Erfolgreiche Ahnensuche in den USA

Baumholder/Osterbrücken. Seit fast einem Vierteljahrhundert besteht die Verbindung zwischen der Ohio Wesleyan University und Menschen in und um Baumholder: Vereinsmitgliedern, Gastfamilien und Freunden. Und das aufgrund der Besuche der Uni-Fußballmannschaft und ihres Trainers Jay Martin alle drei bis fünf Jahre

 Dr. Jay Martin (Mitte) zeigt Marina (links) und Bernd Schmitt die Sportanlage und Räume des OWU- Roy-Rike-Stadion in Delaware Ohio. Fotos: privat

Dr. Jay Martin (Mitte) zeigt Marina (links) und Bernd Schmitt die Sportanlage und Räume des OWU- Roy-Rike-Stadion in Delaware Ohio. Fotos: privat

Baumholder/Osterbrücken. Seit fast einem Vierteljahrhundert besteht die Verbindung zwischen der Ohio Wesleyan University und Menschen in und um Baumholder: Vereinsmitgliedern, Gastfamilien und Freunden. Und das aufgrund der Besuche der Uni-Fußballmannschaft und ihres Trainers Jay Martin alle drei bis fünf Jahre. Jetzt besuchten Marina und Bernd Schmitt, Tochter und Vater aus Ruschberg, Jay Martin und den Campus in Delaware, Ohio. Und sie kamen begeistert zurück: "Wir sind rundum beeindruckt", sagt Bernd Schmitt.Anlass der Reise in die USA war aber ein ganz anderer. Ein familiärer. Denn Marina Schmitt machte sich Ende November 2011 auf die Suche nach ihren Wurzeln. Ihr Großvater, ein Soldat, war zurück in die Staaten gegangen, als Bernd zehn Jahre alt war. Bernd hatte seinen Vater nie wieder gesehen, bis der 1988 starb. Seine Tante hielt noch eine Weile Briefkontakt nach Ruschberg, "aber der ist irgendwann abgebrochen", erzählt Bernd Schmitt. Er selbst habe das Kapitel als abgeschlossen betrachtet. Aber seine Tochter nicht: "Ich wollte wissen, woher ich komme." Und sie fügt hinzu: "Das hat mir sehr viel bedeutet." Also suchte sie in den Briefen nach Adressen und Telefonnummern. Fehlanzeige: "Das alles hatte sich mittlerweile geändert." Aber dank Facebook stöberte sie einen Cousin auf. Ivon. Marina und Ivon schrieben sich und unterhielten sich über Skype. "Wir waren uns sofort sympathisch", erzählt die 21-Jährige. Dann ging alles sehr schnell. Die erste Kontaktaufnahme war im Februar vergangenen Jahres. Und schon wenige Wochen später schmiedeten sie Reisepläne. Nach einem Gespräch mit dem Vater waren die Flüge gebucht. Die Reise auf den Spuren der Familie ging nach Ohio, konkret nach Columbus.

Auf einen Zufall machte Marina ihr Freund Oliver Simon aufmerksam. "Da kommen doch immer die Studenten her", sagte er. Und er erzählte weiter, wie fröhlich die jungen Amerikaner immer seien. Und wie glücklich, nach Baumholder zu kommen. Als Marina das hörte, wollte sie unbedingt die Universität besuchen. "Das ist doch schon ein Riesen-Zufall, dass ausgerechnet aus dieser Region meine Verwandten kommen." Also nahm sie Kontakt mit Bernd Mai auf, ihrem ehemaligen Fußball-Trainer, der die Besuche der US-Studenten in Deutschland organisiert. Er fragte bei Jay Martin an. Und für den war sofort klar: Er zeigt den Schmitts die Uni.

"Wir waren zuerst in der Umkleidekabine, alles war sehr professionell", zeigt sich der Vater beeindruckt. Dort hing unter anderem das große Banner, das Martin beim vergangenen Besuch 2010 in Oberkirchen geschenkt bekam. Mit der Aufschrift "Spitzenfußball in Oberkirchen". Aber es kam noch besser. Im Büro des Trainers sahen sie nicht nur Bilder mit ihm und Pele oder Franz Beckenbauer, sondern auch viele Andenken aus Baumholder. Dazu Bernd Schmitt: "Wenn du ein fußballerisches Bewusstsein hast, geht dir bei diesem Anblick das Herz auf." All diese Fotos und Urkunden und Trikots zeigten den großen Stellenwert Martins in den USA und auch in der restlichen Fußball-Welt.

Einen ganzen Tag lang blieben sie bei Jay Martin. Und sahen am Abend noch den Sieg der Wesleyan-Jungs gegen Otterbein. Auf der Tribüne kamen sie mit Zuschauern ins Gespräch. Als diese "Baumholder" hörten, seien sie ganz begeistert gewesen. Und wiesen darauf hin, dass die Studenten sich schon auf ihren Besuch in diesem Jahr freuten. Zum Abschluss schenkte Martin den Gästen aus Baumholder ein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler.

Auch privat war die Reise ein Erfolg. Marina und Bernd trafen nicht nur Ivon, sondern viele Verwandte. Sie wurden, das beeindruckte sie besonders, von allen sehr herzlich aufgenommen. "Sie waren so froh, dass ich die Suche in Angriff genommen habe", erzählt die junge Studentin. Und ganz nebenbei erfuhren sie, dass eine Cousine des Vaters in den 80er Jahren in Baumholder stationiert war - und dort sogar geheiratet hatte. Noch ein Zufall. Und nicht nur einer. Denn ausgerechnet während ihres dreiwöchigen Aufenthaltes - Marinas Vater blieb nur 14 Tage - sprach US-Präsident Barack Obama in Columbus. Und Marinas Cousine ergatterte die begehrten Karten. "Der Präsident stand zehn Meter von mir entfernt, das war ein unbeschreibliches Erlebnis."

Die Familiengeschichte geht weiter. Der Gegenbesuch ist schon geplant: In diesem Jahr werden vier Verwandte nach Baumholder kommen. Vielleicht genau dann, wenn die Fußball-Mannschaft der Ohio Wesleyan University und Jay Martin in der Region kicken, das wäre wieder ein Zufall.

Und auch die Fußballer der OWU haben neue Freunde gewonnen. Und eine neue Gastfamilie. Denn für die Schmitts ist es selbstverständlich, im kommenden August einen Studenten aufzunehmen. red

"Ich wollte wissen, woher ich komme."

 Der Banner in Erinnerung an das Spiel der Studenten gegen die U-19 des 1. FC Saarbrücken in Oberkirchen hängt in der Umkleidekabine der Kicker am OWU-Roy-Rike-Stadion in Delaware Ohio.

Der Banner in Erinnerung an das Spiel der Studenten gegen die U-19 des 1. FC Saarbrücken in Oberkirchen hängt in der Umkleidekabine der Kicker am OWU-Roy-Rike-Stadion in Delaware Ohio.

 Zehn Meter entfernt von US-Präsident Barack Obama war Marina Schmitt bei einer seiner Wahlkampfveranstaltungen in Ohio.

Zehn Meter entfernt von US-Präsident Barack Obama war Marina Schmitt bei einer seiner Wahlkampfveranstaltungen in Ohio.

 Marina Schmitt besuchte auf ihrer Reise auch die Ohio Wesleyan University, welche die Menschen in Baumholder auch wegen Studentenaustauschs und Fußballgastspielen kennen.

Marina Schmitt besuchte auf ihrer Reise auch die Ohio Wesleyan University, welche die Menschen in Baumholder auch wegen Studentenaustauschs und Fußballgastspielen kennen.

Marina Schmitt

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