Elodie Brochier war nicht zu toppen

Saarbrücken. "Another Side" hatte die Saarbrücker Ini-art-Initiative ihr Festival Volume 6 am Wochenende getauft. Zwei Abende lang standen unter diesem Nenner im Theater im Viertel (TiV) am Landwehrplatz Frauen als Band-Chefinnen im Zentrum des Interesses

Saarbrücken. "Another Side" hatte die Saarbrücker Ini-art-Initiative ihr Festival Volume 6 am Wochenende getauft. Zwei Abende lang standen unter diesem Nenner im Theater im Viertel (TiV) am Landwehrplatz Frauen als Band-Chefinnen im Zentrum des Interesses.Als sich am Freitag Marion Wörles Kölner Elektro-Akustikduo PIRX, der französische Performance-Zweier Nuschka Werchowska und Liping Ting sowie die Formation Art Zentral aus Berlin und Würzburg um Pegelia Gold die Ehre gaben, waren die Sitzplätze bereits proper belegt. Zusatzstühle waren dann samstags nötig, als Stefan Scheib, Moderator des Tages, zunächst Ulla Osters Quartett "Chimäre" ansagen durfte. Das schillernde Wort möchte die Kölner Kontrabassistin in der Bedeutung von "Scheinwelt" verstanden wissen.

So ging es bei Kompositionen wie "Thirteenth Floor", "Inversion" und "Escape" denn auch darum, "sich in seine Träume zu beamen". Oster hatte klangvolle Melodien entworfen und baute zusammen mit Gitarrist Norbert Scholly das Fundament zu ätherischen Sound-Landschaften. Saxofonistin Angelika Niescier sorgte mit flinken Pirouetten für Bewegung, Eva Pöpplein steuerte am Laptop atmosphärische Geräusche bei.

Glanzlicht der hochkarätigen Programmfolge war klar der Auftritt von Élodie Brochier mit ihrem Projekt "Rêves". Längst ist die zierliche Französin aus Saargemünd zum Gesamtkunstwerk gewachsen. Auch wer nicht jedes Wort der selbst getexteten experimentellen Chansons verstand, konnte sich der Suggestivkraft ihrer Mimik und Gestik kaum entziehen. Und erst recht Élodies von einer Sekunde zur nächsten von kompetentem Belcanto in aufgeregtes Gezeter umschlagende Gesangsdarbietung war allererste Sahne. Die zündenden Riffs von Wollie Kaiser (elektronisch verfremdete Holzblasinstrumente; Komposition) zu David Metzners vitaler Schlagzeug-Grundierung machten ein Musikereignis der Spitzenklasse komplett.

Derlei ließ sich nicht toppen; dennoch war der Festivalausklang mit dem von Köln aus agierenden Sextett "The Bliss" der Saxofonistin Katrin Scherer trefflich gewählt. Trotz aller durchsynkopierten Newjazz-Schräge fehlte es dem mit markanten Bläsersätzen aufwartenden Powercocktail nicht an höchst anregendem Groove und zündenden Soli - man denke nur an Sven Deckers Saxofonfeuerwerk. uhr

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