"Es ist wichtig, auf den eigenen Körper zu hören"

Sitzerath. Die Aussage von Matthias de Zordo, er sei "bewusst arrogant aufgetreten", verwundert das interessierte Publikum beim 19. Sportmedizin-Symposium in der überfüllten Benkelberghalle in Sitzerath. Dort erzählte der eigentlich freundlich auftretende Speerwurf-Weltmeister vor einer Woche von seinem WM-Auftritt - und den besonderen Psychospielchen

Sitzerath. Die Aussage von Matthias de Zordo, er sei "bewusst arrogant aufgetreten", verwundert das interessierte Publikum beim 19. Sportmedizin-Symposium in der überfüllten Benkelberghalle in Sitzerath. Dort erzählte der eigentlich freundlich auftretende Speerwurf-Weltmeister vor einer Woche von seinem WM-Auftritt - und den besonderen Psychospielchen. Dabei verriet de Zordo auch einige taktische Kniffe, die ihm bei seinem WM-Sieg im September in Daegu (Südkorea), bei der er schon im ersten Versuch mit 86,27 Metern die Bestweite erzielte, zum Titel verholfen hatten. "Ich habe beim Einwerfen nur aus dem Gehen heraus geworfen. Danach wollte ich schon in den ersten Versuch alles reinlegen, um die Gegner zu schocken. Es hat gewirkt", verrät der Sportsoldat. Zudem sprach er auch über das gestiegene Medieninteresse.

"Manchmal nervt es auch"

Dass er es genießt, zeigte der Athlet vom SV Saar 05. Doch es gibt auch die Kehrseite. "Manchmal nervt es auch. Ich wurde sehr oft gefragt, wie ich denn mit einem verhältnismäßig geringen Trainingspensum solche Erfolge feiern kann. Ich wurde auch schon als 'der faulste Weltmeister aller Zeiten' tituliert. Das hat genervt", gibt de Zordo zu.

Ums Training ging es auch in einem Vortrag von Dr. Lothar Schwarz. Der Präsident des Sportärzteverbandes Saar referierte über "Überlastung - Übertraining: Wenn Leistungssportler übertreiben". Dabei erklärte der erst vor Kurzem von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) zum Sportarzt des Jahres 2011 ausgezeichnete Schwarz, wie sich Leistungssportler durch zu viel Training um ihren Ertrag bringen können.

Übertraining im Kopf

"Sportler müssen ihre Trainingsbelastung immer in Relation mit den vorhandenen Ressourcen setzen, das heißt sie können nur so viel trainieren, wie sie auch verkraften. Wenn dann aber anstelle der Regeneration noch ein weiterer Trainingsreiz gesetzt wird, dann kann es vorkommen, dass der Körper zu macht und die Trainingsresultate dahin sind", sagte Schwarz.

Dies sei auch in den Alltag übertragbar: "Das Prinzip des Burnouts ist dasselbe: Übertraining im Kopf. Wenn man sich keine Pausen gönnt, sprich Regeneration, dann kann man sich auch im psychischen Bereich überlasten." Ein großes Problem sei das Phänomen in der heutigen Gesellschaft, in der man sich dauernd beweisen müsse und bewertet werde. "Man muss auch planvoll Nein sagen können. Es ist wichtig, auch im Alltag, zum richtigen Zeitpunkt regenerative Einheiten einzubauen", sagt Schwarz. Aus solch einem Überlastungszustand, körperlich wie psychisch, kommt man nicht so einfach wieder raus: "Beim Übertraining schützt sich das vegetative Nervensystem selbst und stoppt die Leistung. Ein Neustart dauert lange." Wichtig sei auch die Tatsache, dass die Ressourcen eines Menschen schwanken. Beispielsweise sind sie bei Krankheit geringer. Lothar Schwarz zusammenfassend: "Man muss in seinen Körper hinein hören und auch auf ihn hören." jan

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