Es ist wichtig, auf den eigenen Körper zu hören

Sitzerath. Die Aussage, Matthias de Zordo sei "bewusst arrogant aufgetreten", verwundert das interessierte Publikum in der überfüllten Benkelberghalle in Sitzerath. Dort erzählt der eigentlich geduldig und freundlich auftretende Speerwurf-Weltmeister am Freitagabend von seinem WM-Auftritt - und den besonderen Psychospielchen

 Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand den Fragen von Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand den Fragen von Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

Sitzerath. Die Aussage, Matthias de Zordo sei "bewusst arrogant aufgetreten", verwundert das interessierte Publikum in der überfüllten Benkelberghalle in Sitzerath. Dort erzählt der eigentlich geduldig und freundlich auftretende Speerwurf-Weltmeister am Freitagabend von seinem WM-Auftritt - und den besonderen Psychospielchen. Werner Zimmer, der Präsident des Leichtathletik-Verbandes Saar, war an diesem Abend Moderator des 19. Sportmedizin-Symposiums.Dabei verriet de Zordo auch einige taktische Kniffe, die ihm bei seinem Weltmeisterschaftstriumph im September in Daegu (Südkorea), bei der er schon im ersten Versuch mit 86,27 Metern die Bestweite erzielte, zum Titel verholfen hatten. "Ich habe beim Einwerfen nur aus dem Gehen heraus geworfen. Danach wollte ich schon in den ersten Versuch alles reinlegen, um die Gegner zu schocken. Es hat gewirkt", verrät der Sportsoldat.

Zudem sprach er auch über das gestiegene Medieninteresse. Dass er es genießt, davon konnte man sich am Auftreten des Athleten vom SV Saar 05 in Sitzerath selbst überzeugen. Doch es gibt auch die Kehrseite. "Manchmal nervt es auch. Ich wurde sehr oft gefragt, wie ich denn mit einem verhältnismäßig geringen Trainingspensum solche Erfolge feiern kann. Ich wurde auch schon als 'der faulste Weltmeister aller Zeiten' tituliert. Das hat genervt", gibt de Zordo zu, dessen Schlusssatz von den Zuhörern mit Beifall honoriert wurde: "Wer Weltmeister in seiner Disziplin wird, der kann nicht zu wenig trainiert haben."

Ums Training ging es auch in einem Vortrag von Dr. Lothar Schwarz. Der Präsident des Sportärzteverbandes Saar referierte über "Überlastung - Übertraining: Wenn Leistungssportler übertreiben". Dabei erklärte der erst vor Kurzem von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) zum Sportarzt des Jahres 2011 ausgezeichnete Schwarz, wie sich Leistungssportler durch zu viel Training um ihren Ertrag bringen können. "Sportler müssen ihre Trainingsbelastung immer in Relation mit den vorhandenen Ressourcen setzen, das heißt, sie können nur so viel trainieren, wie sie auch imstande sind zu verkraften. Wenn dann aber anstelle der Regeneration noch ein weiterer Trainingsreiz gesetzt wird, dann kann es vorkommen, dass der Körper zu macht und die Trainingsresultate dahin sind", sagte Schwarz. Dies sei auch in den Alltag übertragbar, erklärt der Sportmediziner: "Das Prinzip des Burnouts ist dasselbe: Übertraining im Kopf. Wenn man sich keine Pausen gönnt, sprich Regeneration, dann kann man sich auch im psychischen Bereich überlasten."

Ein großes Problem sei das Phänomen in der heutigen Gesellschaft, in der man sich dauernd beweisen müsse und bewertet werde. "Man muss auch planvoll Nein sagen können. Es ist wichtig, auch im Alltag, zum richtigen Zeitpunkt regenerative Einheiten einzubauen", sagt Schwarz.

Aus solch einem Überlastungszustand, körperlich wie psychisch, kommt man nicht so einfach wieder raus: "Beim Übertraining schützt sich das vegetative Nervensystem selbst und stoppt die Leistung. Ein Neustart dauert lange." Wichtig sei auch die Tatsache, dass die Ressourcen eines Menschen schwanken. Beispielsweise sind sie bei Krankheit geringer, was bedeutet, dass damit auch die Belastung geringer sein müsse. Praktisch gibt Lothar Schwarz den einen Hinweis: "Man muss in seinen Körper hinein hören und auch auf ihn hören."

Matthias de Zordo tut dies, wie er erklärt - manchmal auch zum Widerwillen seines Trainers Boris Henry. "Bei mir ist Übertraining selten, weil ich schon immer auf meinen Körper gehört habe. Boris schmeckt das auch nicht immer", sagt der Weltmeister mit einem Schmunzeln. "Man muss auch planvoll Nein sagen können."

Dr. Lothar Schwarz, Präsident des Sportärzte-

 Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

 Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand den Fragen von Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand den Fragen von Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

 Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, bei dessen Fragen Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

Er war der Ehrengast beim 19. Sportmedizin-Symposium in Sitzerath: Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo stand Werner Zimmer, dem Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes Saar, bei dessen Fragen Rede und Antwort. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

Dr. Lothar Schwarz hielt in Sitzerath einen Vortrag zum Thema Übertraining.

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