Er will aus Nussschalen Energie gewinnen

Köllerbach. Klaus Weyand, geboren 1967 in Püttlingen, Speditionskaufmann, zog es vor 15 Jahren für zwei große Automobil-Logistiker nach Südamerika. Dort machte er sich selbstständig und baute danach mit niederländischen Partnern ein Schifffahrt-Unternehmen auf, welches 2007 erfolgreich an einen der größten Zucker- und Ethanolproduzenten Brasiliens verkauft wurde

Köllerbach. Klaus Weyand, geboren 1967 in Püttlingen, Speditionskaufmann, zog es vor 15 Jahren für zwei große Automobil-Logistiker nach Südamerika. Dort machte er sich selbstständig und baute danach mit niederländischen Partnern ein Schifffahrt-Unternehmen auf, welches 2007 erfolgreich an einen der größten Zucker- und Ethanolproduzenten Brasiliens verkauft wurde.Seither kümmert sich Weyand als Geschäftsführer der saarländisch-brasilianischen Unternehmensgruppe EUROLATINA mit seinen Mitarbeitern und Partnern um Logistik im Amazonas-Urwald.

Der Amazonas ist mit 6448 Kilometern nach dem Nil zweitlängster und wasserreichster Fluss der Erde und eine der wichtigsten Hauptverkehrsadern Südamerikas. Am Standort Praia Norte, 700 Kilometer von seiner Mündung in den Atlantik entfernt, baut EUROLATINA zur Zeit die erste Binnenhafenanlage Tocantins, des jüngsten Bundesstaates Brasiliens.

Bei diesem Projekt gehe es darum, vorhandenes Know-how in Sachen Logistik in langfristigen Gewinn umzumünzen, sagt Weyand, der eine Utopie hegt: Er will Biomasse als Alternativ-Brennstoff nutzbar machen. "Brasilien erzeugt unter anderem eine gigantische Menge an Agrar-Nebenprodukten, für die es bisher kaum eine effiziente und nachhaltige Verwendung gibt", hat Weyand festgestellt.

Dabei seien Erdnussschalen, Reishülsen, Zuckerrohrstroh oder Baumwollkokons nachwachsende Rohstoffe von hohem Brennwert, deren Verwertung ökologisch wie ökonomisch künftig Sinn mache.

Bereits jetzt bringt sein Unternehmen ein Produkt namens Babagold nach Deutschland. Es handelt sich um die Schalen der Babaçu-Frucht, einer stattlichen Ölpalme.

"Babagold eignet sich hervorragend zum Schwenken. Das hat uns letztes Jahr schon der saarländische Grillweltmeister Thomas Zapp bestätigt", schmunzelt Weyland.

Allerdings handele es sich bei Babagold nur um ein "kleines provokatives Versuchsvolumen", räumt er ein. Der industrielle Transfer brasilianischer Alternativ-Energien zum Betrieb moderner europäischer Blockheizkraftwerke wirtschaftlich rentabel zu bewältigen, sei die eigentliche Herausforderung in einer ungleich größeren Dimension. Es gelte, das "grüne Gold Brasiliens" so im Herkunftsland aufzuwerten, dass es in großen Mengen per Schiff transportiert werden könne.

Weyand ist davon überzeugt, den Transport, dank des logistischen Sachverstandes seines Unternehmensverbundes und bewährter saarländischer Technologien (Kokerei) zu lösen.

Ihm schwebt gleichzeitig der Aufbau kleiner dezentraler Kraftwerke mit potenten Partnernetzwerken in Deutschland vor, die die in Südamerika produzierten Brennstoffe verwerten - weitgehend emissionsneutral und wirtschaftlich für alle Seiten rentabel.

Dass sich alternative Energie rechnet hat die EUROLATINA Gruppe unlängst in Köllerbach-Etzenhofen bewiesen: Dort hat Weyand in Kooperation mit der Stadt und einer lokalen Firma eine stattliche Photovoltaik-Anlage gebaut, die in der Lage ist, circa 100 Haushalte pro Jahr mit Sonnenstrom zu versorgen - die SZ berichtete. Weiteren Photovoltaik-Projekten, etwa auf einer Industriebrache am Püttlinger Dickenberg, sehe man ebenfalls unternehmerisch aufgeschlossen entgegen, so Weyand.

Hintergrund

Neben seinen Geschäftsführer-Aufgaben bei der deutsch brasilianischen Unternehmensgruppe EUROLATINA engagiert sich Klaus Weyand als Leiter des "Sympathieteams São Paulo/Brasilien" des weltweit aktiven Netzwerkes "Saarländer helfen Saarländern". Außerdem gründete er das Sozialprojekt "Social business initiative SAAR Brasil".

shs-foundation.de

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