Es war einmal das Frühjahr, als die Hühner gackertenHarald Ley: Et Fréihjòhr fréihjer

Bosen. Mit der Auszeichnung "Mundarttext des Monats" hat die Bosener Gruppe im April den Text "Et Fréihjòhr fréihjer" des Saarlouiser Autors Harald Ley geehrt

 Harald Ley. Foto: SZ

Harald Ley. Foto: SZ

Bosen. Mit der Auszeichnung "Mundarttext des Monats" hat die Bosener Gruppe im April den Text "Et Fréihjòhr fréihjer" des Saarlouiser Autors Harald Ley geehrt. Die Gruppe, deren Mitglieder in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Lothringen, Elsass und dem Saarland beheimatet sind, will so die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit auf die Ausdrucks- und Aussagekraft der jeweiligen Regional-Sprache lenken. Zum April-Text sagt die in Wadern lebende Schriftstellerin Karin Klee, die selbst Mitglied der Bosener Gruppe ist: "Harald Ley ist gar nicht so alt, wie er in der Überschrift zu seinem Gedicht ,Et Fréihjòhr fréihjer' dem Leser Glauben machen möchte. Er ist Jahrgang 1949, zählt heute also kaum 60 Lenze." "Fréihjer" bedeute daher in Leys Text nicht etwa "vor langer, langer Zeit, sondern damals, als Kinder draußen und auf der Straße spielten, als das Muhen der Kühe, das Gackern der Hühner, das Quieken der Schweine, das Meckern der Ziegen und Hundegebell ein selbstverständlicher Teil der dörflichen Geräuschkulisse gewesen sind". Da habe die Nachbarin laut und falsch pfeifend die Wäsche zum Trocknen aufgehangen, um anschließend bei offenem Fenster mit dem Essgeschirr zu klappern. Das sei in einigen Gegenden des Saarlands noch bis in die 1980er Jahre so gewesen. Harald Ley rufe diese vergangenen Szenerien in Erinnerung und ziehe dabei "unmerklich Bilanz, ohne selber den Hauch einer Wertung abzugeben", so Klee. "Nur ganz zum Schluss seiner Bilderreise durch Tage, die so nicht mehr erlebt werden können, rückt er mit der Sprache heraus und gibt dem Leser einen kleinen Hinweis darauf, wieso er sich, gerade wenn es Frühling wird, an das Frühjahr früher erinnert."Zur Bosener Gruppe gehören Autorinnen wie Gisela Bell, Hildegard Driesch, Ursula Kerber, Relinde Niederländer, Helga Schneider und Ute Zimmermann, Autoren wie Peter Eckert, Georg Fox, Bruno Hain, Jean-Louis Kieffer, Heinrich Kraus, Johannes Kühn, Thomas Liebscher, Wolfgang Ohler, Norbert Schneider, Harald Ley und Günter Speyer, sowie Liedermacher und Bühnenkünstler wie Marcel Adam, René Egles, Günther Hussong, Hans Walter Lorang, Walter Liederschmitt, Jo Nousse und Mannfred Pohlmann. red Enn Kénd gääkst vòr Frääd onn dreift off der Schossee mét seiner Gääschel enn Dilldopp vòr séch her. Kléckern kullern vomm Trottoar énn de Kullang, enn Rääfen rompelt iwwer de Powai. Émm Stall bréllert enn Kouh fò nòh draussen. Lòò hénnen émm Hoff dengelt der Opa sein Sens. Véir Héihner verzänken séch omm enn dooden Maaikipps, onn der alt Hahn kräht sein roschdisch Lieder. De Geissen verlachen laut meckernd de Sonn, de Nòhpersch hänkt Wäsch off onn peift grailéch schròò. Et Schwein quiekst vòr Gléck noch enn Sommer se hann, owem Baam huckt de Katz vomm Waldi verbellt. Durch et offen Kichenfenschder kleppern de Tellern onn roufen mém Méttachslauden: Et Essen steht omm Désch. De Louft ziddert ganz laut onn mein Herz vòr Frääd. Ma konndet nét iwwerhäären et Fréihjòhr fréihjer.

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