"Empfangschef" überlässt nichts dem Zufall

Saarbrücken. In Werner Theis' (58) Büro im Saarbrücker Rathaus stapeln sich die Ordner. Der Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Saarbrücken steht an, und seit acht Wochen ist der Protokollchef mit den Vorbereitungen beschäftigt. Etwa 1800 Gäste wird Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) heute Abend im E-Werk empfangen. "Das will alles geplant sein", schmunzelt Theis

 Bei Werner Theis vom Saarbrücker Amt für Stadtmarketing dreht sich derzeit alles um den Neujahrsempfang. Foto: Iris Maurer

Bei Werner Theis vom Saarbrücker Amt für Stadtmarketing dreht sich derzeit alles um den Neujahrsempfang. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. In Werner Theis' (58) Büro im Saarbrücker Rathaus stapeln sich die Ordner. Der Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Saarbrücken steht an, und seit acht Wochen ist der Protokollchef mit den Vorbereitungen beschäftigt. Etwa 1800 Gäste wird Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) heute Abend im E-Werk empfangen. "Das will alles geplant sein", schmunzelt Theis. Dem Zufall überlasse er nichts. Seit 27 Jahren ist er im Dienst der Landeshauptstadt, seit 2004 Leiter der Abteilung "Protokoll". Neben dem großen Neujahrsempfang plant er über 160 Empfänge jedes Jahr. "Da ist man schon aufgeregt, wenn zum Beispiel die Bundespräsidenten Johannes Rau oder Horst Köhler kommen."Wenn hoher Staatsbesuch ansteht, sei der Ablauf minutiös durchgeplant. Der Neujahrsempfang verlaufe hingegen lockerer, sagt der Protokollchef: "Die Gäste wollen sich einfach nur unterhalten. Ein bunt gemischtes, lockeres Beisammensein." Auf der Gästeliste stehen Vertreter der Staatskanzlei, des Stadtrats, des Regionalverbandes und Persönlichkeiten aus der Gesellschaft, aber auch "viele Bürger, die die Stadt mitprägen. Wir wollen beim Neujahrsempfang nicht nur Vips".

Jedes Jahr gibt es ein Motto - dieses Mal werden Bürger für ihren gesellschaftlichen Einsatz geehrt: "In keinem anderen Bundesland engagieren sich so viele Menschen ehrenamtlich wie im Saarland. Etwa ein Fünftel, also 200 000 Menschen, engagiert sich hier. Das ist enorm." 800 von ihnen werden am Freitag dabei sein. Auf den Einladungskarten stehen ihre Betätigungsfelder: Sie sind Mitglieder des Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes und der Freiwilligen Feuerwehr. Oder aber tätig in der Nachwuchsförderung oder in sonstigen gesellschaftlich relevanten Organisationen. "Wir haben allein 150 Baumpaten und 200 Zoopaten geladen, aber auch Vertreter von der Bahnhofsmission und den Grünen Damen."

Seit gestern ist Theis nicht mehr in seinem Büro mit der Nummer 123 anzutreffen. "Da habe ich die Schaffklamotten an. Wir bringen Gläser, Heiztöpfe, Büfettanlagen und Garderoben vom Rathaus hoch ins E-Werk." Vor Ort muss Theis den Aufbau überwachen und die Lichttechnik planen. "Am Schluss machen wir immer einen Trockenlauf. Hinter dem Rednerpult, wo Britz und Ulli Wagner, Vorsitzende des Saarländischen Journalistenverbands, ihre Reden halten, wird eine große Leinwand aufgebaut sein. Die muss sich nach den Reden heben, damit die Stadtkapelle aufspielen kann." Britz' zwanzigminütige Rede hat Theis dieses Jahr nicht geschrieben, den Inhalt kennt er trotzdem: Ein Blick zurück, einer nach vorne und "ein paar persönliche Einblicke, weil sie ihre zweite Amtsperiode angetreten hat. Das Hauptthema ist aber auch hier das Ehrenamt".

Dann wird Theis doch ein wenig wehmütig. "Bis vor zwei Jahren hatten wir noch ein Rahmenprogramm, etwa die Magic Artists oder die Abba-Show. Auch Deko wie Lichterketten und Kerzenständer. Wir haben aber festgestellt, dass das keinen interessiert. Beim Neujahrsempfang stehen der Talk und die Wiener im Mittelpunkt."

4000 Würstchen hat Theis bestellt. "Ja, die Wiener sind Tradition und dürfen nicht fehlen", sagt er lachend. Offiziell soll der Empfang wieder um ein Uhr nachts enden. "Letztes Jahr ging es aber bis morgens um halb sechs." Wie lange diesmal gefeiert wird, kann auch Theis, trotz aller Planung, nicht voraussehen.

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