Nein, dass früher alles besser war, will Hans-Jürgen Koebnick nicht sagen. Als er im Saarbrücker Rathaus als Finanzdezernent, als Bürgermeister, später als Oberbürgermeister Verantwortung trug, sei das Geld auch schon knapp gewesen, sagt er. Als er 1974 Finanz-Chef wurde musste er erstmal eine Sparliste erstellen - was sich bis dahin elf eigenständige Kommunen geleistet hatten, war nach der Gebietsreform in der größer gewordenen Landeshauptstadt nicht mehr machbar.

Knapp 40 Jahre später sieht Koebnick nun erneut Anlass, das Saarland im großen Stil neu zu ordnen. Eine Landesregierung, 52 Gemeinde-, eine Regionalverbands- und fünf Kreisverwaltungen, das ist aus seiner Sicht zu viel für nichtmal mehr eine Million Saarländer. "Man sollte das Saarland wie einen Stadtstaat führen", rät er.

Im Klartext bedeutet das: Weniger Verwaltungsebenen, weniger Personal. Das Saarland könne so wieder finanziell handlungsfähig werden, sich darum kümmern, dass die Aufgaben auch wirklich gut erledigt werden, die den Menschen wichtig sind. Und Projekte verwirklichen, die für das Land von Bedeutung seien, sagt Koebnick und nennt "Stadtmitte am Fluss".

Für eine neue Landesreform wie für das Tunnelprojekt wünscht er sich von den heute Verantwortlichen mehr Mut. "Die Leute wollen oft nicht, dass etwas gelingt, sie wollen keine Fehler machen, deshalb kommt so wenig voran", sagt er. Eine "unentschlossene Politik auf allen Ebenen" lähme das Land.

Das Tunnel-Projekt gibt Koebnick, der Vorsitzender des "Stadtmitte am Fluss"-Förderkreises ist, nicht auf. Das sei "ein Langstreckenlauf". Er hofft noch zu leben, wenn der Tunnel gebaut wird - "ohne so alt zu werden wie meine Mutter, die 105 geworden ist",. wie er sagt.

Zum Thema:

Zur PersonHans-Jürgen Koebnick wurde am 1. Juni 1938 in Schneidemühl geboren. Der Diplom-Kaufmann und SPD-Politiker wurde 1974 Finanzdezernent, ab 1976 auch Bürgermeister von Saarbrücken. Von 1985 bis 1991 war er Oberbürgermeister, von 1991 bis 2002 Präsident der Landeszentralbank. ols