Kinder-Legende ist tot „Tante Else“ – das Gesicht der „Kinderpost“ ist tot

Saarbrücken · Den Namen „Tante Else“, der so unzeitgemäß klingt, wie sie nie war – Else Meyer-Michler trug ihn bis ins hohe Alter mit Stolz. Denn unter diesem Namen war sie, die junge Feuilleton-Redakteurin, zwischen 1947 und 1955 für Tausende saarländische Kinder eine Institution im Saarland.

 Else Meyer-Michler starb am 24. Februar mit 93 Jahren.

Else Meyer-Michler starb am 24. Februar mit 93 Jahren.

Foto: Iris Maurer

Zusammen mit der Redaktion der Saarbrücker Zeitung entwickelte die damals 22-Jährige eine Zeitung nur für Kinder, die „Kinderpost“, wurde deren Chefredakteurin. Und schrieb mit diesem frühen Zielgruppen-Produkt nicht nur regionale Pressegeschichte, sondern wurde auch zu einer Vertrauensperson für die Jüngsten.

Noch bis weit in die 2000er Jahre existierten „Tante-Else-Fanclubs“. Wie Meyer-Michler das geschafft hat? Mit Energie und Herz, Charisma und Fleiß, aber auch mit blendenden Ideen. Denn die „Kinderpost“ erprobte eine frühe Form interaktiver Kommunikation, richtete eine Leserbrief-Ecke ein. „Tante Else“ ließ angeblich kein einziges Kind ohne persönliche Antwort. Außerdem trat sie als Gastgeberin bei den „Kinderpost“-Events auf, etwa bei Seifenkistenrennen, und wurde zur öffentlichen Person.

Meyer-Michler blieb jedoch nicht bei der Saarbrücker Zeitung, wechselte zu den „Saarbrücker Neuesten Nachrichten“, danach in die Staatskanzlei, als Redenschreiberin für Ministerpräsident Egon Reinert. Als sich ihr Mann beruflich umorientierte, folgte sie ihm nach Paris und an unzählige andere Orte, bis es sie nach seinem Tod 1986 wieder nach Saarbrücken zurückzog. Dort starb sie am 24. Februar im Alter von 93 Jahren. Wer sie traf, vergisst sie nicht: eine Powerfrau mit selbstbewusstem Charme.

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