Erstmal kein weiterer Bruderkuss

Saarbrücken · Gut ein Jahr lang haben sich Stadtverordnete immer wieder getroffen, um über eine neue Städtepartnerschaft zu beraten. Es waren Städte in Polen, Israel, Marokko, Nicaragua und China im Gespräch.

Braucht Saarbrücken eine neue Städtepartnerschaft? Rund 16 Monate lang haben sich Mitglieder des Stadtrats immer wieder hinter verschlossenen Türen getroffen, um diese Frage zu klären. Sie haben Menschen eingeladen, die sich für eine neue Städtepartnerschaft starkmachen. "Casting" wurde der Vorgang intern genannt. Es wurde für Polen geworben, für China, Nicaragua und Marokko. Zuletzt hieß es: Wenn es eine neue Partnerschaft gibt, dann mit einer Stadt aus Israel (die SZ berichtete). Das entscheidende Wort war das "Wenn". Denn nun hat die Arbeitsgruppe in einem internen Papier empfohlen: Die Stadt soll den Plan, eine neue Städtepartnerschaft aufzubauen, aufgeben - erstmal.

Die Stadtverordneten verweisen auf die schlechte Haushaltslage der Stadt und raten, "zunächst mit Kooperationsprojekten zu arbeiten, die für beide Seiten interessant und nutzbringend sind". Wenn sich solch eine lockere Zusammenarbeit mit einer Stadt im Ausland besonders gut entwickelt, könne man neu darüber nachdenken, ob eine formale Partnerschaft sinnvoll ist, heißt es aus der Arbeitsgruppe.

Ein Schüleraustausch mit einer Stadt in Israel oder Kontakte des Saarbrücker Technologieparks nach Israel seien erstrebenswert, aber neue Projekte sollten sich nicht auf ein Land beschränken. Das will die Arbeitsgruppe dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorlegen - und die Debatte um eine neue Partnerschaft damit beenden.

Saarbrücken hat drei Partnerstädte - seit 1965 das französische Nantes, seit 1975 die georgische Hauptstadt Tbilissi, seit 1987 das brandenburgische Cottbus. Während die Partnerschaften mit Nantes und Tbilissi gut funktionieren, ist die mit Cottbus etwas eingeschlafen. Die interne Diskussion, ob Saarbrücken die Cottbus-Verbindung, die zu DDR-Zeiten aufgebaut wurde, kappen soll, um Kapazitäten für eine neue Städtepartnerschaft zu haben, hat sich mit der Empfehlung der Stadtrats-Arbeitsgruppe offenbar erledigt. Von einem Abbruch der Beziehungen nach Cottbus ist im Papier der Stadtverordneten keine Rede.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort