Experte warnt vor Hysterie

Berus/Hülzweiler. Die giftigen Raupen haben Martin M. im Beruser Pärweg so stark zu schaffen gemacht, dass er regelrecht krank wurde. Die Härchen der Raupen können nicht nur einen unangenehmen Juckreiz und Ausschlag verursachen, sondern sind auch für heftige allergische Reaktionen verantwortlich

 Er kennt die Gefahren, warnt aber dringend vor Hysterie: Schmetterlingsexperte Edgar Theobald.

Er kennt die Gefahren, warnt aber dringend vor Hysterie: Schmetterlingsexperte Edgar Theobald.

Berus/Hülzweiler. Die giftigen Raupen haben Martin M. im Beruser Pärweg so stark zu schaffen gemacht, dass er regelrecht krank wurde. Die Härchen der Raupen können nicht nur einen unangenehmen Juckreiz und Ausschlag verursachen, sondern sind auch für heftige allergische Reaktionen verantwortlich. Gefährliche HärchenDie mikroskopisch kleinen Brennhaare, insbesondere der älteren Raupen, bohren sich in die Haut und sondern dabei ein Eiweißgift ab, das die allergischen Reaktionen hervorruft. Experten warnen deshalb dringend davor, die Raupen zu berühren oder die Nester selbst zu beseitigen. Mit einem Wasserstrahl, aber auch beim Abflämmen werden die giftigen Härchen oft nur verwirbelt. Selbst die Hauthüllen aus dem vergangenen Jahr gelten als höchst gefährlich.Hier sind also Fachleute wie die Feuerwehr aus Altforweiler gefordert, die bei ihren Einsätzen vom Scheitel bis zur Sohle in einem Schutzanzug stecken. Nach ihrem ersten Einsatz am Freitag (wir berichteten) rückten die inzwischen praxiserfahrenen Einsatzkräfte der Feuerwehr Altforweiler erneut aus, um weitere Nester zu beseitigen. Bei einem rund fünfstündigen Einsatz musste die einzeln im Garten stehende Eiche letztlich gefällt werden, da die Feuerwehrleute trotz verschiedener Leitern nicht alle Nester erreichen konnten. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat Schmetterlings-Experte Edgar Theobald (68) aus Hülzweiler die Einsätze der Feuerwehr sowie die Berichterstattung über die Bekämpfung der gefährlichen Prozessionsspinner-Raupen verfolgt. Nicht etwa, dass der Naturschützer aus Leidenschaft gegen die Bekämpfung der Raupen wäre, er bedauert aber die nicht gerechtfertigten Reaktionen vieler Bürger. In einer nicht angebrachten Hysterie würden nämlich nach seiner Aussage vielerorts alle nur erdenklichen Raupen, insbesondere haarige Exemplare, unnachgiebig gejagt und getötet. "Dabei gibt es, abgesehen von den Eichenprozessionsspinnern," sagt Edgar Theobald, "fast keine problematischen Raupen."Der pensionierte Bautechniker verweist in diesem Zusammenhang auf die ohnehin permanent bestehende Bedrohung vieler heimischer Schmetterlings- und Insektenarten durch immer mehr zunehmende Umwelt-Beeinträchtigungen. Die Überdüngung, der Einsatz zu vieler Giftstoffe, aber auch der Straßenverkehr und das nächtliche Licht der Ortschaften haben nach seinen Ausführungen die Bestände vieler Schmetterlingsarten ohnehin schon extrem schrumpfen lassen.So engagiert sich der 68-jährige Hülzweiler mit großem Einsatz vor allem für den Erhalt und den Schutz der heimischen Schmetterlingsarten. Sein naturbelassener Nutzgarten fungiert bereits seit Jahren als kleines Biotop und dient so als Rückzugsgebiet für viele Schmetterlinge und andere Insekten, aber auch für Kröten, Feuersalamander, Igel und andere Lebewesen. Viele hundert Schmetterlinge hat er in den vergangenen Jahren zum Teil aus den Eiern über das Raupen- und Puppenstadium bis hin zum fertigen Falter groß gezogen, um sie dann in die freie Natur zu entlassen. Erst am vergangenen Wochenende hat er wieder mehrere prächtige Schwalbenschwänze fliegen lassen, nachdem diese in Einmachgläsern von Edgar Theobald geschlüpft war.Schmetterlinge schützenTheobald lässt auch keine Gelegenheit aus, für den Schutz und den Erhalt der Schmetterlinge zu werben. So geht er inzwischen fast regelmäßig mit seinen Raupen, Puppen und Schmetterlingen in die heimischen Kindergärten und Schulen, um dort schon die Kleinen für den Schutz der Natur und ihre Lebewesen zu sensibilisieren, sie aber vor allem für die bunte Welt seiner Raupen und Schmetterlinge zu begeistern.

 Kein Science-Fiction, sondern Raupenjäger der Freiwilligen Feuerwehr Altforweiler im Einsatz. Fotos: Rolf Ruppenthal

Kein Science-Fiction, sondern Raupenjäger der Freiwilligen Feuerwehr Altforweiler im Einsatz. Fotos: Rolf Ruppenthal

HintergrundEichenprozessionsspinner: Ihren Namen haben die Eichenprozessionsspinner übrigens von der Eigenart, als Raupen vor allem nachts in Prozessionen von ihren Nestern aus zum Fressen in die Kronen der Eichen zu wandern. rup

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