„Es geht immer noch einvernehmlich“

Eine Organisationsuntersuchung führt zurzeit die Beratungsfirma Pricewaterhouse-Coopers (PwC) in der Saarlouiser Kreisverwaltung durch (wir berichteten). Der Personalrat darf sich hierzu öffentlich nicht äußern. Um von Eindrücken der Beschäftigten zu erfahren, sprach daher SZ-Redakteur Mathias Winters mit Nico Caló, Justiziar und Regionalgeschäftsführer Südwest (Hessen, Rheinland-Pfalz Saarland) der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und Dienstleistungen GÖD.

Zur Organisationsuntersuchung beim Landratsamt sollte auch die Personalvertretung zu Wort kommen.

Nico Caló: Ja. Der Personalrat einer öffentlichen Verwaltung oder sein Vorsitzender dürfen sich aber nicht in allen Fragen öffentlich äußern. Sie unterliegen der Geheimhaltungspflicht. Es ist auch nicht immer so einfach mit dem Dienstherren.

Wieviele der rund 860 Beschäftigten beim Landratsamt vertreten Sie?

Caló: Die GÖD ist die stärkste Gruppe unter den organisierten Beschäftigten beim Landratsamt, wie sich bei der vergangenen Personalratswahl gezeigt hat. Im Personalrat haben wir die Mehrheit. Aber im Wesentlichen und auch hier gibt es mit Verdi und dem DBB (Deutscher Beamtenbund) ein gutes Einvernehmen.

Was ist der wichtigste Eindruck von der Untersuchung?

Caló: Mit der Organisationsuntersuchung ist Angst verbunden. Die Leute befürchten Personalabbau. Das überschattet die ganze Sache.

Bei der Präsentation haben PwC und Landrat Patrik Lauer versprochen, hier werde nicht gegen die, sondern mit der Belegschaft gearbeitet.

Caló: Weder Personalrat noch Gewerkschaft sind vernünftig eingebunden. Die Mitarbeiter fragen sich: Wo sind wir vertreten?

Was sagen Sie dazu, dass mit PwC ein externer Berater beschäftigt wird?

Caló: Annähernd 200 000 Euro sind nicht gerade wenig Geld. Warum bedient man sich nicht der Experten im Hause, warum macht man es nicht gemeinsam? Ich sehe übrigens bei PwC auch nicht zwingend die Expertise. Das sind Steuerberater und Diplom-Kaufleute. Die arbeiten mit Zahlen. Was ist aber mit der Frage nach den Angeboten? Was soll die Verwaltung leisten?

Sie kennen das Bild. Wer den Teich trocken legen will, darf die Frösche nicht fragen . . .

Caló: Belegschaften können das. Schauen Sie sich die AG Aufgabenkritik auf Landesebene an. Es ist falsch zu unterstellen, dass sich Menschen in öffentlichen Verwaltungen nicht kritisch mit ihren Aufgaben und ihrem Tun auseinandersetzen.

Haben Sie dafür Beispiele?

Caló: Viele. Aber nehmen Sie doch eines aus dem Landkreis Saarlouis. Als der Kreis Options-Kommune wurde, haben landrätliche Verwaltung, Personalrat und Gewerkschaften gut zusammengearbeitet. Das hat zum Erfolg geführt. Es ist besser, alle mit ins Boot zu nehmen. Das hat übrigens auch eine positive Wirkung auf die Beschäftigten.

Und die fehlt jetzt im Landratsamt?

Caló: Die Leute haben Angst davor, einen angeblich anonymen Fragebogen an ihrem eigenen Computer auszufüllen, weil man ja durch die IP-Adresse auf den Nutzer schließen kann. Das sagt, denke ich, eine Menge.

Das hört sich nach einer angespannten Lage an. Was könnte zur Entspannung beitragen?

Caló: Der Landrat kann immer noch auf Personalrat und Gewerkschaften zugehen. Künftige Umsetzungen von Ergebnissen sind ohnehin mitbestimmungspflichtig. Das kann ein Landrat also entweder mit Personalrat und Gewerkschaften einvernehmlich hinkriegen, oder er überlässt die Entscheidungen dem Verwaltungsgericht. Die erste Variante ist die bessere, oder?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort