Schulferienbeginn „Es ist einfach falsch, früher in die Ferien zu fahren“

Saarbrücken · Die Noten stehen längst fest, und in der Schule werden oft nur noch Filme geschaut oder Ausflüge gemacht. Da verpasst man eh nichts mehr. Warum also nicht einfach ein paar Tage früher in die Ferien fahren und einen Stau auf der Autobahn oder großen Andrang am Flughafen vermeiden?

 Die Bundespolizei am Flughafen Ensheim kontrolliert nicht speziell auf Schulschwänzer.

Die Bundespolizei am Flughafen Ensheim kontrolliert nicht speziell auf Schulschwänzer.

Foto: BeckerBredel

Zumal die Flüge vor Ferienbeginn oft günstiger sind. So oder ähnlich sehen das viele Eltern, die mit ihren Kindern schon vor Ferienbeginn in den Urlaub starten. Dabei vergessen sie oft, dass sie damit gegen die Schulpflicht verstoßen.

Gerade erst hat das Bundesland Bayern zu Beginn der Pfingstferien Schulschwänzer-Kontrollen am Flughafen durchgeführt. Wer erwischt wurde, musste ein Bußgeld zahlen. Im Saarland allerdings werden solche Verstöße nicht streng verfolgt. So ist man sich noch nicht einmal über die genaue Höhe der Bußgelder einig. Jedenfalls wollten das Bildungsministerium, der Regionalverband Saarbrücken und die Stadt Saarbrücken auf Anfrage unserer Zeitung keine Aussage dazu treffen.

Die Bundespolizei kontrolliert am Flughafen Ensheim nicht speziell auf Schulschwänzer. „Dafür liegt uns kein direkter Auftrag vom Ministerium vor“, sagt Dieter Schwan, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion in Bexbach. Fällt doch jemand zufällig auf, melde man dies dem Ministerium. Dessen Pflicht sei es dann zu prüfen, ob es sich um einen Verstoß gegen die Schulpflicht handelt. Schließlich gibt es laut Schwan auch genehmigte Fälle.

Wann eine Genehmigung zu einer Beurlaubung erteilt wird, liegt im Ermessen der Schule. Diese wird in der Regel bei Familienfesten, Todesfällen oder anderen Ereignissen erteilt, nicht aber um billigere Flugangebote zu nutzen. „Bei uns ist das überhaupt gar kein Problem“, sagt Christian Heib, Schulleiter des Ludwigsgymnasiums Saarbrücken. „Jährlich stellen eine Handvoll Schüler einen Antrag auf Beurlaubung – und das in der Regel wegen dringender familiärer Gründe. Den erteilen wir dann auch. Zu unentschuldigtem Fehlen vor den Ferien kommt es da gar nicht.“

Folgen des verfrühten Ferienbeginns sind vielmehr pädagogischer Art. „Es ist einfach falsch, früher in die Ferien zu fahren und somit auch noch die Kinder zum Lügen zu erziehen“, kritisiert Lisa Brausch, Vorsitzende des Lehrerinnen- und Lehrerverbands Saar. Auch das Argument vieler Eltern, dass man am Ende des Schuljahres nichts mehr verpasse, stimme nicht. Gerade wenn die Klassenarbeiten geschrieben seien, bleibe mehr Zeit für Klassenausflüge und andere Aktivitäten, die die Klassengemeinschaft stärkten. Somit sei die Zeit vor den Schulferien für die Entwicklung besonders wichtig.

Wer trotzdem auch zu Ferienzeiten günstig in den Urlaub fahren will, ohne dass die Kinder im Unterricht fehlen, für denjenigen hat Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes, diese Tipps: In der Ferienzeit seien die Preise aufgrund der hohen Nachfrage und einem begrenzten Angebot höher. Deshalb solle man schon im Winter auf Frühbucherrabatte der Reiseveranstalter zurückgreifen. Zudem könne man sparen, wenn man die Flugreise etwa über den Flughafen eines Nachbarbundeslandes, in dem die Schulferien noch nicht begonnen haben, bucht. Viele Reiseveranstalter böten zudem auch ein kostenloses „Zug zum Flug“-Ticket an.

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