Er hat de Goon drówwe

Hubert Baltes aus Beckingen macht darauf aufmerksam, dass die Flauzen nicht mit "Flause" in "Mach kä Flause!" verwechselt werden dürfen. Im Duden Universalwörterbuch werden "Flausen" definiert als "1. dummer od. lustiger Einfall; Unsinn, Spinnerei", und es wird erwähnt, dass sie "[landsch.

Nebenform zu Flausch, eigtl. = loses Fadenende, herumfliegende Wollflocke]" sind. Dabei fällt mir ein, dass wir in manchen saarländischen Mundarten kleine Wollfusseln als "Fluuse" bezeichnen. Die Staubwölkchen unter den Betten hingegen werden von der Hausfrau liebevoll "Meisjer" (Mäuschen) genannt.

Von den alten Sprüchen, deren versteckte Ironie dem Kleinkind noch verborgen blieb, nannte ich kürzlich: "Dser Schdròòf gehsche heid Òòmend baarfuus ins Bedd!" Hildegard Meiser aus Neunkirchen kennt dazu als Fortsetzung: ". . . unn de grieschd Wasser in die Subb." Sie zitiert ferner einen Spruch ihrer Rohrbacher Tante; auf die Frage, was das Christkind bringen würde, antwortete sie: "E goldenes Niggselsche, e silwernes Waardeweilsche unn e Schäschdelsche fers eninseduun." (Ein goldenes Nixelchen, ein silbernes Warte-ein-Weilchen und ein Schächtelchen, um es hineinzutun.) Von ihrem Vater, der sehr gern Salat aß, hörte Hildegard Meiser den Spruch: "Im Sallaad muschde waaede (weiden), wie die Kuh im Graas!" (Bei dem Vokal in "waaede" handelt es sich um den langen überoffenen e-Laut, etwa wie im englischen Wort "man", für den es im Deutschen keinen Buchstaben gibt.) Ihr sei aufgefallen, schreibt Hildegard Meiser, dass die alten Berufsbezeichnungen wie "Nähdersch" (Näherin) und "Briefbodd" (Briefbote), aber auch "Schuhnischdele" (Schnürsenkel) nicht mehr zu hören seien. Letztere hat aber Karl-Josef Ames aus Fell (bei Trier) unlängst noch in einer Redewendung für einen besonders langsamen und trägen Menschen erwähnt: "Demm kinnschde beim Laufe die Schóunéssele zóubénne." Gisela Müller aus Freisen fragt nach der Herkunft von "Gohn". Ich wiederhole meine Antwort von 2008: "Im Pfälzischen Wörterbuch finden wir dieses Wort unter ‚Gahn, Gahnen‘, das je nach Mundart als ‚Goon, Gaan, Joon‘ oder ‚Jaan‘ ausgesprochen wurde. Dieser Begriff kommt aus der Feldarbeit früherer Zeiten, wo mehrere Tagelöhner auf einem größeren Anbaugebiet gleichzeitig arbeiteten. Damit sie sich nicht gegenseitig ins Gehege kamen, wurde der Acker - zum Beispiel ein großer Kartoffelacker - in Goone eingeteilt und jedem sein Goon zugewiesen. Das Pfälzische Wörterbuch stellt Goon zu dem Wort Gang. [...] Im Deutschen Wörterbuch von Grimm wird "Gon" erklärt als "der für eine feldarbeit vorgesteckte raum u.ä.". Hatte jemand die Arbeit an seinem Goon beendet, dann sagte er: "Isch hann mei Goon owwe." "Er hat de Goon drówwe" = "Er hat sein Leben beendet."

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