Erneut Turbulenzen bei den Linken

Saarbrücken · Nicht die von Linken-Vormann Oskar Lafontaine vorgeschlagene Yvonne Ploetz, sondern Thomas Lutze haben die Saar-Linken gestern im zweiten Versuch zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt.

 Stimmenauszählung bei der Saar-Linken in der Saarbrücker ATSV-Halle: Am Ende hatte Thomas Lutze die Nase vorn. Foto: Becker & Bredel

Stimmenauszählung bei der Saar-Linken in der Saarbrücker ATSV-Halle: Am Ende hatte Thomas Lutze die Nase vorn. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

. Im zweiten Versuch haben die Saar-Linken am Sonntag in der Saarbrücker ATSV-Halle ihren Spitzenkandidaten für die Landesliste bei der Bundestagswahl gekürt. Der Saarbrücker Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze (43) setzte sich in einer Kampfabstimmung mit 314 Stimmen gegen seine Kollegin Yvonne Ploetz (28) aus Blieskastel, die 275 Stimmen erhielt, durch. Luciana Peteani-Naumann (Nalbach) holte nur sechs von 596 abgegebenen Stimmen. Die Wiederholung war notwendig geworden, weil es bei der ersten Abstimmung am 5. Mai zu Unregelmäßigkeiten gekommen war. Ploetz war damals in der Versammlung zur Siegerin erklärt worden. Bei einer notariellen Nachzählung stellte sich aber heraus, dass Lutze sieben Stimmen mehr als Ploetz erhalten hatte. Offiziell wurde die Neuwahl von der Schiedskommission damit begründet, dass es versäumt worden war, in Frankreich wohnende Mitglieder einzuladen.

Turbulenzen gab es auch gestern. Beide Lager hatten ihre Anhänger mobilisiert. Mehrere Sonderbusse steuerten die ATSV-Halle an. Das Treffen begann mit fast einstündiger Verspätung. Dann reichten beim ersten Wahlgang die gedruckten Stimmzettel nicht aus. Der zeitweise überforderte Tagungsleiter Hans Jürgen Gärtner musste den Wahlgang für ungültig erklären, ehe überhaupt nur eine Stimme ausgezählt war. Die Begründung: Es wurden nur einige Stimmzettel mehr gedruckt wie Stimmberechtigte registriert waren. Um 14.10 Uhr ließ die Prüfungskommission mitteilen, es seien 576 Stimmberechtigte in der Halle. Minuten später sollen es 623 gewesen sein. Im Saal wurde laut gespottet, es sei wohl noch ein Bus angekommen. Neue Stimmzettel mussten gedruckt werden.

Linken-Vormann Oskar Lafontaine, der sich für Ploetz stark gemacht hatte, weil sie doch die politische Linie vertrete, für die er jahrelang gearbeitet habe, wollte die Ereignisse um die Wahl nicht kommentieren. Ploetz sprach von einem "Chaos, das unwürdig ist, für jeden, der hier kandidiert". Kurz bevor dann das Ergebnis des zweiten Wahlganges verkündet wurde, verließ Lafontaine die Halle. Minuten später feierten Lutzes Anhänger ihren Kandidaten frenetisch unter einem Transparent mit der Aufschrift "Ende gut - alles gut!" Lutze selbst sah sich als der tatsächliche Gewinner der ersten Wahl, die wiederholt werden musste, bestätigt. Für die Unstimmigkeiten sei er nicht verantwortlich.

Bei der Wahl für den zweiten Listenplatz waren nur noch 125 Stimmberechtigte im Saal. Ploetz kandidierte nicht mehr. Das Rennen machte Gabriele Ungers.

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