Ex-Ministerin: Ältere sollen länger arbeiten

Saarbrücken. Alter ist nichts Schlimmes. Menschen müssen keine Angst davor haben, alt zu werden. Und die Gesellschaft muss keine Angst vor den Alten haben, auch wenn deren Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt. Das war die Kernbotschaft von Professor Ursula Lehr bei der Eröffnung der 2. Saarbrücker Seniorentage gestern Abend im Rathausfestsaal

Saarbrücken. Alter ist nichts Schlimmes. Menschen müssen keine Angst davor haben, alt zu werden. Und die Gesellschaft muss keine Angst vor den Alten haben, auch wenn deren Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt. Das war die Kernbotschaft von Professor Ursula Lehr bei der Eröffnung der 2. Saarbrücker Seniorentage gestern Abend im Rathausfestsaal. Für die Alternden sei es wichtig, das Alter anzunehmen und es zu gestalten. "Es geht nicht nur darum, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben", erklärte die ehemalige Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen.Dass immer weniger junge, berufstätige Menschen für immer mehr Rentner aufkommen müssen, sei ein Problem. Aber keines, das die Alten verursacht haben, sagte Lehr. Verursacht werde es dadurch, dass weniger Kinder zur Welt gebracht werden als früher. Und dadurch, dass "soziale Wohltaten" nur schwer wieder genommen werden können. Lehr plädierte dafür, dass Menschen länger als bisher arbeiten. Aber auch die Ausbildungszeiten müssen ihrer Meinung nach verkürzt werden, dafür sei dann aber auch lebenslanges Lernen angesagt. Eine Berufstätigkeit, die den Menschen weder unter-, noch überfordert, diene auch der körperlichen und geistigen Fitness im Alter.

"Wir brauchen Ältere in der Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung", sagte Lehr. Die Wirtschaft und die Politik müssten aber auch die Bedürfnisse der Senioren mehr berücksichtigen. Es soll barrierefrei gebaut werden. Wo Barrieren sind, müssen sie abgebaut werden. Dazu gehöre es zum Beispiel, Kopfsteinpflaster zu asphaltieren, Treppen mit beidseitigen Geländern auszustatten, öffentliche Toiletten vorzuhalten und gut lesbare Schilder aufzustellen.

Solche Dinge für ältere Menschen in Saarbrücken durchzusetzen, sieht der städtische Seniorenbeirat als eine seiner Aufgaben an, erklärte dessen Sprecher Lothar Arnold. Der Beirat wolle Sprachrohr für Senioren sein. Er wolle aber auch älteren Menschen, die sich engagieren wollen, die Möglichkeiten dazu eröffnen. Von diesen Menschen gebe es viele in der Stadt, sagte Arnold.

Als Beispiele nannte er die Senioren-Sicherheitsberater und die etwa hundert Leute, die am ersten Dienstag im Monat regelmäßig zum Senioren-Fitnesstag ins Fechinger Kombibad kommen. Es sei bereits einiges auf den Weg gebracht, "aber die Parteien müssen die Senioren noch ernster nehmen", mahnte Arnold.Foto: M. Rolshausen

Auf einen Blick

Heute, Mittwoch, 5. September, gibt es beim Seniorentag zwei Themenschwerpunkte: Ab 10 Uhr geht es im Rathausfestsaal um das Thema "Arbeit kennt keine Altersgrenzen". Diskutiert werden kann mit Bertold Bahner vom Seniorenbeirat, mit Beatrix Behrens von der Bundesagentur für Arbeit und mit Thomas Hoffmann von den Michelin-Werken Homburg.

Ab 13.30 Uhr informieren Barbara Eifert von der Universität Dortmund, Ingrid Zundel vom Verein "Vita activa - tätiger Gemeinsinn", Lothar Arnold vom Saarbrücker Seniorenbeirat und Rüdiger Kaldewey vom Ältestenrat der Saarbrücker Zeitung darüber, wie sich Senioren einmischen können.

Im Hof des Rathauses informieren ab 10 Uhr Senioren-Projekte. Um 16 gibt es eine Talkrunde mit Staatssekretärin Gaby Schäfer, dem Saarbrücker Sozialamtsleiter Guido Freidinger, Lothar Arnold vom Seniorenbeirat und Armin Lang vom Sozialverband VdK. ols

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