Evangelische Kirche will selbstbewusster auftreten

Saarbrücken · Angesichts der Debatte um Privilegien der Kirchen in Deutschland und den Ruf nach einer strikten Trennung von Kirche und Staat wollen die Protestanten in der Öffentlichkeit künftig selbstbewusster auftreten. „Wir müssen uns engagiert zu Wort melden und dabei auch mögliche Konfrontationen nicht scheuen“, sagte der Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland, Johann Weusmann, in seiner Kanzelrede beim zentralen Reformationsgottesdienst am Donnerstagabend in der Saarbrücker Ludwigskirche.

Die Kirche müsse ihren Beitrag für die Gesellschaft deutlicher nach außen tragen, nach dem Motto: "Tue Gutes und rede darüber." Der Staat sei auf die Arbeit der Kirchen angewiesen, sagte Weusmann und verwies unter anderem auf den Betrieb von sozialen Einrichtungen.

Zu der Forderung nach einer strikten Trennung von Staat und Kirche sagte er: "Die von unserem Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit geht gerade nicht von einer strikten Trennung von Staat und Religion aus." Vielmehr wirke der Staat mit den Religionsgemeinschaften zusammen, etwa beim religiösen Bekenntnisunterricht an staatlichen Schulen. "Würde die Religiosität aus dem öffentlichen Leben verdrängt, so wären unser Land und unsere Wertegesellschaft ein großes Stück ärmer."

Auch für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs seien die Kirchen unverzichtbar. "Wo stünde der Sonntagsschutz vieler Arbeitnehmer heute, wenn Kirchen sich nicht immer wieder gegen eine Aushöhlung der Sonn- und Feiertagsruhe ausgesprochen hätten?", fragte Weusmann. Die Kirchen meldeten sich zwar in Fragen der Gerechtigkeit oder des Friedens zu Wort. "Manchmal könnten wir das allerdings noch ein weniger lauter und zugespitzter tun", sagte der Vizepräsident.

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