Euer Sieg, liebe Leutinnen!

Was war seinerzeit meine geschätzte Kollegin sauer. Immer wieder passierte es, dass ein Leser ins erste Redaktionsbüro nach dem Treppenhaus kam, in Sekretärin und Redakteurin zwei Damen erblickte und ein trockenes "Ist denn keiner da?" heraussprach

Was war seinerzeit meine geschätzte Kollegin sauer. Immer wieder passierte es, dass ein Leser ins erste Redaktionsbüro nach dem Treppenhaus kam, in Sekretärin und Redakteurin zwei Damen erblickte und ein trockenes "Ist denn keiner da?" heraussprach. Sie hatte eine freundliche Art, war höchst kompetent, pflegte solche Menschen als Kunden zu behandeln und bot ihnen die vermeintlich nur von männlichen Redaktionsmitgliedern beherrschten Dienstleistungen ohne Murren. Bis zu ihrer Pensionierung haben wir oft und herzlich darüber gelacht. Man und frau im Team wissen es ja ohnehin besser. Selbst wenn wir gelegentlich für beiderlei Geschlecht von Redakteuren reden und schreiben, stehen die Kolleginnen mindestens ebenso gut - wie es so dumm heißt - ihren Mann wie die Kerle mit den tieferen Stimmen. Und zum Trost für diejenigen, die es so oder ähnlich erlebt haben oder erleben, darf ich berichten, dass es auch anders geht. In Abwesenheit der Sekretärin nehme ich einen Anruf an. Freundlich, mit Namensnennung sowie der Frage, was ich denn wohl für den Herrn am anderen Ende der Leitung tun kann. Meine Versuche laufen ins Leere, ob denn keine Redakteurin da sei, will er wissen. Verzweifelt ziehe ich die Karte, dass er es mit dem Chef der Redaktion zu tun habe und ich mich ganz ehrlich um sein Anliegen kümmern werde. Euer Sieg, liebe Leutinnen: "Na dann hoffe ich mal, dass das auch klappt", beendet er wenig überzeugt das Gespräch.

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