Sprachwissenschaftler Philipp Krämer Experte: Frankreich-Strategie erlahmt
Saarbrücken · Die Umsetzung der Frankreich-Strategie ist fünf Jahre nach ihrem Start nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Philipp Krämer erlahmt. „Soweit die Frankreich-Strategie in den vergangenen Monaten überhaupt Erwähnung fand, geschah dies praktisch nur im Zusammenhang mit Wirtschafts- und Verkehrspolitik“, so Krämer, der aus Homburg stammt und an der Freien Universität Berlin forscht.
Die Landesregierung vermittle ein falsches Bild der Strategie als eines reinen Programms zur Wirtschaftsförderung. Sie vernachlässige die bildungspolitische Komponente, die Chancen des interkulturellen Dialogs sowie grenzüberschreitende Möglichkeiten in der Freizeit, bei Vereinen oder im Kulturleben. „Die Verengung auf den ökonomischen Aspekt blendet die Bedürfnisse eines großen Anteils der Bevölkerung aus“, so Krämer.
Das Bildungsministerium müsse den Ausbau des Französischen an den Schulen viel stärker vorantreiben. Die Koalitionspartner vermittelten bei der Arbeit an der Frankreich-Strategie eher ein Bild von Konkurrenz als von Kooperation. Dass für die Bereitstellung der Ressourcen das Finanz- und das Europaministerium in einer Hand lägen, sei ein ungenutzter Vorteil. Europaminister Peter Strobel (CDU) bleibe im Bereich der Frankreich-Strategie praktisch unsichtbar. Krämer beklagte zudem, dass der Bürgerkontakt und eine öffentliche Debatte über die Strategie fehlten.