Evangelische Kirche ist entweiht

Hermann-Röchling-Höhe. "Wäre der Kirchsaal der evangelischen Kirche auf der Hermann-Röchling-Höhe öfter so gut gefüllt gewesen, müsste dieses Gotteshaus jetzt nicht entwidmet werden", mochte wohl mancher der knapp 50 Gottesdienstbesucher gedacht haben, die ihrer Kirche in diesem Völklinger Stadtteil beim letzten Gottesdienst die letzte Ehre erwiesen

Hermann-Röchling-Höhe. "Wäre der Kirchsaal der evangelischen Kirche auf der Hermann-Röchling-Höhe öfter so gut gefüllt gewesen, müsste dieses Gotteshaus jetzt nicht entwidmet werden", mochte wohl mancher der knapp 50 Gottesdienstbesucher gedacht haben, die ihrer Kirche in diesem Völklinger Stadtteil beim letzten Gottesdienst die letzte Ehre erwiesen. Es war dies, so Pfarrerin Rita Wild, für Presbyterium und Gemeinde kein leichter Schritt, doch angesichts großer Defizite im Kirchenhaushalt unumgänglich.

Nur 30 Jahre währte die Geschichte dieser Kirche, die eigentlich nur aus einem großen Kirchsaal und einigen Funktionsräumen besteht. Doch, wie bereits berichtet, waren bei den nur noch monatlichen Gottesdiensten gerade mal höchstens fünf Besucher da, und die notwendige Gebäudesubstanzrücklage trug einen zunehmenden Teil zum defizitären Kirchenhaushalt der Versöhnungskirchengemeinde bei. Die, die gekommen waren, verstanden eigentlich schon die Notwendigkeit dieser Maßnahme, die das Presbyterium in Abstimmung mit der Landeskirche am 2. Dezember 2008 treffen musste. Doch Traurigkeit und Nachdenklichkeit herrschten dennoch beim Abschiedsgottesdienst vor. "Ich bin sehr traurig, dass ich hier nun nicht mal einmal im Monat hier zum Gottesdienst gehen kann", fand Helga Marx, hatte aber auch Verständnis für diesen Schritt, "denn es waren ja immer nur die ein und dieselben, die dieses kirchliche Angebot noch annahmen". Jetzt muss die Seniorin nach Völklingen in die Versöhnungskirchengemeinde oder die Erlöserkirche fahren. Arno Hübschen, jahrzehntelang Ortsvorsteher von Völklingen, sah die Mittelstadt in der Pflicht: "Die Stadt müsste das Kirchhaus aufkaufen und ein Dorfgemeinschaftshaus daraus machen, und dann könnte die Gemeinde ihre Gottesdienste weiter abhalten. Sparen müsste die Stadt an anderen Stellen." Anderer Meinung war natürlich Oberbürgermeister Klaus Lorig: "Nicht ich, sondern der Stadtrat müsste dies entscheiden, und angesichts des immensen Spardrucks können solche Projekte nicht mehr gestemmt werden."

Kein gutes Gefühl und großes Bedauern empfand auch Käthe Ewen: "Hier wurde meine Tochter getraut, ich war bei allen großen kirchlichen Festen dabei, und bei der Einweihung vor 30 Jahren habe ich damals sogar den Kirchsaal mit Blumen geschmückt." Um Verständnis warb Pfarrer Dr. Joachim Conrad vom Kirchenkreis Saar-West in seiner Predigt. "Man kann fragen, wo war die Gemeinde in den letzten Jahren, doch dieses Schuldverschiebespiel sei keine Hilfe. Es ist so, wie es ist, wir müssen uns fügen."

Die evangelische Gemeinde auf der Hermann-Röchling-Höhe werde nicht untergehen, Umbrüche gehörten seit jeher zur Tagesordnung und man müsse nun weiterziehen in Gemeinschaft derer, die glauben und nach vorne schauen. Helmut Walcha gestaltete den "Entwidmungsgottesdienst" musikalisch mit der Orgel, Pfarrer i. R. Horst Heyl rief nach dem Gottesdienst in einer Diashow die 30-jährige Kirchsaalgeschichte auf der Hermann-Röchling-Höhe in Erinnerung. Das Haus steht nun zum Verkauf, stellte Pfarrerin Wild am Ende fest, und wird bis dahin natürlich weiter gepflegt und instand gehalten. "Bei der Einweihung vor 30 Jahren habe ich den Kirchsaal mit Blumen geschmückt."

Käthe Ewen

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