeband gebändigt, ungehemmt Bahn brechen und in Rinnsalen verlaufen.

Indem sie Formen aufbricht, erreicht Gisela Zimmermann eine ganz eigene, neue räumliche Wirkung und Verdichtung. Vorlagen benutzt sie keine: "Ich finde es spannend, was aus mir selbst heraus kommt", erzählt die 1965 in Merzig geborene Künstlerin. Zimmermann malt in mehr als großzügigen Formaten, aus dem Bauch heraus, gern zu ihren Lieblingsklängen: Elektronische Musik, Drum & Bass, gern auch mit Jazz-Anleihen - "was mir Energie schenkt halt!"

Das Baumwollsegeltuch für ihre stattlichen Gemälde kauft sie gleich auf Zehn-Meter-Rollen, und weil ein solches Arbeiten Platz braucht, ist Zimmermann überaus froh mit ihrem weitläufigen Atelier in einer St. Johanner Altbau-Hinterhof-Idylle. Inspiriert fühlt sie sich von abstrakten Expressionisten wie Franz Kline, Jackson Pollock oder Willem de Kooning. Um die Wahrnehmung des Betrachters nicht zu beeinflussen, haben ihre Bilder keine Namen, sind nur mit Abkürzungen benannt.

Solch ein großes Gemälde sei ein Kraftakt, sagt Zimmermann: "Es kostet Energie, aber es gibt mir auch welche." Dabei hatte sie mit kleineren Formaten angefangen und sich langsam zu großen Dimensionen vorgetastet, malt auch heute noch kleinere experimentelle Sachen in Serie.

Außerdem ist Zimmermann mit freien Jugendkulturprojekten in der Stadtteil-Arbeit aktiv und engagiert sich an der Seite ihres Lebensgefährten Thomas Langhammer beim Malstatter Projekt "label m" (Infos: www.mikroprojekte-malstatt.de). "Die Jugendlichen geben mir Energie!" - da fällt es wieder, das Schlüsselwort.

Was die Existenz als selbstständige Künstlerin angeht, komme der Stein langsam ins Rollen, freut sich Zimmermann: Schon als Studentin der Freien Kunst bei Gabriele Langendorf und Bodo Baumgarten an der HBK Saar durfte sie an der Landeskunstausstellung teilnehmen. Eins ihrer Bilder hängt im Festsaal des Saarländischen Bildungsministeriums, und auch ans Bundesumweltministerium hat sie bereits eines verkauft. Und im Sommer wurde ihre erste Einzelausstellung "Farbräume" im Museum Schloss Fellenberg in Merzig gar um drei Wochen verlängert.

Seit ihrem Diplom 2009 ist sie nun Meisterschülerin von Gabriele Langendorf und vertieft ihr Studium im Bereich Licht- und Rauminstallation bei Daniel Hausig und Claudia Brieske. Erfolg auf der ganzen Linie also - dabei war Zimmermann erst mit 39 Jahren an der HBK gelandet, nach einer Kürschnerlehre und einem Studium der Sozialarbeit in Saarbrücken und Frankfurt mit abschließendem Diplom. Vielleicht ein Vorteil: "Gut, dass ich schon verschiedene Berufe ausgeübt habe!", meint Zimmermann. "Das bewahrt mich vor einem Tunnelblick."

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