Emma brütet in der roten Zone

Stachelige Spikes in langen Reihen, großzügig ausgestreute Spiegelscherben, sanfte Stromschläge: Die Völklinger lassen sich einiges einfallen, um der Stadttauben Herr zu werden. Aber Emma hat sie ausgetrickst.

 "Ein artgerechter Brutplatz. Der Rabe schreckt andere ab, und die Spikes dienen sogar als Nisthilfe", meint Experte Andreas Goldschmidt schmunzelnd zum Taubennest auf diesem Träger im Durchgang an der Rathausstraße. Die Aufnahme war nur durch ein nicht zu öffnendes Fenster möglich. Foto: Jenal

"Ein artgerechter Brutplatz. Der Rabe schreckt andere ab, und die Spikes dienen sogar als Nisthilfe", meint Experte Andreas Goldschmidt schmunzelnd zum Taubennest auf diesem Träger im Durchgang an der Rathausstraße. Die Aufnahme war nur durch ein nicht zu öffnendes Fenster möglich. Foto: Jenal

Völklingen. Nennen wir sie einmal Emma. Und ihren Partner Emil. Und den Raben Jakob. Jakob ist, genauer gesagt, nur eine Rabenattrappe. Und Emma hat das jetzt entdeckt. Die Stadttaube brütet seit einigen Tagen, unterstützt von ihrem Partner Emil, direkt neben Jakob. Und dies auf einem stählernen Querträger in einigen Metern Höhe in einem Durchgang an der historischen Häuserzeile in der Rathausstraße, dies in Augenhöhe des Büros der Völklinger SZ-Redaktion.Die Stadtentwicklungsgesellschaft Völklingen (SEV) hat diese Häuser erst vor Jahren aufwendig saniert. Mieter, Besucher und Kunden mögen es natürlich nicht, wenn Emma und Kollegen ihren Segen von oben auf sie ablassen. Hausverwalter Dieter Füchsle, Geschäftsführer der Baugenossenschaft 04, hat besagten Querträger regelrecht verminen lassen: mit Stacheln, Spiegelscherben. Und als vermeintliche Krönung auch noch den Raben daraufgesetzt: Jakob, der eigentlich abschrecken sollte und jetzt unversehens Emmas Brut bewacht.

Wir haben Andreas Goldschmidt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Stadttaubenhilfe, um eine Begutachtung gebeten. "Ein artgerechter Brutplatz. Der Rabe schreckt andere Vögel ab, und die Spikes dienen sogar als Nisthilfe", meinte Goldschmidt schmunzelnd. Wenn Emma kote, könne sie nichts dafür, aber sie sei hier eindeutig am falschen Platz. Ansonsten könne der Träger wirksam gesichert werden, indem man ein in Dreiecksform gebogenes Blech auf ihn lege: eine Empfehlung, die vielleicht offene Ohren findet. Auch Oberbürgermeister Klaus Lorig musste erst mal herzhaft lachen, als wir ihm Emmas Brutplatz zeigten. Sein Altes Rathaus in der Nähe hat Lorig sogar mit Niederspannungsleitungen, die Stromschläge austeilen, vor Tauben gesichert.

 "Ein artgerechter Brutplatz. Der Rabe schreckt andere ab, und die Spikes dienen sogar als Nisthilfe", meint Experte Andreas Goldschmidt schmunzelnd zum Taubennest auf diesem Träger im Durchgang an der Rathausstraße. Die Aufnahme war nur durch ein nicht zu öffnendes Fenster möglich. Foto: Jenal

"Ein artgerechter Brutplatz. Der Rabe schreckt andere ab, und die Spikes dienen sogar als Nisthilfe", meint Experte Andreas Goldschmidt schmunzelnd zum Taubennest auf diesem Träger im Durchgang an der Rathausstraße. Die Aufnahme war nur durch ein nicht zu öffnendes Fenster möglich. Foto: Jenal

Das Tierschutzrecht gewährt Emma derzeit Mutterschutz. Sechs Wochen dauert es normalerweise, bis aus Eiern flugfähige Jungtauben werden. Andreas Goldschmidt hat schon angeboten, sich des Nachwuchses anzunehmen. Völklinger Taubenschützer bringen solche Fälle zunächst in einer privaten Pflegevoliere unter. Dann geht es ab nach Saarbrücken in betreute Taubenhäuser. Die Landeshauptstadt unterhält solche auf den Parkdecks am Rathaus und am Lambertshof. Der Verein Stadttauben Saarbrücken sorgt dort auch dafür, dass die Vögel nicht überhand nehmen. Ehrenamtliche Helfer schieben ihnen Gipseier zum Brüten unter.

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