Vorwurf der Urkundenfälschung SPD-Politiker soll Diplom gefälscht haben

Saarbrücken · Aus gesundheitlichen Gründen zog sich der Schwuso-Landeschef aus seinen Ämtern zurück. Jetzt scheint sich ein anderer Verdacht zu bestätigen.

Fünf Jahre lang war Edgar Spengler-Staub Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos)“ an der Saar. Wie aus heiterem Himmel – zumindest für Außenstehende – hat er zum Wochenbeginn sein Ehrenamt, über das er auch in den Landesvorstand der SPD kooptiert war, niedergelegt. Angekündigt war bislang nur, dass er nicht mehr für eine weitere Amtsperiode kandidieren wolle.

„Aus gesundheitlichen Gründen“, sagt der Mann, der 2012 von den Liberalen zur SPD wechselte, habe er das Amt jetzt niedergelegt. Offenbar gibt es seit wenigen Tagen einen weiteren Grund für Spengler-Staubs sofortigen Rückzug aus seinen politischen Ämtern. Sein bisheriger Arbeitgeber, die Saarland Heilstätten GmbH (SHG), größter Klinikträger im Land, hat sich in einer Blitzaktion von ihm getrennt. Dem Vernehmen nach unterschrieb der 50-Jährige, der als Lehrkraft an der Altenpflegeschule am Lehrinstitut für Gesundheitsberufe der SHG angestellt war und an der Berufsakademie für Gesundheits- und Sozialwesen weitere Karriere machen sollte, einen Aufhebungsvertrag. Zuletzt wirkte Spengler-Staub an der Berufsakademie, deren Mehrheitsgesellschafter die SHG ist, als persönlicher Referent des Rektors, zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Lehrbeauftragter im Studiengang Pflege.

Die SHG-Spitze scheint ziemlich sauer auf ihren Ex-Mitarbeiter, hat sogar die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Ein Rechtsanwalt erstattete in ihrem Auftrag Strafanzeige wegen Verdachts der Urkundenfälschung. Die SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel und Bernd Mege bestätigten jetzt auf Anfrage entsprechende Informationen unserer Zeitung.

Wie es heißt, soll der Ex-Schwuso-Landesvorsitzende bereits die erhobenen Vorwürfe eingeräumt haben. Darüber wurden angeblich SHG-Gesellschafter und Aufsichtsratschef Peter Gillo informiert. Unserer Zeitung liegen Hinweise vor, wonach Spengler-Staub sich mit einer falschen Diplom-Urkunde der Universität Münster, die angeblich im Jahr 1995 mit der Gesamtnote „sehr gut“ ausgestellt wurde, beworben haben soll. Im Text der Urkunde heißt es, die Katholisch-Theologische Fakultät verleihe ihm den akademischen Grad „Diplom-Theologe“. Dazu teilte das Prüfungsamt der Uni Münster Ende Juli per Mail mit, dieses Dokument sei nicht durch die Westfälische Wilhelms-Universität ausgestellt worden und Spengler sei auch kein Diplom verliehen worden. Die Uni Münster prüfe deshalb weitere rechtliche Schritte.

Eine Strafanzeige hat nach eigenen Angaben bereits das Erzbistum Köln in diesem Fall erstattet. Spengler-Staub hat offenbar bei seinem Ex-Arbeitgeber angegeben, er verfüge seit 1995 – damals noch unter dem Namen Spengler – über die Bevollmächtigung der katholischen Kirche, Religionsunterricht zu erteilen. Diese „missio canonica“ soll ihm am „Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus“ im Jahr 1995 vom kürzlich verstorbenen Kardinal und Erzbischof Joachim Meisner erteilt worden sein. Aus dem Generalvikariat des Kölner Erzbistums heißt es dazu: Die Urkunde sei gefälscht, entspreche weder in Schrift noch Form den damals ausgestellten Urkunden.

Gegenüber unserer Zeitung lehnte Spengler-Staub eine Stellungnahme ab. Er sei gegenüber der Saarland Heilstätten GmbH in dem Aufhebungsvertrag zur Verschwiegenheit verpflichtet. Er verwies zudem an seinen Rechtsanwalt, von dem aber bislang keine weitere Erklärung zu erhalten war. Die Frage nach seiner derzeitigen Berufsbezeichnung beantwortete Spengler-Staub schlicht mit „keine“.

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