Erbeskopf als Nationalpark-Tor?

Thalfang/Hermeskeil. Um sich eine Vorstellung von dem zu machen, was ein Nationalpark bedeutet, hat die Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang eine Besichtigungstour zum Nationalpark Eifel organisiert. 45 Bürgen wollten mit.Josef Adams, Wirtschaftsförderer der VG, war dabei und hat viele Anregungen mitgenommen

Thalfang/Hermeskeil. Um sich eine Vorstellung von dem zu machen, was ein Nationalpark bedeutet, hat die Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang eine Besichtigungstour zum Nationalpark Eifel organisiert. 45 Bürgen wollten mit.Josef Adams, Wirtschaftsförderer der VG, war dabei und hat viele Anregungen mitgenommen. Eine lautet: Der Erbeskopf mit dem Hunsrückhaus soll Eingangstor für den Nationalpark werden. Adams: "Im Nationalpark Eifel gibt es fünf Tore mit einem Jahresbudget von 6,5 Millionen Euro. Davon sind allein 3,5 Millionen Euro für das Personal eingeplant, vor allem für die 70 Ranger." Adams preist solch ein Tor am Erbeskopf als ökonomisch und ökologisch sinnvoll an. Schließlich entfielen die Baukosten, weil das Hunsrückhaus bereits existiert, und Umweltbildung wird dort ja bereits angeboten.

Eine weitere Erkenntnis, die Adams mitgebracht hat: "Die finanziellen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Ein Nationalparkpublikum ist anspruchsvoll." Die Infrastruktur müsse wettbewerbsfähig sein, es gibt ja bereits 14 Nationalparks in Deutschland. Jedes Parktor müsse ein Schwerpunktthema aufweisen, das in interaktiven Ausstellungen, dreidimensionalen Animationen und Filmen präsentiert wird, schlägt er vor. Und das Ganze müsse professionell betrieben werden. Dazu gehörten beispielsweise drei- und viersprachige Schilder, auch in Blindenschrift. Alle Akteure, also Tourismus, Ranger und Kommunen, müssten gut vernetzt sein.

Adams verspricht sich einiges von einem grenzüberschreitenden Nationalpark mit den saarländischen Gemeinden Nohfelden und Nonnweiler, wie er derzeit diskutiert wird. Adams: "Das wäre ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal." Und es würden Touristenattraktionen beider Bundesländer vereint. Für die saarländische Seite nennt Adams den Keltenring, die Primstalsperre und den Bostalsee. Und noch einen Vorteil sieht der Wirtschaftsförderer: "Für einen grenzüberschreitenden Nationalpark zahlen zwei Länder."

Für Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, erhöht die länderübergreifende Lösung schlicht die Chancen für einen Nationalpark im Hochwald. "Kooperationen über Grenzen hinweg haben immer eine größere Chance", sagt Hülpes. Wie wohl alle Park-Befürworter erwartet er eine Belebung des Tourismus, der der Gastronomie und den Übernachtungsbetrieben zugute käme. Hülpes: "Bei einem westlichen Parktor bei Nonnweiler würde in Neuhütten und Züsch die typische Nationalpark-Landschaft so richtig beginnen."

Doch wie sicher ist es nun, dass der Nationalpark in den Hochwald kommt? Von einer klaren Favoritenrolle will man im Mainzer Umweltministerium nicht sprechen, aber klar ist: Allein mit dieser Region hat das Land aufgrund der positiven Resonanz aus der Bevölkerung die zweite Phase, die Dialogphase, begonnen, in der überlegt wird, wie ein Park aussehen könnte. Zu den Kandidaten gehörten zunächst auch Saargau-Hochwald, Pfälzerwald und Soonwald. Nur Letzterer ist noch im Rennen. Diskutiert wird eine Kombinationslösung von Hochwald und Soonwald, die im Hochwald wenig Anklang findet.

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat keinen festen Zeitrahmen vorgegeben. Wichtig sei, dass Lösungen vor Ort im Konsens gefunden würden, heißt es. Ministerin Ulrike Höfken rechnet damit, dass das Verfahren zur Ausweisung eines Nationalparks 2013 beginnen kann.

Noch in diesem Jahr wollen Arbeitskreise mit Vertretern der betroffenen Verbandsgemeinden die wichtigsten Probleme debattiert haben, wie Gebietsabgrenzung, Holznutzung und Wegenetz.

Die genaue Lage eines Nationalparks Hochwald, der um die 8500 Hektar groß sein könnte, wird diskutiert. Klar ist, dass das Kerngebiet in den Verbandsgemeinden Birkenfeld und Herrstein liegen würde.

In der VG Thalfang wären möglicherweise die Orte Malborn und Hilscheid mit etwa zusammen 250 Hektar Staatswald betroffen. Das Gebiet besteht laut Adams heute schon großteils aus Naturwald und wird nicht bewirtschaftet. In der VG Hermeskeil geht es um Züsch und Neuhütten (800 Hektar). Nur dort hat noch kein politisches Gremium offiziell Interesse am Nationalpark bekundet. Im Saarland wären die Gemeinden Nonnweiler und Nohfelden an Bord.

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