EM-Traum ist aus - St. Wendel wird überleben
St. Wendel. Geblieben war nur eine Schar am Boden liegender Bierbecher. Zehn Minuten nach dem Schlusspfiff des Halbfinals der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Italien war der Kirmesplatz in St. Wendel fast komplett verwaist. Eine gespenstische Kulisse, denn noch wenige Augenblicke vorher hatten dort rund 3000 Fans der deutschen Elf die Daumen gedrückt
St. Wendel. Geblieben war nur eine Schar am Boden liegender Bierbecher. Zehn Minuten nach dem Schlusspfiff des Halbfinals der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Italien war der Kirmesplatz in St. Wendel fast komplett verwaist. Eine gespenstische Kulisse, denn noch wenige Augenblicke vorher hatten dort rund 3000 Fans der deutschen Elf die Daumen gedrückt. Die meisten machten sich nach der 1:2-Niederlage prompt auf den Heimweg. Lediglich ein paar Fans standen in ihren DFB-Trikots da, kopfschüttelnd oder den Blick ausdruckslos nach vorne gerichtet. Aus den Boxen dröhnte währenddessen "I will survive" (zu Deutsch: "Ich werde überleben"). Irgendwie passend.Dass auch in diesem Jahr zumindest der Final-Einzug drin gewesen wäre, daran hatten die deutschen Fans vor dem Halbfinale keine Zweifel. "Wir gewinnen 2:1 nach Verlängerung. Wir müssen den Pirlo ausschalten, dann klappt das", sagte Philipp Falk aus Hasborn. Noch optimistischer war Yannic Sick, der aus Gresaubach nach St. Wendel gekommen war. "Deutschland siegt 3:1 nach Verlängerung", meinte er.
Der Optimismus der Fans schien zunächst auch begründet. Denn Deutschland legte gut los. Nach dem zu diesem Zeitpunkt etwas überraschenden 0:1 befanden sich aber alle auf dem St. Wendeler Kirmesplatz erstmal kurz in Schockstarre. "Wir packen es noch", war aber dennoch der allgemeine Tenor. Bis zum 0:2 - wieder Balotelli. Jetzt war es mucksmäuschenstill unter den Fans.
Auch in der Halbzeit war die Stimmung gedämpft. Eifrig wurde über die Umstellungen von Bundestrainer Joachim Löw in der Startelf diskutiert. Die Hoffnung wollten die Fans aber noch nicht aufgeben. "Wenn uns bis zur 60. Minute der Anschlusstreffer gelingt, ist noch was drin", war überall zu hören. Doch der fiel erst in der Nachspielzeit durch den Elfmeter von Mesut Özil. Noch einmal ging ein Raunen durch die Menschen-Menge in St. Wendel. Ein letztes Mal wurde das deutsche Team mit Sprechchören angefeuert. Doch es reichte nicht mehr. Schlusspfiff, aus, nach Hause. Kein Autokorso durch die Innenstadt. Nur ein paar vereinzelte Italiener machten sich hupend und mit aus dem Fenster hängenden Fahnen auf den Weg durch die Straßen der Kreisstadt. > Seite A 4: Analyse; Seiten C 8, D 1 und D 2: weitere Berichte