Erste Kita in Frankreich betreut kleine Saarländer

L'Hôpital · Die Grenzgemeinde L'Hôpital baut eine neue Betreuungsstätte für Vorschulkinder. Erstmals sollen dort auch kleine Saarländer in Lothringen betreut werden. Geht alles nach Plan, soll 2018 die Eröffnung sein.

 Spielende Kinder in einer Kita. In L'Hôpital sollen künftig auch Kinder von Eltern aus dem Saarland betreut werden. Foto: dpa/Deck

Spielende Kinder in einer Kita. In L'Hôpital sollen künftig auch Kinder von Eltern aus dem Saarland betreut werden. Foto: dpa/Deck

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Von seinem Büro aus kann Gilbert Weber nicht sehen, was hinter der Grenze los ist. Doch er braucht nur zehn Minuten zu Fuß zu laufen, dann befindet sich der Bürgermeister der lothringischen Gemeinde L'Hôpital schon im Saarland. Seit 2001 leitet er die Geschicke der Gemeinde. Wie viele alteingesessene Bürger spricht er gut Deutsch, weiß aber, dass das heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. "Wenn wir Veranstaltungen in unserer Partnergemeinde Überherrn haben, halte ich meine Reden natürlich auf Deutsch. Dazu wird der nächste Bürgermeister wahrscheinlich nicht in der Lage sein", bedauert Weber, der sich auch als Vize-Präsident des Vereins Europa-Denkmal Berus engagiert. Umso wichtiger ist für ihn das Projekt, an dem er seit über einem Jahr arbeitet. Er will die erste lothringische Betreuungsstätte für Vorschulkinder eröffnen, die auch Plätze für Kleinkinder aus dem Saarland anbietet. Im Elsass gibt es bereits eine binationale Einrichtung. Diese deutsch-französische Kinderkrippe wird von 30 Kindern aus Straßburg und 30 Kindern aus Kehl besucht.

"Wir haben zurzeit eine Krippe, die lediglich 15 Kinder gleichzeitig aufnehmen kann. Das reicht nicht aus", sagt Weber. Als klar wurde, dass eine größere Einrichtung notwendig ist, kam ihm die Idee, durch eine grenzüberschreitende Einrichtung das Erlernen der Nachbarsprache von klein auf zu fördern. "Jetzt wird wieder darauf geachtet, dass die Kinder in der Schule Deutsch lernen, aber ich möchte, dass sie bereits vor der Schule auf natürlichem Weg Deutsch hören und sprechen, ohne Noten und Pflichtcharakter", so Weber. Die neue Kita soll 38 Plätze haben für Kinder zwischen drei Monaten und vier Jahren - 29 davon für französische und neun für deutsche aus den Nachbarorten Ludweiler und Lauterbach. Das Projekt kostet um die 1,8 Millionen Euro. Weber hofft auch auf Zuschüsse aus Brüssel. Mit der Unterstützung durch den Eurodistrict Saarmoselle hat er einen Antrag auf Interreg-Mittel gestellt und hofft, dass dadurch rund 35 Prozent der Baukosten übernommen werden. Auf saarländischer Seite habe "der Völklinger Jugend- und Sozialausschuss einer Absichtserklärung für die Beteiligung an der Kinderkrippe zugestimmt", sagt Stadt-Sprecher Uwe Grieger und betont: "Grundsätzlich steht die Stadt Völklingen dem Projekt positiv gegenüber."

"Wir haben die Projektpartner bei der Antragstellung unterstützt. Die Errichtung einer deutsch-französischen Kinderbetreuung entspricht auch unserem Ziel im Eurodistrict, das Erlernen der Nachbarsprache zu fördern", sagt Eurodistrict- Geschäftsführerin Isabelle Prianon. Eine endgültige Antwort, ob das Projekt von der EU unterstützt wird, erwartet sie für den Sommer. "Auch weitere Partner des Eurodistricts interessieren sich für dieses Konzept und haben ähnliche Pläne, Großrosseln und Morsbach auf einer Seite sowie Saargemünd und Saarbrücken auf der anderen", so Prianon. Diese Pläne seien aber nicht so fortgeschritten wie in L'Hôpital. Dort wird das grenzüberschreitende Projekt auch von der französischen Familienkasse CAF unterstützt. "Die CAF bezuschusst jeden angebotenen Betreuungsplatz. Es wäre das erste Mal, dass Plätze für deutsche Kinder durch die CAF mitfinanziert werden", sagt Gilbert Weber. Solche "Maison de la petite enfance" ("Haus der Kleinkinder") sind ein verbreitetes Modell in Frankreich. "Diese Einrichtung wird von 7 bis 19 Uhr geöffnet sein, sodass die Eltern ihre Kinder in dieser Zeit flexibel zu jeder Zeit hinbringen und wieder abholen können", erklärt Weber. Ein Platz kostet die Eltern etwa 450 Euro im Monat, Windeln und Mittagessen inklusive. Betreut werden die Kleinen von Kinderpflegern. "Ich hoffe, dass es uns gelingt, zweisprachiges Personal zu rekrutieren", sagt Weber. Wenn alles klappt, soll die Einrichtung 2018 eröffnen.

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