SZ: Herr Schreiber, warum hat man so einen Bahnhof ausgerechnet in Beckingen gebaut, und welche Funktion hatte der Turm?Schreiber: Der Beckinger Bahnhof, dessen Entwurf aus dem Jahr 1857 stammt, ist nach dem Bexbacher Bahnhof der älteste erhaltene Bahnhof im Saarland. Der Grundriss ist der eines Typenbaus, wie er an der Saarstrecke für Empfangsgebäude der III. Klasse (Haltepunkte und untergeordnete Stationen) mehrfach verwendet worden war (erhalten etwa in Wiltingen im Kreis Trier-Saarburg). 1865 in der Zeitschrift für Bauwesen publiziert, wurde er für kleine Stationen "im Ganzen" als mustergültig angesehen. Die aufwändige Ausgestaltung des Bahnhofs war wohl, wie man 1862 in der Zeitschrift für Bauwesen lesen konnte, seiner Lage geschuldet, "einem sehr romantischen Punkte des hier sich besonders lieblich gestaltenden Saar-Thales". Daher wird der Turm des Bahnhofs denn sicher auch mehr gewesen sein als ein reiner Zweckbau für die Bahnhofsuhr mit ihren Fallgewichten.SZ: Was ist die Aufgabe des Denkmalamtes bei der Restaurierung des Bahnhofes?Schreiber: Das Landesdenkmalamt ist Erlaubnisbehörde und berät Eigentümer und Architekt. In diesem Fall bedeutet diese Funktion eine frühzeitige, intensive und ständige Beteiligung an der Planung und Ausführung.SZ: Wie findet man einen Kompromiss zwischen dem Interesse des Denkmalamtes und dem des Bauherrn, die Kosten gering und die Funktionalität hochzuhalten?Schreiber: Dieses Problem stellt sich hier weniger, da der Erwerb des Bahnhofs durch die Gemeinde einen ausgesprochenen Glücksfall darstellt. Das arg heruntergekommene Objekt, bei dem verschiedene Veräußerungs- und Umnutzungsversuche bereits gescheitert waren, bekommt damit endlich wieder eine Zukunft. Da das Engagement der Gemeinde von Anfang an dem Bahnhof als Baudenkmal galt, waren Fragen der Nutzung beziehungsweise der Finanzierung im Rahmen einer Planung für eine denkmalgerechte Sanierung zu beantworten. Das hierüber früh gefundene Einvernehmen zwischen Bauherrn, Planer und Denkmalpflege trägt und hält an.