Eltern wollen kein Risiko eingehen

St. Wendel. In Deutschland kommt fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Ein Trend, der sich auch im Saarland widerspielt. Denn wenn es um Statistiken in Sachen Kaiserschnitt geht, ist das kleinste der Flächenbundesländer ganz weit vorne. Im Kreis St

St. Wendel. In Deutschland kommt fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Ein Trend, der sich auch im Saarland widerspielt. Denn wenn es um Statistiken in Sachen Kaiserschnitt geht, ist das kleinste der Flächenbundesländer ganz weit vorne. Im Kreis St. Wendel sind im vergangenen Jahr 34 Prozent der Babys per Kaiserschnitt zur Welt gekommen (im Vergleich: bundesweit waren es 32 Prozent). Damit liege man im saarlandweiten Trend, sagt Dr. Eberhard Müller, Chefarzt der Frauenklinik im St. Wendeler Marienkrankenhaus.Doch warum kommen so viele Babys per Kaiserschnitt zur Welt? Im Vergleich zu den 1990er Jahren, in denen lediglich 15 Prozent der Kinder auf diesem Wege entbunden wurden, hat sich die Zahl inzwischen verdoppelt. Der Mediziner beobachtet immer mehr, dass der Wunsch nach Kontrolle bei den werdenden Eltern enorm ist. "Wir wollen das Beste für das Kind, kein Risiko eingehen" - das seien einige der Begründungen für einen Kaiserschnitt. Auch gilt die Regel: Eine Frau, die einmal einen Kaiserschnitt hatte, wird sich beim zweiten Kind wieder dafür entscheiden. Aber auch Ängste vor der Geburt spielen eine Rolle. "Die Patientinnen sind hochinformiert, aber auch hochängstlich", sagt Müller. Deshalb sei es ihm wichtig, die werdenden Mütter in Gesprächen ausführlich zu beraten. "Ganz klar, die Frau ist die Herrin im Ring. Aber ich möchte, dass sie sich eine fundierte Meinung bilden kann."

Geburt wird planbar

Heutzutage gibt es die Methode des sanften Kaiserschnitts. Danach sind die Frauen recht schnell wieder fit und gehen meist schon nach vier Tagen nach Hause. Zwar sei die Gefahr einer Thrombose höher als bei der vaginalen Geburt. Doch macht diese sanfte Methode den Kaiserschnitt auch durchaus attraktiv für werdende Mütter.

Der Wunschkaiserschnitt ist auch immer wieder ein Thema. Das macht auch die Geburt eines Babys planbar. Dr. Müller warnt dabei ausdrücklich vor einem zu früh geplanten Kaiserschnitt. "Ein Baby sollte nicht früher als zehn Tage vor dem errechneten Termin geholt werden." Sonst könnten Lungenreifungsprobleme und Anpassungsstörungen entstehen. "Und das ist absolut unnötig", betont der Mediziner.

Vorzeitiges Lösen des Mutterkuchens, schlechte Herztöne beim Baby - das sind laut Dr. Müller klare Anhaltspunkte für einen Kaiserschnitt. Auch Kinder in der Beckenendlage kommen inzwischen fast ausschließlich per Kaiserschnitt zur Welt. Früher seien diese Babys zum Teil durchaus auf normalem Wege entbunden worden.

"Frauen haben in der Regel ein Gefühl, was das Richtige für sie ist. So etwas kennen wir Männer nicht", sagt Dr. Müller und lächelt. Dieses Gefühl der werdenden Mutter sollte der Geburtshelfer ernst nehmen. Chefarzt Dr. Müller verteufelt den geplanten Kaiserschnitt nicht, sagt aber auch klar: "Die vaginale Entbindung bleibt die natürliche Geburt."

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