Er liebt sie, er liebt sie nicht, sie liebt ihn - doch

Völklingen · Titania-Regisseur Jürgen Reitz hat das Theaterstück „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn Goethe“ spannend inszeniert: Gleich fünffach besetzte er die Rolle der Frau von Stein. Und betont damit das Facettenreiche dieser Figur.

 Grübeln, zweifeln: fünffacher Auftritt von Frau von Stein. Foto: Jenal

Grübeln, zweifeln: fünffacher Auftritt von Frau von Stein. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Für seine jüngste Inszenierung, "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn Goethe", ist das Titania-Theater in das schönste Wohnzimmer der Stadt umgezogen. Der Festsaal im Alten Rathaus macht was her. Der Boden zeigt elegantes Parkett. Ein edler Flügel und silberne Leuchter gehören zum Mobilar.

So ähnlich könnte es bei Familie von Stein in Weimar ausgesehen haben. Regisseur Jürgen Reitz hat das Ein-Personen-Stück von Peter Hacks mit leichter Hand inszeniert. Gleich fünffach hat er die Rolle der Frau von Stein besetzt, jedem Akt eine andere Darstellerin zugeordnet. Judith Pidanset, Katja Albert, Stefanie Ahlbrecht, Inge Anna und Steffi Biewer übernehmen nacheinander die Rolle der Hauptperson und zeigen so, wie facettenreich die Figur gezeichnet ist. Auf der Bühne sind immer alle Fünf. Der Schönheitsfleck an der linken Wange und das Rosentatoo unter dem Kinn verweisen auf die Zeitlosigkeit der Figur.

Was diese Frau von Stein zum Thema Liebe zu sagen hat, ist ebenso heute wie gestern gültig. Ansprechpartner ist ihr Gatte. Als lebensgroße Puppe wird er hereingetragen und rücklings zum Publikum in einen Sessel platziert. So ist er, wie es Autor Hacks vorschwebte, anwesend, kann aber keine Widerrede geben. Goethe ist die Hauptperson. Um ihn und um nichts anderes dreht sich der Monolog. Nach zehn Jahren in Weimar ist er nach Italien abgereist. Frau von Stein dreht und wendet die Beziehung hin und her und kommt zu immer anderen Ergebnissen, im Stil von: Er liebt mich. Er liebt mich nicht. Ich liebe ihn sowieso nicht, wie käme ich auch dazu. Er denkt, dass ich in liebe. Er soll denken, dass ich mir nichts aus ihm mache. Wir lieben uns. Und so fort. Sie verrät, dass sie aus strategischen Gründen vorgegeben habe, seine Werke nicht zu lesen. Sie wirft dem Abwesenden vor, dass er behauptet habe, er dichte jede Zeile nur für sie und fragt: "Aber für wen ließ er die Gedichte dann drucken?"

Nicht als Muse sieht sie sich, sondern als "Gerät, das auf seinen Schreibtisch gehört". "Er liebt nicht mich, sondern er liebt einen Plan von sich", meint Frau von Stein. "Er kann gar nichts, aber das hervorragend", meint sie wenig später und beschreibt ihn als Gescheiterten, als Mann ohne richtigen Beruf, ohne Ehefau, ohne politische Karriere. Auch in Gesellschaft sei Goethe wenig unterhaltsam: Er hocke abseits und male mit Wasserfarben.

Das Gespräch, es könnte genauso gut ein Selbstgespräch sein, hat eine Hintergrundhandlung. Frau von Stein wartet auf einen Brief von Goethe. Der Brief kommt auch. Was drin steht, erfährt man ganz zum Schluss.

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Auf einen Blick"Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" im Festsaal des alten Rathauses. Weitere Vorstellungen: Freitag, 17. Januar, Samstag, 18. Januar, Dienstag, 25. Januar, Freitag, 31. Januar, Samstag, 1. Februar. Beginn: 19.30 Uhr. Kartenvorverkauf im Tourist-Info, Poststraße, Tel. (0 68 98) 13 28 00. hof

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