Ende 2011 soll erste Ernte sein

Völklingen. Die Akteure wirken äußerst nervös und angespannt. Obwohl sie eine gute Nachricht verkünden wollen

Völklingen. Die Akteure wirken äußerst nervös und angespannt. Obwohl sie eine gute Nachricht verkünden wollen. Jochen Dahm, Geschäftsführer der Meeresfischzucht Völklingen (MFV), Friedrich Esser, Geschäftsführer der International Fish Farming Technology (IFFT) - sie ist Minderheitsgesellschafter der MFV mit 10,1 Prozent - und Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig als MFV-Aufsichtratsvorsitzender haben für Mittwochvormittag zur Pressekonferenz ins Wasserwerk am Simschel eingeladen, um über den "Baufortschritt an der Meeresfischzuchtanlage" zu informieren. In den vergangenen Wochen habe es etliche "wesentliche Gespräche aufgrund der Finanzströme" gegeben, sagt Lorig. Der Stand der Dinge sehe nun so aus, "dass dem Weiterbau nichts mehr entgegensteht". Dahm übernimmt: Gerade sei eine Vereinbarung unterschrieben worden, die festlege, "wie es weitergeht". Er ruft die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate in Erinnerung: Die Saar LB habe ihre Kredit-Auszahlungen gestoppt, weil sich eine Finanzierungslücke auftat. Die sei geschlossen, die Kredite flössen wieder. Die neue Vereinbarung regele nun die Finanzfragen, die strittig waren zwischen MFV und IFFT. Die IFFT - Juniorpartner und zugleich Generalunternehmer für den Bau - arbeite "im Rahmen des bisherigen Budgets" von 15 Millionen Euro weiter. Sie werde die Generalunternehmer- und Gemeinkosten erhalten, die sie der MFV in Rechnung gestellt hatte (zuvor hatte Dahm mitgeteilt, die MFV zweifle, ob diese Forderungen berechtigt seien). Aber nicht im Voraus, sondern erst bei der Endabrechnung. Bis spätestens heute werde man Rechnungen von Subunternehmern begleichen, rund eine Million Euro werde dafür fließen. Das schließe Zahlungen für die Wassertechnik ein - diese Gerätschaften stünden fertig gebaut bei den Herstellern parat, mit der Zahlung werde die Lieferung ausgelöst. Als Endtermin für den Bau der Anlage sei nun der 31. Dezember anvisiert. Wobei man erstmal mit den Baufirmen neu über Termine reden müsse. Friedrich Esser von der IFFT ergänzt, bei den strittigen Beträgen sei es nicht allein um Gemeinkosten gegangen. Vielmehr sei eine höhere Summe - er spricht von 2,2 bis 2,3 Millionen Euro - ausgeblieben. Daher sei der Antrag auf Fremdinsolvenz, den er gegen die MFV gestellt hatte, unvermeidlich gewesen. Nach der neuen Vereinbarung wird er den zurückziehen, ebenso Mahnbescheide gegen die MFV. Es sei wieder eine Basis da für ein neuesVertrauensverhältnis, fügt er an. Das unterstreicht auch Lorig: Ja, es gebe jetzt Klarheit über die Beziehungen zwischen MFV und IFFT. Und er erklärt kategorisch: "Es wird für diese Anlage kein Zurück geben."Haben die Fischzucht-Verantwortlichen Fehler gemacht? Für sich als Aufsichtsratsvorsitzenden sehe er "keinen einzigen", antwortet Lorig auf die Journalistenfrage. "Hinterher ist man immer klüger", sagt Dahm; ja, man habe Zeit verloren, man hätte die aktuelle Vereinbarung schon früher schließen sollen. Auch Esser würde jetzt manches anders machen, vor allem "die Projektverantwortung klarer definieren", von vornherein. Doch die Probleme sieht er nun überwunden. Und schaut voraus: "Die Anlage wird wirtschaftlich arbeiten", versichert er. Ende 2011 könne man die erste Fischernte einfahren. "Für diese Anlage gibt es kein Zurück." Klaus Lorig, Völklinger Oberbürgermeister und Vorsitzender des MFV-AufsichtsratsMeinung

Das war ganz knapp

Von SZ-Redakteurin Doris Döpke Was gestern bei der Pressekonferenz zu hören war und wie es vorgetragen wurde, lässt nur einen Schluss zu: Die Rettung des geplanten Völklinger Fischzucht-Vorhabens muss eine schwierige und für alle Beteiligten harte Angelegenheit gewesen sein. Es scheint, als sei das für eine städtische (Tochter-)Gesellschaft ungewöhnliche Projekt nur knapp am Abgrund vorbeigeschliddert. Um etwa ein halbes Jahr, so hieß es, hätten Finanzierungs-Probleme das Projekt verzögert. Mag der dadurch entstandene materielle Schaden sich auch in Grenzen halten - der Image-Schaden ist nicht zu unterschätzen: Das Werben um Investoren ist mühsamer geworden. Und der interne Zwist dürfte das Binnenverhältnis der Partner nicht unberührt gelassen haben. Jetzt herrsche da Klarheit, wurde gestern mehrfach betont - das heißt im Umkehrschluss: Sie hat anfangs gefehlt. Hoffen wir, dass sich inzwischen die Professionalität eingestellt hat, die solch ein Projekt dringend braucht. HintergrundDas Baukosten-Budget für die Fischzuchtanlage ist nach den Aussagen auf der gestrigen Pressekonferenz "gedeckelt", es liegt bei 15 Millionen Euro. Wird der Bau teurer, muss die IFFT als Generalunternehmer die Mehrkosten tragen. Lässt sich günstiger bauen, kann sie die Differenz für sich verbuchen. "Die Baukosten waren nie strittig", erklärte IFFT-Chef Friedrich Esser: Bereits im Dezember 2008 sei im Aufsichtsrat von 14,85 Millionen Euro die Rede gewesen. Nachfrage für die Produktion bestehe. Bei hochpreisigen Qualitäts-Fischen, wie man sie in Völklingen produzieren werde, sei das Angebot auf dem internationalen Markt von Jahr zu Jahr knapper geworden. Völklinger Wolfsbarsche, so Esser, könne man für 8,50 bis neun Euro pro Kilo verkaufen. Das bedeute Verbraucherpreise von rund 20 Euro pro Kilo. Interesse der IFFT ist es, nach Fertigstellung des Baus weitere Anlagen gleichen Typs zu verkaufen. Damit will sie dann Profit machen: Spätere Anlagen sollen 16,5 Millionen statt jetzt 15 Millionen Euro kosten. dd

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