Initiative der Unfallkasse Saarland Neue Ersthelferkarte im Saarland: Was viele nicht wissen

Bexbach · Im Saarland ist vielen Bürgern nicht bekannt, dass sie gesetzlich unfallversichert sind, wenn sie bei Unfällen und Notfällen Erste Hilfe leisten. Darüber informiert nun die neue Ersthelferkarte der Unfallkasse Saarland. Professionelle Rettungskräfte verteilen sie am Unfallort ab sofort an die Ersthelfer.

 Wer bei einem Notfall Erste Hilfe leistet und sich dabei verletzt oder einen Sachschaden erleidet oder verursacht, ist automatisch bei der gesetzlichen Unfallkasse Saarland versichert. Darüber informiert die neue Ersthelferkarte. Bei der Präsentation der Karte beim Rettungszweckverband in Bexbach haben Azubis der Rettungsdienstschule Saar einen Arbeitsunfall nachgestellt.  

Wer bei einem Notfall Erste Hilfe leistet und sich dabei verletzt oder einen Sachschaden erleidet oder verursacht, ist automatisch bei der gesetzlichen Unfallkasse Saarland versichert. Darüber informiert die neue Ersthelferkarte. Bei der Präsentation der Karte beim Rettungszweckverband in Bexbach haben Azubis der Rettungsdienstschule Saar einen Arbeitsunfall nachgestellt.  

Foto: BeckerBredel

Bricht ein Fußgänger mit Herzproblemen plötzlich zusammen, werden Auto- oder Motorradfahrer bei einem Unfall verletzt, stürzt ein Arbeiter von der Leiter oder ist ein Haus in Brand geraten, leisten zumindest einige Passanten, die zufällig vorbeikommen, Erste Hilfe. Es geht zum Beispiel darum, einen drohenden Herz-Kreislauf-Stillstand abzuwenden oder zu verhindern, dass eine Verletzung zu noch schlimmeren Schäden führt. Doch manchmal verletzt sich der Ersthelfer bei seinem beherzten Einsatz selbst oder hat einen Sachschaden zu beklagen, zum Beispiel eine zerbrochene Brille oder ein zertretenes Handy, oder sein Fahrzeug, das er abgestellt hat, um die Unfallstelle sichern zu können, wird beschädigt.

Doch jeder, der Erste Hilfe im privaten, öffentlichen oder betrieblichen Bereich leistet, ist dabei gesetzlich versichert. „Das ist in der Bevölkerung zu wenig bekannt. Deshalb hat die Unfallkasse Saarland jetzt eine Ersthelferkarte im Scheckkarten-Format entwickelt, die die Ersthelfer darüber informiert, wo sie bei Bedarf selbst Rat und Hilfe finden“, sagte Petra Müller von der Geschäftsführung der Unfallkasse bei der Vorstellung der Ersthelferkarte am Montag auf dem Gelände des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) in Bexbach.

Manche Ersthelfer fühlen sich nach ihrem Einsatz auch psychisch belastet.  „Oft sind die Menschen, die Erste Hilfe leisten, dabei selbst einer extremen Situation ausgesetzt. Das kann sie emotional aufwühlen und durcheinanderbringen. Die Ersthelfer in dieser Situation über die Leistungen der Unfallversicherung zu informieren, ist schlecht möglich. Auch deshalb ist die Ersthelferkarte sinnvoll, da später alle wichtigen Informationen auf einen Blick zur Verfügung stehen“, erklärte Michael Frohnhöfer, der die Abteilung Reha und Entschädigung bei der Unfallkasse leitet.

 Die Ersthelferkarte der Unfallversicherung Saarland

Die Ersthelferkarte der Unfallversicherung Saarland

Die Unfallkasse des Saarlandes ist als gesetzliche Unfallversicherung zuständig, wenn Bürger zu Schaden kommen, die andere in einer Notsituation Erste Hilfe leisten. „Es hat sich gezeigt, dass viele Ersthelfer nichts über ihren gesetzlichen Unfallversicherungsschutz wissen. Weil sie im Vorfeld nur schwer über diesen Schutz aufgeklärt werden können, sind sie sich nicht bewusst, dass dieser Versicherungsschutz ab der Sekunde ihrer Ersten Hilfe gilt“, sagte Timm Mathis, der Geschäftsführer des Rettungs-Zweckverbandes. Daher enthält die aufklappbare Karte die Kontaktdaten und Ansprechpartner der saarländischen Unfallkasse. Zudem wird auf das Internetangebot der Unfallversicherung und deren Unterstützungsangebote verwiesen.

„Die Unfallkasse Berlin hatte nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz im Jahr 2016 erstmals eine solche Ersthelferkarte  entwickelt“, erläuterte Petra Müller. „Da nicht abzusehen war, ob weitere Terrorattacken erfolgen würden, mussten die Passanten, die den Opfern Erste Hilfe leisteten, davon ausgehen, selbst in Gefahr zu sein. Den wenigsten war klar, dass sie automatisch gesetzlich unfallversichert waren. Daher wurde die Ersthelferkarte eingeführt.“

Im Saarland werden die Karten von Sanitätern, Feuerwehrleuten, Polizisten und Notfallseelsorgern an die  Ersthelfer überreicht, die sich bereits um die Unfallopfer gekümmert haben. Daher werden künftig alle Einsatzwagen solche Ersthelferkarten an Bord haben. „Im Saarland haben wir bereits 6000 Karten verteilt. 2100 davon an die Polizei, die etwa 700 Fahrzeuge im Einsatz hat, 1800 an die Feuerwehr, die über rund 600 Einsatzfahrzeuge verfügt, 900 an Rettungsdienste und 1000 an die Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland“, informierte Michael Frohnhöfer.  

Die professionellen Helfer können gut einschätzen, ob Ersthelfer selbst Hilfe brauchen. Es geht dabei zum Beispiel um eine Therapie, weil der Ersthelfer wegen des Zustandes des Unfallopfers psychisch mitgenommen ist, um kostenlose Heilbehandlung bei Verletzungen, um Ersatz bei einem Sachschaden, um Verletztengeld bei einem Verdienstausfall und auch um Verletztenrente. Sollte der schwerwiegendste Fall eintreten und der Ersthelfer bei seinem Einsatz zu Tode kommen, haben seine  Hinterbliebenen Anspruch auf Rente und Sterbegeld.

Als Geste der Wertschätzung enthält die Karte einen Dank an die helfende Person: „Für Ihren couragierten Einsatz sprechen wir Ihnen unsere Anerkennung und unseren Dank aus.“ Bei der Vorstellung der Karte im Bexbach stellten Azubis der Rettungsdienstschule Saar unter den wachsamen Augen ihres Schulleiters Mike Höll einen Arbeitsunfall nach. Ein Mann war von der Leiter gestürzt, Passanten leisteten Erste Hilfe. Organisiert hatte die Vorführung Lukas Hoor, Leiter Fachbereich Rettungsdienst beim ZRF. Die Gäste der Veranstaltung geizten danach nicht mit Applaus: Manfred Rippel, Präsident des Feuerwehrverbands des Saarlandes, Nina Sommer, stellvertretende Landesbeauftragte der Notfallseelsorge und Krisenintervention Saarland, sowie Wolfgang Bach von der Polizei Homburg. Sie diskutierten aber auch mit den Gastgebern darüber, dass viele Passanten bei einem Notfall nur gaffen und mit dem Handy filmen, statt Erste Hilfe zu leisten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort