Landeszentrale für politische Bildung Es begann vor 60 Jahren mit dem Dienst an der Saar-Heimat

Saarbrücken · Die Landeszentrale für politische Bildung feiert runden Geburtstag – und wird zum ersten Mal von einer Landtagspartei infrage gestellt.

Die „Heimatbund“-Regierung des blutjungen Bundeslandes an der Saar aus CDU, DPS und SPD wollte 1957 nichts dem Zufall überlassen. Als Leiter der „Landeszentrale für den Heimatdienst“ wurde vom Ministerrat in einer außerordentlichen Sitzung Karl Walz (CDU-Vize-Landeschef) berufen. Walz, Jahrgang 1900, hatte 1952 die verbotene Saar-CDU mitgegründet und war über die rheinland-pfälzische Landesliste Bundestagsmitglied geworden.

Denn in Saarbrücken regierte bis zur Volksabstimmung über das Saar-Statut 1955 Johannes Hoffmann (CVP), der vor den Nazis ins Exil fliehen musste und nach 1945 den so Heimattreuen aus guten Gründen misstraute, weil  viele davon Nazis gewesen waren. Doch Hoffmanns Frankreich-Strategie folgten 1955 zwei Drittel der Saarländer nicht.

Die Landeszentrale für den Heimatdienst wurde 1968 auf den heute gültigen Namen „Landeszentrale für politische Bildung“ umgetauft. Mit etwa 120 Gästen feierte die Landeszentrale gestern Abend in der Saarbrücker Congresshalle ihr 60-jähriges Bestehen. Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD), zu dessen Haus die Landeszentrale mit ihren vier Mitarbeitern in Dudweiler (Jahresetat: 80 500 Euro) gehört, sagte in seiner Festrede, dass es ein dauerhaftes Ziel der Landeszentrale sei, die Bürger in die Lage zu versetzen, eine politische Situation und die eigene Interessenlage zu analysieren sowie nach Wegen zu suchen, die vorgefundene Lage im Sinne der eigenen Interessen zu beeinflussen.

Und das tue sie spätestens seit den 1980er Jahren in vielfältiger Weise. Unter der Ägide von Burkhard Jellonnek (SPD) ist etwa das Bundes-Programm der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ im Saarland vorangetrieben worden. „Diesem Netzwerk, das neben dem klassischen Rassismus alle Ideologien der Ungleichwertigkeit von Menschen in den Blick nimmt und sich gegen jegliche Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt einsetzt, gehören mittlerweile 46 saarländische Schulen an“, betonte Commerçon.

Jellonnek gelang es, den Musical-Macher Frank Nimsgern zu dem Schüler-Musikprojekt „Farbenblind“ zu gewinnen. Es entstand eine CD mit Songs gegen Rassismus, die auch überregional Beachtung fand. Zudem setzte Jellonnek in der Initiative Neue Bremm Akzente und half mit, das ehemalige Gestapo-Lager Neue Bremm, in dem tausende NS-Opfer gequält worden waren, in eine würdige Gedenkstätte zu verwandeln.

Aktuell wird die Landeszentrale von Erik Harms-Immand, dem früheren Pressesprecher des grünen Schulministers Klaus Kessler aus der Jamaika-Regierung, geleitet. Harms-Immand hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Akteure in der politischen Bildung im Saarland zu vernetzen. So gründete er den Runden Tisch zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit im Saarland mit.

Als Ansporn für die Arbeit der Landeszentrale werten Beobachter die von der rechtspopulistischen AfD erhobene Forderung, die Landeszentrale abzuschaffen, da sie ein „Hort einseitiger linkslastiger Agitation“ sei.

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