Erleben, was Saarbrücken zu bieten hat

Meist trifft man sie beim Bäcker um die Ecke, an der roten Ampel oder in der Kneipe. Im eigenen Wohnzimmer kann auch sein. Zu erkennen sind sie daran, dass sie alles schlechtreden: die Lamentierer. Klagen und Jammern ist grundsätzlich ja etwas Herrliches. Besonders zu dieser Jahreszeit, wenn das Wetter aufs Gemüt drückt, fällt es leicht, alles und jeden doof zu finden

Meist trifft man sie beim Bäcker um die Ecke, an der roten Ampel oder in der Kneipe. Im eigenen Wohnzimmer kann auch sein. Zu erkennen sind sie daran, dass sie alles schlechtreden: die Lamentierer. Klagen und Jammern ist grundsätzlich ja etwas Herrliches. Besonders zu dieser Jahreszeit, wenn das Wetter aufs Gemüt drückt, fällt es leicht, alles und jeden doof zu finden. Viele Saarbrücker (Alteingesessene wie Zugereiste) beherrschen diese Weltanschauung in Perfektion und verstehen es meisterhaft, alles, aber auch wirklich alles an Saarbrücken madig zu machen: Der Staden sei zu nah an der Autobahn, die Autobahn zu nah an der Saar, die City zu lieblos, das Nachtleben zu unaufgeregt, die Geschäfte eintönig, die Restaurants einfallslos, die Star-Präsenz schwach, das kulturelle Angebot unausgegoren, die Parkplätze zu teuer, der FC zu fünftklassig. Und alles, was neu und irgendwie anders ist, wird sowieso erst mal verteufelt: Das neue Mega-Einkaufszentrum sei überflüssig, Stadtmitte am Fluss rausgeworfenes Geld, die Theaterszene zu abgehoben, eine neue Veranstaltungshalle Quatsch, die Restaurants schicki-micki. Ich gebe zu: Auch ich bin ein Lamentierer, oft sogar und manchmal gerne. Manchmal ärgere ich mich dann aber auch über mich selbst, weil ich weiß, dass ein Teil des Lamentos immer auch auf Unwissenheit beruht. Es lamentiert sich nämlich am einfachsten über Dinge, die man selbst noch niemals ausprobiert hat. Daher habe ich schon vor Tagen einen Vorsatz fürs neue Jahr gefasst: Hintern hoch und Augen auf! Raus in die Stadt und erleben, was Saarbrücken an Kleinem und Großen zu bieten hat. Warum nicht mal in die Sparte4 gehen, die alle so toll finden, Tatort gucken (übrigens wirklich zu empfehlen, ist toll da)? Warum nicht mal zum Diavortrag eines für ein Andenland spendensammelnden Paares? Warum nicht mal ins Ballett, runter in die Kasematten oder hoch auf den Reppersberg? Waren Sie an einem trüben Sonntag schon mal in diesem fremdartigen Park in der Nähe der Deutschherrnkapelle? Man fühlt sich wie in Paris. Zu empfehlen ist dieser Tage auch wieder der fünftklassige Ludwigspark - nicht nur wegen der erstklassigen Bratwürste.Auch schon Vorsätze fürs neue Jahr? Einfach schreiben an doerr.k@web.de.

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