"Es gibt zu wenige, die bewusst Bio-Produkte essen"

Frau Schramm, warum musste die Bio-Bar schließen?Sarah Schramm: Es gab gesundheitliche und familiäre Gründe, aber in erster Linie natürlich aus wirtschaftlichen Gründen. Ich muss ja im Saarlouiser Preisspektrum bleiben. Das Problem ist, dass ich bei den Rohwaren einen viel höheren Einsatzpreis habe und damit die Marge geringer ist

 Sarah Schramm Foto: Sprenger

Sarah Schramm Foto: Sprenger

Frau Schramm, warum musste die Bio-Bar schließen?Sarah Schramm: Es gab gesundheitliche und familiäre Gründe, aber in erster Linie natürlich aus wirtschaftlichen Gründen. Ich muss ja im Saarlouiser Preisspektrum bleiben. Das Problem ist, dass ich bei den Rohwaren einen viel höheren Einsatzpreis habe und damit die Marge geringer ist. Ein Beispiel: Andere Kaffeebetreiber bezahlen für Milch sagen wir einmal 50 Cent, ich das Doppelte. Ich kann aber den Milchkaffee dafür nicht doppelt so teuer verkaufen. So geht es uns mit all unseren Produkten.

Man weiß vorher, dass Bio-Produkte im Schnitt teurer sind. Was hätte passieren müssen, damit es trotzdem funktioniert?

Schramm: Es hätte mehr Leute geben müssen, die sich bewusst mit Bio-Produkten ernähren. Es hat sich zum Beispiel beim Frühstücksangebot gezeigt, dass viele lieber weiße statt Vollkornbrötchen essen wollten. Von der geringen Anzahl derer, die sich vollständig biologisch ernähren, können wir jedoch letztlich nicht leben.

Das führt zu der Frage: Wollen die Saarlouiser keine Bio-Produkte?

Schramm: So würde ich das im Grunde nicht sehen. Es gibt einige, die Bio wollen. Aber es gibt zu wenige, die am Ende bewusst und konsequent nur Bio-Produkte essen wollen.

Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Schramm: Wir haben in den vergangenen vier Wochen einen Test gemacht und konventionelle Produkte angeboten, allerdings auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Leute auch 100 Prozent Bio bestellen können. Das Ergebnis war ernüchternd: Lediglich fünf Personen haben uns speziell auf die biologischen Produkte angesprochen.

Ist ein Bio-Konzept für Saarlouis damit gescheitert?

Schramm: In der Form als großes Café: ja, an diesem Ort schon. Man muss sagen, dass der Standort für das Café nicht ideal war. Man meint zwar immer, dass für die Gastronomie am Großen Markt viel hängen bleibt, je mehr dort los ist, aber das Gegenteil ist der Fall: Bei solchen Festen wie dem Oktoberfest fehlen den Kunden die Parkplätze und es ist viel zu laut. Denn viele wollen einfach ruhig und gemütlich auf der Terrasse sitzen. Vielleicht hätte es zum Beispiel in der Französischen Straße besser geklappt, das weiß man nicht.

Hatte das Bio-Konzept auch Fehler?

Schramm: Es ist ein Konzept, das in vielen anderen Städten funktioniert. Und wir stehen voll dahinter. Am Ende war die Frage, ob und wie weit wir uns verbiegen wollen, damit es irgendwie funktioniert. Und da war irgendwann klar, dass es so nicht mehr weitergeht. Ich habe insgesamt den Eindruck gewonnen, dass Saarlouis für ein solches Konzept noch nicht reif ist.

Haben Sie von Seiten der Gäste viele Rückmeldungen bekommen?

Schramm: Wegen der Preise weniger. Ein paar haben mal gefragt, warum der Kaffee etwas teurer ist als anderswo. Typisch war dagegen die Aussage "Ich habe keine Zeit". Da musste alles immer ganz schnell gehen, quasi auf die Hand. Das widerspricht aber dem Bio-Konzept. Wir haben hier alles von Hand gemacht, das dauert natürlich auch etwas länger. Es ist ja bekanntermaßen auch nicht gesund, nur schnell zwischen Tür und Angel zu essen.

Werden Sie etwas Neues in Bereich Bio machen?

Schramm: Unser Bio-Catering wird es weiterhin geben. Das gab es schon seit der Eröffnung der Bio-Bar. Außerdem werden wir einige Projekte im Bereich Schulessen machen.

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