Entdeckungsreise in die Welt der Römer
Borg. Es muss nicht gleich die italienische Hauptstadt sein, um römische Architektur zu bewundern. Direkt vor unserer Haustür gibt es in Perl die Villa Borg zu entdecken - eine der größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum. Erst rund ein Drittel des 7,5 Hektar großen Geländes ist ausgegraben - vieles schlummert noch unter dem angrenzenden Waldboden
Borg. Es muss nicht gleich die italienische Hauptstadt sein, um römische Architektur zu bewundern. Direkt vor unserer Haustür gibt es in Perl die Villa Borg zu entdecken - eine der größten römischen Villenanlagen im Saar-Mosel-Raum. Erst rund ein Drittel des 7,5 Hektar großen Geländes ist ausgegraben - vieles schlummert noch unter dem angrenzenden Waldboden. Vor den Augen der Besucher graben Archäologen eines der 17 Wirtschaftsgebäude aus. "Hier lebten und arbeiteten die Bediensteten des Hausherrn", erklärt Marketingleiter Gerd Schmitt. Die sechs rekonstruierten Häuser im Herrschaftsbereich der Villa sowie die großen Gärten zeigen die Raffinesse der "alten Römer". Selbst die Wandmalereien im prunkvollen Villenbad - Fußboden- und Wandheizung inklusive - konnten durch Fundstücke exakt rekonstruiert werden. "Das Bad kann auch für private Feiern gemietet werden", sagt Schmitt. Luxus waren die Bewohner der Villa allemal gewöhnt, was die ausgegrabenen Austernschalen belegen.Die Ausstellung im Herrenhaus beherbergt neben Werkzeug und Webstuhl auch Schmuck und Spiele. In der Küche der Villa Borg können Gruppen im Kuppelofen römisches Dinkelbrot backen oder ein Spanferkel zubereiten. "In unserer Taverne gibt es auch römische Speisen", sagt Schmitt.
Zu einer Zeitreise 2000 Jahre zurück ins alte Rom ein laden die jährlichen Römertage ein (siehe untenstehend "Auf einen Blick"). Neben Händlern, Handwerkern und Gladiatoren gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal Vorführungen in antiker Reitkunst. "Die Pferde werden durch den Druck der Schenkel gesteuert", erklärt der Marketingleiter.
Die Ursprünge der römischen Villa datieren die Forscher in die Jahre zwischen 50 und 100 nach Christus. "Es war wohl ein reicher Kelte, der für Rom gekämpft hat und so zu Ehren gekommen ist. Den römischen Lebensstil hat er auf die Spitze getrieben", sagt Schmitt.
Vorher stand an gleicher Stelle ein keltisches Gebäude. Doch Funde belegen, dass das Gelände bereits in der Steinzeit von Menschen genutzt wurde.
An der ehemaligen Römerstraße von Metz nach Trier gelegen, versorgte die Villa mit ihrer ausgedehnten Landwirtschaft die Bürger dieser Städte. Um das Jahr 400 wurde die Villa aufgegeben. "Es waren unsichere Zeiten mit Germaneneinfällen", vermutet Schmitt einen Grund für die Stilllegung.
Wiederentdeckt wurde die römische Siedlung vor über 100 Jahren von Oberleukener Lehrer Johann Schneider. Seit dem 1. April 1987 wird die Villa von der Kulturstiftung für den Landkreis Merzig-Wadern in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Konservatoramt, der Arbeitsverwaltung sowie der Gemeinde Perl wissenschaftlich ausgegraben. Sechs Gärten, darunter Obst- und Gemüsegärten, ein Kräutergarten sowie ein römischer Rosengarten, umrahmen die Häuser. Vor elf Jahren wurden sie im Rahmen des EU-Projekts "Gärten ohne Grenzen" angelegt. Langfristiges Ziel sei es, so Schmitt, die Villa zum Unesco-Weltkulturerbe zu machen. Doch da Rekonstruktionen den Titel nicht erhalten können, sei denkbar, sich mit den noch nicht ausgegrabenen Gebäuden zu bewerben.
Auf einen Blick
6. und 7. August: Römertage: Eintritt: Erwachsene fünf Euro Erwachsene, Familien neun Euro.
7./14. August, 11. September: Öffentliche Führung durch die Villenanlage um 14 Uhr. Bis 15. August: Sonderausstellung Römische Schiffsbauten. 28. August: Ausstellungseröffnung "Keltengräber in Oberleuken".
Öffnungszeiten: Di-So und Feiertag: April - Oktober: elf bis 18 Uhr. Eintritt: Erwachsene vier Euro, Familien acht Euro, Kinder bis sechs Jahre: frei, Kinder bis 14 Jahre: zwei Euro.
Führungen durch Villa, Gärten und Museum sowie Erlebnisführungen. Kontakt: Villa Borg Im Meeswald 1, 66706 Perl, (0 68 65) 9 11 70.
villa-borg.de
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