"Es ist eine saubere Spätlese"

Merzig/Perl. Die Sonne strahlt mit Manfred Klein um die Wette. Drei Jahre lang haben der Vorsitzende und die Mitglieder des Vereins Wein- und Kulturfreunde Kreuzberg Merzig auf diesen Samstagnachmittag hingearbeitet: auf die Jungfernlese, auf die ersten Trauben aus ihrem Weinberg unterhalb der Kreuzbergkapelle

 Es ist vollbracht: Die letzten Trauben aus der Jungfernlese kommen in die Bütte. Foto: R. Ruppenthal

Es ist vollbracht: Die letzten Trauben aus der Jungfernlese kommen in die Bütte. Foto: R. Ruppenthal

Merzig/Perl. Die Sonne strahlt mit Manfred Klein um die Wette. Drei Jahre lang haben der Vorsitzende und die Mitglieder des Vereins Wein- und Kulturfreunde Kreuzberg Merzig auf diesen Samstagnachmittag hingearbeitet: auf die Jungfernlese, auf die ersten Trauben aus ihrem Weinberg unterhalb der Kreuzbergkapelle. "Es ist ein wunderbarer Tag für den Verein und die Merziger", sagt Klein voller Stolz und Glück bei der Eröffnungszeremonie.Winzer Thomas Schmitt vom Weingut Schmitt-Weber in Perl gibt sogar unumwunden zu, "skeptisch" gewesen zu sein ob der Idee des Vereins, den Weinanbau auf dem Kreuzberg erstmals seit 1920 wieder aufleben zu lassen. Die Hobby-Winzer, denen er als Experte von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite steht, belehrten ihn eines Besseren. Mit roten Plastikschüsseln, Eimern, Weidekörben und Scheren warten insgesamt zwölf Mitglieder und Helfer des Vereins ungeduldig darauf, sich in die Lese stürzen zu dürfen. Schmitt mahnt sie zur Sorgfalt: "Wir haben so wenige Trauben, da zählt jede einzelne Beere. Lasst keine Dolden hängen. Kontrolliert die Stöcke immer wieder." Wie Ameisen wuseln die Lesehelfer durch die neun Reihen. Etwa 20 Minuten später kommt der erste Korb voller goldgelber Auxerrois-Trauben zurück. Trotz der klebenden Finger, die sie immer wieder an Papiertüchern abwischen, und trotz der brütenden Hitze scheint ihnen die "Schnippelei" leicht von der Hand zu gehenden. Nur wenn sie ihre Gefäße zum Leeren den Weinberg hinaufschleppen, kommen die Lesehelfer aus der Puste. Japsend nach Luft, sagt einer: "Die Arbeit ist zwar ungewohnt, aber sie macht Spaß."Als Manfred Klein die Lese für beendet erklärt, ist die Bütte, wie Winzer-Meister Schmitt den grünen Sammelbottich auf dem Anhänger seines schwarzen Transporters nennt, ein Viertel voll. Trauben für 800 Liter Most hätten da reingepasst. 300 Liter waren angepeilt, 200 Liter sind es schließlich. Mit sachtem Tempo auf der Autobahn fährt Thomas Schmitt die Jungfernlese des Merziger Kreuzbergs nach Perl - auf das Familien-Weingut, dorthin, wo die Trauben jetzt drei Stunden lang ausgepresst und dann bis zum Verkorken der Weinflaschen weiter ausgebaut werden. 81 Grad Öchsle bringen die ersten Tropfen aus der Presse auf die Mostwaage: "Das ist eine saubere Spätlese", freut sich der Winzermeister, der vor dem Messen des Zuckergehaltes auf 75 Grad getippt hatte. "Es ist wie bei der Geburt eines Kindes", sagt Manfred Klein und strahlt über das rotwangige Gesicht: "Mutter und Kind liegen im Bett. Und der Papa kann nach Hause gehen." Beziehungsweise zum Feiern auf den Kreuzberg. > Seite B 1

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