"Erstmal da anfangen, wo es nicht weh tut"

Völklingen/ Großrosseln. Der "Schuldenbremse"-Erlass des saarländischen Innenministers schreibt den Kommunen vor, dass sie in den kommenden Jahren ihre Kassenkredite bis auf Null reduzieren müssen - für Rathauschefs bedeutet das strenge Sparzwänge

 Gemeinsam führen Völklingen und Großrosseln eine Beschäftigungsgesellschaft - hier deren Ein-Euro-Jobber beim Wanderweg-Bau im Warndt. Foto: Becker & Bredel

Gemeinsam führen Völklingen und Großrosseln eine Beschäftigungsgesellschaft - hier deren Ein-Euro-Jobber beim Wanderweg-Bau im Warndt. Foto: Becker & Bredel

Völklingen/ Großrosseln. Der "Schuldenbremse"-Erlass des saarländischen Innenministers schreibt den Kommunen vor, dass sie in den kommenden Jahren ihre Kassenkredite bis auf Null reduzieren müssen - für Rathauschefs bedeutet das strenge Sparzwänge. Umso genauer haben Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig, Bürgermeister Wolfgang Bintz, Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene (alle drei CDU) und Duchenes designierter Nachfolger Jörg Dreistadt (SPD) den Text des Erlasses daraufhin gelesen, ob er vielleicht auch Vorteile verspricht. Sie sind fündig geworden, berichten sie beim Gespräch in der SZ-Redaktion: "Das Innenministerium will interkommunale Zusammenarbeit durch besondere Maßnahmen fördern", sagt Peter Duchene. Kooperation zwischen Völklingen und Großrosseln biete sich ohnehin an, fügt Klaus Lorig an: Beide Kommunen gehören zur Warndt-Region, charakterisiert durch eine spezielle Mischung von Industrie und Wald; beide könnten einander gut ergänzen in ihren touristischen Anstrengungen. Wie der Landes-Lohn für Zusammenarbeit genau aussehen soll, werde demnächst zwischen Ministerien und Kommunen geklärt, sagt Lorig. Ernsthafte Vorteile, da ist er sicher, werde es geben. Ohnehin gehöre solchen Kooperationen die Zukunft: "Vor allem kleine Gemeinden könnten angesichts der Finanzlage auf lange Sicht sonst kaum allein bestehen."Wo wollen, wo können Völklingen und Großrosseln handfest zusammenarbeiten? Auf jeden Fall bei Gründung und Betrieb eines "Landschaftskulturzentrums" für den Warndt. Es soll, wie berichtet, seinen Ort im Jagdschloss Karlsbrunn finden. Und getragen werden von einem Zweckverband - mit beiden Kommunen plus weiteren Partnern. Gemeinsamkeit ist denkbar bei der Einrichtung barrierefreier Wanderwege. Rund um den Warndtweiher etwa. Oder - Jörg Dreistadt nickt energisch - rund um die Rosseler Schlammweiher St. Charles. Kleine Projekte zunächst. Organisatorische Zusammenlegungen seien schwieriger, sagt Duchene: "Die Räte mögen das nicht." Deshalb, sekundiert Lorig, gelte es, "da anzufangen, wo es nicht weh tut". Wobei es längst Positivbeispiele für Völklinger und Rosseler Zusammenarbeit gibt: Dreistadt nennt den Wasserzweckverband, Duchene die gemeinsame Beschäftigungsgesellschaft, deren Ein-Euro-Jobber Projekte in beiden Kommunen vorangebracht haben.

 Rathauschef-Runde in der SZ-Redaktion, von links: Klaus Lorig (Völklingen), Jörg Dreistadt (Großrosseln), Wolfgang Bintz (Völklingen), Peter Duchene (Großrosseln). Foto: Becker & Bredel

Rathauschef-Runde in der SZ-Redaktion, von links: Klaus Lorig (Völklingen), Jörg Dreistadt (Großrosseln), Wolfgang Bintz (Völklingen), Peter Duchene (Großrosseln). Foto: Becker & Bredel

Und wie ist das bei Gewerbe? Wo neue Betriebe entstehen, fließt doch die Gewerbesteuer jeweils an die Kommune, auf deren Bann die Firmen arbeiten. Aber nicht doch, widerspricht Wolfgang Bintz. Gewerbegebiete könnten durchaus interkommunal sein, mit geteilten Erschließungskosten und geteilten Einnahmen.

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